Dass Mehrwegbecher die Umwelt weniger belasten als Einwegbecher, ist eine Binsenweisheit. Und doch ist die Umstellung keine Selbstverständlichkeit. Zumindest nicht bei Studierenden. Das musste das Studentenwerk Würzburg in den vergangenen Monaten an den Hochschulstandorten Würzburg, Schweinfurt, Aschaffenburg und Bamberg erfahren.
Weil tausende Kaffeetassen aus den Cafeterien abhanden kamen, zog man die Notbremse: Seit dem Sommersemester wird wieder fleißig Müll produziert. Jedes Jahr werden in den Cafeterien des Studentenwerks rund 600.000 Einwegbecher weggeworfen.
Initiative zur Müllvermeidung kam von Studierendenvertretung
Dabei kam die Initiative zur Eindämmung der Müllflut von den Studierenden selbst. Der Studentische Konvent der Uni Würzburg forderte per Beschluss vom Februar 2017 eine Änderung: Künftig sollten für Einweg-Kaffeebecher, bislang kostenlos, zehn Cent Gebühr erhoben werden. Außerdem solle der Kaffee an den Automaten um zehn Cent billiger sein, wenn er in mitgebrachte Becher läuft. Ferner bat man das Studentenwerk, Mehrwegbecher zum Verkauf anzubieten.
Gesagt, getan. Zum Wintersemester setzte das Studentenwerk die Wünsche um – mit einem fatalen Ergebnis: Statt in der Cafeteria zehn Cent für den Einwegbecher auszugeben, griffen Studierende nun verstärkt zu den Gratis-Keramiktassen, die an allen Kaffeemaschinen stehen, und: Nahmen sie reihenweise mit aufs Gelände, statt sie in der Geschirr-Rückgabe abzustellen.
Tausende Keramiktassen wurden wild deponiert
Überall auf dem Campus tauchten plötzlich die weißen Tassen auf, in Würzburg aber auch im Ringpark oder an Bushaltestellen. Wild wurden die Tassen irgendwo deponiert oder in Abfalleimern entsorgt. Auch die Reinigungsdienste beschwerten sich, wie Studentenwerk-Geschäftsführer Michael Ullrich auf Anfrage berichtet. An die 3000 Kaffeetassen hätten allein in Würzburg gegen Semesterende gefehlt, das Studentenwerk musste sie nachkaufen.
Ullrich ist enttäuscht, dass die Umstellung nicht funktioniert hat. Er weiß aber um ähnliche Probleme anderer Studentenwerke. Weitere Folge: Der Kaffee-Absatz ging in den Cafeterien und Mensen im Wintersemester zurück, dafür stieg er an den Automaten – wirtschaftlich zum Nachteil des Studentenwerks.
Studentenwerk hat erst im Herbst einen Mehrwegbecher eingeführt
Dort hatte man sich bemüht: Seit Oktober gibt es, wie vom Studentischen Konvent angeregt, in den „Cafeten“ für vier Euro umweltfreundliche Mehrwegbecher mit Deckel zu kaufen. Studenten können sie mitnehmen und in allen Cafeterien und Mensen zum Spülen gegen frische Becher oder einen Bonus-Chip eintauschen. Doch die wenigsten Studierenden machen davon Gebrauch.
Sie könnten auch an den Kaffeeautomaten in den Fluren und Bibliotheken – allein in Würzburg laut Studentenwerk 60 bis 70 – jeweils zehn Cent sparen, wenn sie einen mitgebrachten Becher verwenden. Doch auch hier ist die Resonanz verhalten. In der Regel lässt man die Automaten lieber Einwegbecher ausspucken.
Auch Studierendenvertretung bedauert das Scheitern
Bedauern ist ob des Mehrweg-Fiaskos auch von der Studierendenvertretung zu hören – eine griffige Erklärung findet man aber nicht. „Der Gedanke ist gut und richtig“, sagt Studierendenvertreter Daniel Schneider. Er will in der nächsten „Montagsmail“ an die Studierenden nach den Gründen für das Scheitern fragen.
Auch Michael Ullrich hat für das Studentenwerk die Hoffnung auf weniger Müll und mehr Mehrweg noch nicht aufgegeben. Über ein Pfand auf die Keramiktassen habe man nachgedacht, sagt er. Allerdings sei die Rückgabe über die Kassen zu aufwändig, „und Rücknahmeautomaten sind viel zu teuer und zu anfällig.“
Studentenwerk appelliert an mehr Umweltbewusstsein
So bleiben ihm vorerst nur weitere Gespräche mit der Studierendenvertretung – und, wie zuletzt in einer Mitteilung, der Appell an die Studierenden zu mehr Umweltbewusstsein: „Es liegt in Ihrer Hand und in Ihrem Becher!“
Übrigens, in Universitätsstädten werden, zumindest angeblich, auch mehr Fahrräder geklaut als anderswo.
Und wo ist da der Zusammenhang mit Studenten? Vielleicht ist es ja auch einfach lukrativer für Diebe in einer Studentenstadt auf "Raubzug" zu gehen.
Wir brauchen Fakten und keine Stammtischparolen.
Sokrates - griechischer Philosoph
Die Pappbecher mit Deckel sind leider wesentlich praktischer, die Kaffeetassen waren zu klein, auf dem Weg zum Hörsaal hat man die Hälfte quasi verschüttet.
Man sieht: Studenten bleiben ihrem schlechten Ruf immer gerecht.