Eine Umgehungsstraße für Giebelstadt ist nicht in Sicht. Die Geduld der Anwohner allerdings ist nach Jahrzehnten der Planung zu Ende. Sie fordern Sicherheit und Lebensqualität ein - und zwar jetzt. "Wenn alle 50 Stundenkilometer fahren würden, wäre schon vielen geholfen", meint Regina Hombach, die als Betroffene in Euerhausen und als Giebelstädter Gemeinderätin darauf drängt, dass sich endlich etwas tun muss. Allein sechs Tote beklagt Euerhausen seit Beginn der Planungen zur Ortsumgehung vor 30 Jahren. Dazu kommen zahlreiche Unfälle mit glimpflicherem Ausgang. "Alles innerhalb der Ortsdruchfahrt", betont Hombach. Fußgängerüberwege, Tempo 30, Dauerblitzer - inzwischen liegen etliche Optionen auf dem Tisch.
"Sechs Tote. Das wird so nicht wahrgenommen und ist bislang auf taube Ohren gestoßen", ist Bürgermeister Helmut Krämers Eindruck von all den Gesprächen, die er seit Jahren in Sachen B19 führt. Doch er hat die Hoffnung, dass sich diesmal etwas in Sachen Verkehrssicherheit bewegt. "Gerade jetzt, wo die B19-Umgehung mehr denn je in Frage gestellt ist, bestehen Chancen, dass Kompensationsmaßnahmen mitgetragen werden." Keinesfalls würde er sie allerdings als Ersatz für die Verlegung der B19 sehen, wie er betont und auch Hombach ist da ganz entschieden: "Die B19-Umgehung muss kommen."
600 Fahrer täglich zu schnell
Mobile Blitzer waren erst wenige Tage vor dem Gespräch mit dieser Zeitung wieder in Euerhausen stationiert. Wie üblich warnte das Lokalradio. Es sind die Tage, an denen die Fahrzeuge zumeist regelkonform gesteuert werden. Der Unterschied im Lärmpegel und bei den gefahrenen Geschwindigkeiten ist deutlich wahrnehmbar. Insofern sind die Blitz-Aktionen zielführend.
Wie gefahren wird, wenn nicht gewarnt wird, zeigen Daten aus einer verdeckten Messung über eine Woche hindurch im Dezember 2022 auf Höhe der ersten Wohnhäuser am nördlichen Ortseingang von Euerhausen. Die Auswertung zeigte, dass durchschnittlich fast 60 Prozent der Fahrerinnen und Fahrer die Geschwindigkeitsbegrenzung einhielten. Weitere 34 Prozent waren schneller als erlaubt, blieben aber im Toleranzbereich. Geschwindigkeitsüberschreitungen, die Ordnungswidrigkeiten sind, oder sogar mit Bußgeld einhergehen, lagen in der Regel in einer Größenordnung bis zehn Prozent. In realen Zahlen handelt es sich jedoch um bis zu 600 Fahrzeuge am Tag, die deutlich zu schnell fahren. Wären stationäre Blitzer eine Option?
Die Forderung sei formuliert und liege dem für die B19 zuständigen Staatlichen Bauamt vor, so Krämer. Es sei ihm allerdings angedeutet worden, dass der Antrag wohl abgelehnt würde, da Giebelstadt kein Unfallschwerpunkt sei. Wäre hier nichts zu erreichen, wird der Marktgemeinderat sich damit beschäftigen müssen, ob Giebelstadt stationäre "Blitzer" selbst anschafft und betreibt, skizziert Krämer die Vorgehensweise. Diese Möglichkeit gibt es in Bayern für Kommunen erst seit etwa drei Jahren. Die Kosten dafür sieht Krämer jedoch skeptisch. Es gehe für Euerhausen, Herchsheim und Giebelstadt um je zwei Geräte an den Ortsein- beziehungsweise -ausgängen, die mit je 100.000 Euro Anschaffungspreis zu veranschlagen seien, zuzüglich Installation. Diejenigen, die hier regelmäßig fahren, wüssten dann um die Standorte der stationären Blitzer. In Euerhausen, wo sich die Ortsdurchfahrt auf 800 Meter streckt, werde es eher nicht dazu führen, dass konsequent 50 Stundenkilometer gefahren würde, meint er. Und dann stelle sich auch noch die Frage der Amortisation.
Eventuell wäre es effizienter, an der mobilen Überwachung zu arbeiten, meint Krämer. Diese hätte in der Regel ein leichtes Plus um die 3000 Euro im Jahr eingebracht. Das Geld sei jeweils in weitere Geschwindigkeitsanzeigetafeln investiert worden, "die nachweislich auch erfolgreich sind", so Krämer. "Nach Aussagen der Bewohner haben sie zu deutlichen Geschwindigkeitsreduzierungen geführt". Die mobilen "Blitzer" seien derzeit mit 15 Stunden monatlich für den fließenden Verkehr gebucht und jede dritte Messung finde an der B19 statt.
Keine weiteren Fußgängerampeln geplant
Der Bürgermeister habe dem Staatlichen Bauamt weitere kurzfristige Maßnahmen für mehr Verkehrssicherheit vorgeschlagen: "Was wir wollen, sind bauliche Veränderungen an den Ortseinfahrten". Beipielsweise Fahrbahnverschwenkungen, die zum Abbremsen zwingen und die Überprüfung der Standorte für die Ortsschilder, nennt Krämer. Für innerorts seien Querungshilfen für Fußgänger und in Teilbereichen Tempo 30 gefordert, zum Beispiel für die Ortsmitte von Giebelstadt.
Weitere Fußgängerampeln gehörten derzeit nicht zu den Überlegungen. Das völlige Ausbremsen und Wiederanfahren des Verkehrs verursache eine Mehrbelastung an Immissionen. Diese Erkenntnis war bei der punktuell verstärkten Nutzung der B19 durch parkende Fahrzeuge in Euerhausen gewonnen worden. Und absolute Sicherheit könne auch mit Ampeln nicht garantiert werden, so der Bürgermeister.