Stürtz ist am Ende: Zwei Tage nach dieser Nachricht wird rund um die Würzburger Traditionsdruckerei debattiert, wie es dazu kommen konnte und ob nicht doch noch eine Rettung möglich ist. Eingeweihte sagen: Stürtz ist ein Trümmerhaufen, zum Monatsende gehen definitiv die Lichter aus. 240 Mitarbeiter stehen dann auf der Straße, von einigen wenigen abgesehen, die im Oktober noch die Restarbeiten in der Alfred-Nobel-Straße erledigen.
Kunden sind reihenweise abgesprungen
Blickt man tiefer in die Materie, wird klar, dass schon wegen der miserablen Entwicklung des Unternehmens in der Vergangenheit keine Rettung mehr möglich ist: Kunden sind reihenweise abgesprungen, der Umsatz im Keller, dringend notwendige Investitionen in den Maschinenpark wurden oder konnten zuletzt nicht gestemmt werden.
Wie berichtet, war am Dienstag die Belegschaft darüber informiert worden, dass die Solvesta AG (München) als Eigentümerin das operative Geschäft von Stürtz auf Ende September einstellen wird. Dann rutscht Stürtz von einer Insolvenzverwaltung in Eigenregie in eine klassische Insolvenz.
Das alleinige Sagen wird dann voraussichtlich die Kanzlei Schwartz (Nürnberg/Würzburg) haben, deren Insolvenzverwalter momentan nur sogenannte Sachwalter, also Aufpasser aus der Ferne, sind. Bei Schwartz wollte man sich noch nicht dazu äußern, wie es ab Oktober weitergeht. Solvesta-Chef Patrik Fahlenbach betonte am Donnerstag auf Anfrage erneut, dass vor allem eines zum Niedergang von Stürtz geführt habe: Ihm seien vor einigen Monaten im Rahmen der Übernahmegespräche von der damaligen Geschäftsleitung geschönte Umsatzzahlen (47 Millionen Euro pro Jahr) präsentiert worden. Später habe sich herausgestellt, dass nur knapp 35 Millionen Euro realistisch gewesen wären.
Kunden in den Büchern, „die es gar nicht mehr gab“
Außerdem habe Stürtz Kunden vorgegaukelt, „die es gar nicht mehr gab“. Das habe Solvesta schlicht und einfach damals nicht erkennen können. Fahlenbach will nun juristisch gegen eine ehemalige Stürtz-Geschäftsführerin vorgehen. Sie habe zudem den Preis für den Auftrag eines langjährigen Großkunden um 28 Prozent gedrückt, ohne den Rest des Stürtz-Vorstandes zu informieren. Unterm Strich hab dies ein Loch von 2 Millionen Euro gerissen. „Das führte unsere Umsatzplanung ad absurdum“, ärgert sich Fahlenbach.
Gestritten wird nun auch über die Forderung von Solvesta, die 40-Stunden-Woche bei Stürtz einzuführen, um die Produktivität zu erhöhen. Gewerkschaftler Bernd Bauer von ver.di in Würzburg behauptet, dass dies bei einem Dreischicht-Betrieb mangels Pausen gar nicht umzusetzen gewesen wäre. Solvesta sei als Investor „eine Heuschrecke“. Die Münchener "haben absolut nichts gemacht", um Stürtz zu halten.
Gewerkschafter kritisiert Solvesta
Außerdem sei Stürtz „über Jahre miserabel geführt“ und „konsequent niedergewirtschaftet worden“. Bauer geht davon aus, dass die einstige Universitätsdruckerei definitiv nicht mehr zu retten ist.
Der ver.di-Bezirkssekretär betonte, dass seine Gewerkschaft in den vergangenen vier Jahren mit Stürtz drei Haustarifverträge abgeschlossen habe, die einmal mit Arbeitszeitverlängerung, dann mit Arbeitszeitverkürzung verbunden gewesen seien - und mit massivem Verzicht der Mitarbeiter zum Beispiel auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld.
Indes wurde bekannt, dass die Stürtz-Mitarbeiter in den vergangenen Jahren zum Beispiel in Form von Überstunden umgerechnet 5 Millionen Euro einbrachten, um die Firma zu retten. Betriebsratsvorsitzende Belinda Stach sagte am Donnerstag im Namen der Mitarbeiter: Für die Rettung von Stürtz „haben wir wirklich alles gemacht“ – letztendlich vergeblich.
Stach betonte gegenüber unserer Redaktion, dass einige Vorbesitzer von Stürtz in den vergangenen zehn Jahren viel Geld aus dem Unternehmen gezogen hätten. Dieses Ausbluten sei das Ur-Problem von Stürtz geworden, auf das der Betriebsrat immer wieder, aber letztendlich erfolglos, hingewiesen habe. Insider sprechen von jährlich bis zu elf Millionen Euro, die in dunkle Kanäle der Eigentümer geflossen seien.
"Chaos hoch zehn" habe zuletzt in der Belegschaft von Stürtz geherrscht, sagte Stach mit Blick auf die Unsicherheit unter den Kollegen. Dazu habe zum Beispiel beigetragen, dass es seit geraumer Zeit keine Personalabteilung mehr im Unternehmen gegeben habe.
