10 323 Kinder haben in Unterfranken am Dienstag ihren großen Tag. Den Tag, auf den sie schon seit Wochen hinfiebern, denn dann ist Schluss mit dem Kindergartenleben und los geht der Schulalltag. Ausgestattet mit Schulranzen, Federmäppchen und Pausenbrot treten die ABC-Schützen an diesem Tag zum ersten Mal ihren Schulweg an. So zumindest die Theorie. In der Praxis sieht dies leider anders aus, denn mit einem Pausenbrot werden nicht alle Kinder zu Hause ausgestattet.
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Etwa zehn Prozent der Grundschüler verlassen in Deutschland morgens ohne Frühstück das Haus – das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach unter Eltern im Auftrag des Discounters Lidl. Hochgerechnet auf die knapp drei Millionen Grundschüler in Deutschland sind rund 300 000 Kinder betroffen. Wie wichtig aber ein Frühstück und Pausenbrot für Kinder ist, das weiß die Würzburger Kindertafel. Seit 2012 engagiert sie sich für Kindergarten- und Schulkinder im Würzburger Stadtgebiet, die ohne Frühstück und Pausenbrot in die Schule geschickt werden.
Die Kindertafel versteht sich als "Pausenbrot-Catering"
"Wenn der Magen knurrt, kann man sich einfach nicht konzentrieren", weiß Kindertafel-Mitbegründerin Ute Kremen. Und tatsächlich belegen Studien, dass die Nährstoffaufnahme am Morgen essentiell ist, um am Tag produktiv zu sein. "Doch leider ist es auch noch so, dass die meisten Kinder, die von uns Pausenbrote bekommen, auch schon kein Frühstück hatten." Hier greift die Kindertafel dann ein. Sie versteht sich als "Pausenbrot-Catering". Die ehrenamtlichen Mitarbeiter kümmern sich darum, dass bedürftige Kinder mit einem gesunden Pausenbrot versorgt werden. Hierfür stehen schultäglich freiwillige Helfer in einem kleinen ehemaligen Ladenlokal in Grombühl bereit und schmieren rund 200 gesunde Pausenbrote. Hinzu kommen noch Getränke und Rohkost. Anschließend werden die Pakete dann an die jeweiligen Schulen geliefert.
Die Gründe, weshalb so viele Kinder keine Pausenbrote bekommen, seien vielfältig, meint Kremen. "Vielen Eltern fehlt schlichtweg das Geld, dann denken viele, gesunde Ernährung sei teuer." Teilweise haben es Eltern in ihrer Kindheit aber auch selber nicht gelernt, oder durch Schichtarbeiten seien sie morgens einfach nicht zu Hause. "Und oftmals sind auch psychische Belastungen der Eltern Schuld daran, dass sie nicht in der Lage sind, ihren Kindern ein vernünftiges Brot zu schmieren."
Besteht dann aber nicht Gefahr, dass Eltern, die ihren Kindern bislang immer Brote geschmiert haben, nun auch nicht mehr dafür bereit sind? Schließlich gibt es den Service für diese Fälle. Nein, meint Kremen, die selber Mutter eines 13-jährigen Jungens ist. "Bislang hatten wir dieses Problem nicht." Im Gegenteil: "Oft ist es so, dass die Eltern dann wieder anfangen, ihren Kindern Brote zu schmieren."
Sozialreferentin Düber ist der Kindertafel dankbar
Auch Sozialreferentin Hülya Düber kennt das Problem mit den fehlenden Pausenbroten. "Auch in Würzburg gibt es aus den unterschiedlichsten Gründen Familien, bei denen die finanziellen Mittel für ein Schulfrühstück und eine ausgewogene Ernährung fehlen oder die Notwendigkeit dafür nicht gesehen wird", sagt sie. Sie sei der Kindertafel für ihre Arbeit dankbar, auch "wenn ich eigentlich hoffe, dass in der Zukunft Angebote wie diese nicht mehr notwendig sein werden."
Das Arbeitsprinzip der Kindertafel Würzburg ist bundesweit selten. Die Kindertafel im benachbarten Schweinfurt war hier der Vorreiter. Wer ein Pausenbrot bekommt, entscheiden Erzieher und Lehrer. Sehen sie, dass ein Kind regelmäßig ohne vernünftiges Pausenbrot zum Kindergarten oder in die Schule kommt, können sie dies ihrer Leitung melden. Diese wiederum meldet sich bei der Kindertafel und bestellt dementsprechend die Brote. Die Mitarbeiter der Kindertafel erfahren hierbei nicht, für wen sie die Brote schmieren – alles läuft anonym ab.
80 000 Euro kosten die Pausenbrote für ein Schuljahr
Die Kindertafel finanziert sich alleine durch Spenden. 80 000 Euro werden laut Kremen pro Schuljahr für die Pausenbrote benötigt. Für das kommende Schuljahr 2019/20 sieht es gut aus: "Die Kosten sind gedeckt", sagt Kremen. "Zumindest, wenn nicht wesentlich mehr Schulen dazu kommen." Denn melden können sich die Schulleitungen das ganze Schuljahr über. Oft komme aber auch zwischendurch die Nachricht, dass an einer Schule wieder weniger Brote benötigt werden, da die Eltern nun selber Brote schmieren.
Dies ist auch ein weiteres Ziel der Würzburger Kindertafel. "Dass ein gewisser Lerneffekt für alle Beteiligten da ist", so Kremen. Einerseits sollen die Kinder merken, wie wichtig eine gesunde Ernährung ist, wenn man im Leben weit kommen möchte, andererseits sollen die Eltern begreifen, dass ihre Kinder erfolgreicher sein können, wenn die Ernährung stimmt. "Wir möchten einfach nur, dass sich die Kinder gut konzentrieren können und dass die Aggressivität auf den Schulhöfen nachlässt", hofft Kremen. Und natürlich: "Dass die Kinder keinen Hunger haben, das ist für uns das Wichtigste."
Ich bin mir auch nicht sicher, ob es diesem Fall wirklich sinnvoll ist, diesen Eltern das Pausenbrot auch noch abzunehmen. Manche Eltern fühlen sich dann ja in ihrer "Faulheit" noch bestätigt. Für Handy, Laptop, Fernsehgerät, Zigaretten, Bier und allerlei andere Dinge ist oft das Geld da. An dem Tag das Kindergeld ausbezahlt wird, stehen reihenweise Familienautos vor der "Spielgrotte". Ohne Worte !!
Wie bitte? Das dürfte ja wohl der allerletzte Grund sein für fehlendes Pausenbrot.....
Auf jeden Fall ein tolles Engagement der Helfer.
aus ihrem Bett auf
wenn die Kinder zur Schule gehn...
warum die überhaupt Nachwuchs gezeugt haben
frag ich mich manchmal schon...
Da sind mir die HelferInnen der Kindertafel lieber, die packen an!!
Ich stamme aus einer Familie die nie aus dem vollen schöpfen könnte und jeder von uns, wir waren 7 Kinder hat immer ein Frühstück und auch ein Pausenbrot bekommen.
Wenn ich selbst Arbeitskollegen sehe die schlichtweg zu faul sind, oder das Geld für irgendwelchen Blödsinn ausgeben könnte ich k.......
Ich denke das ist überwiegend der Grund und nicht Armut.