Solvesta wehrt sich gegen Kritik
Dass die Solvesta AG nichts gegen den Untergang der Traditionsdruckerei getan haben soll, lässt Vorstandschef Fahlenbach so nicht stehen. Sein Haus habe zum Beispiel "eine Million Euro in die Hand genommen", um Stürtz am Laufen zu halten. Außerdem sei geplant gewesen, für 3,5 Millionen Euro eine moderne Druckmaschine zu kaufen, die eine vierfach bessere Produktivität habe. Doch die Stürtz-Kreditgeber hätten nicht mitgezogen. So habe er sich sogar bis Japan auf dem Markt umgeschaut, um zumindest eine gebrauchte Maschine zu bekommen - ohne Erfolg.
Fahlenbach war nach eigener Aussage auch wichtig, den Vertrieb von Stürtz auszubauen, um den Kundenstamm zu stärken. Dazu wollte er externe Mitarbeiter holen, weil bei Stürtz dafür kein passendes Personal zu haben gewesen sei. Doch dagegen habe sich der Stürtz-Betriebsrat mit dem Argument gestellt, zuerst eigene und erst dann externe Mitarbeiter einzusetzen.
"Ich bin vollkommen angekratzt", verschaffte Fahlenbach im Gespräch mit unserer Redaktion seinem Ärger Luft. Der Unternehmenszweck von Solvesta sei eben gerade nicht, übernommene Unternehmen zugrunde zu richten. Vielmehr gehe es darum, sie aufzurichten und dann nach einigen Jahren wieder profitabel zu verkaufen. Das habe man auch mit Stürtz vorgehabt. Was nun der Würzburger Druckerei widerfahren ist, "hätte so nicht passieren müssen".
ÜBRIGENS: die Firma Stürtz kann man immer noch retten!!!!
Schnell wurde ein neuer Plan aus dem Ärmel geschüttelt, denn wir sind ja Profis! So verging sehr kostbare Zeit, die nicht oder nur sehr wenig genutzt wurde. Die Investoren erwiesen sich als „unfähig“ und amateurhaft.
Jetzt wo das „Kind in den Brunnen“ gefallen ist, die „schwarze Nase“ anderen verpassen zu wollen, scheint mir nicht gerecht. Der letzte Investor hat es definitiv „verbockt“, leichtfertig 240 Arbeitsplätze riskiert und verloren! Zum Entsetzen der Belegschaft und des Betriebsrates. Die Investitoren erwiesen sich – wie leider schon in den vergangenen Insolvenzen auch die anderen „Chefs“ – „beratungsresistent“ gegenüber ihren Beratern und dem eigenen Betriebsrat, der sich immer kooperativ zeigte. Das Gesamtpaket war wohl einfach zu groß, dennoch hätte man es mit Investitionen schaffen können! Der Plan war da, wurde jedoch von den Investoren immer wieder geändert bis am Ende nichts mehr ging. Für die Inve
Bei der 2. Insolvenz hatte das Konzept keine Zeit zu greifen (bei Frau Weiß-Weber), da dieses sofort „abgewürgt“ wurde.
Die Investoren hatten Zeit vom Mai diesen Jahres bis Oktober sich als „Sanierungsprofis“, so wie sie sich selbst darstellen, zu beweisen. Leider wurde nur in die „Zauberkugel“ geschaut……
Es wurde ein Plan in den Köpfen der Investoren entwickelt: 70 Mitarbeiter abbauen und eine neue Druckmaschine XL kaufen.
Und dann hat man sich erst einmal ausgeruht…
Der Plan – wie ein Blümchen, das gepflanzt wurde – Mitarbeiter-Abbau, Maschinenkauf und neue Aufträge war im Wachsen.
Nach einer ausgedehnten „Nichts-Tuer-Phase“ suchte man das Blümchen und musste feststellen: oje…..es war verdorrt, denn keiner hatte es gegossen und darum geküm
„Außerdem habe Stürtz Kunden vorgegaukelt, „die es gar nicht mehr gab“. Das habe Solvesta schlicht und einfach damals nicht erkennen können.“
„Solvesta-Chef Patrik Fahlenbach betonte am Donnerstag auf Anfrage erneut, dass vor allem eines zum Niedergang von Stürtz geführt habe: Ihm seien vor einigen Monaten im Rahmen der Übernahmegespräche von der damaligen Geschäftsleitung geschönte Umsatzzahlen (47 Millionen Euro pro Jahr) präsentiert worden. Später habe sich herausgestellt, dass nur knapp 35 Millionen Euro realistisch gewesen wären.“
Diese "dinglichen Sicherheit" besteht zum größten Teil aus dem Gebäude. Dieses ist nicht Teil der Insolvenzmasse, da in einer Immobilien GmbH ausgelagert.
Ich kann eine Aussage einer der Herren Geschäftsführer aus Forstinning bezeugen. Dieser verlautbarte bereits im April in seiner ihm eigenen "sympathischen" Art, dass Solvesta an Stürtz lediglich wegen des tollen Gebäudes interessiert gewesen sei. Die Druckerei und wir als Mitarbeiter waren hier nur lästiges Übel.
Vor diesem Hintergrund sind sämtliche Schuldzuweisungen an Gewerkschaft, der „Verkäuferin“, den Maschinenherstellern, den Japanern, usw. lediglich profanes Mittel um von davon abzulenken, was u.U. tatsächlich ursächlich für die Schließung gewesen sein könnte.