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WÜRZBURG
Kaffeetassen: Studierende sorgen für Mehrweg-Fiasko
Mehrweg-Desaster an den Hochschulen: Weil massenweise Keramiktassen (rechts) verschwanden, stellt das Studentenwerk wieder Gratis-Einwegbecher (Mitte) zur Verfügung. Der Vier-Euro-Mehrwegbecher (links) wird kaum angenommen. Christiane Ditterich, Mitarbeiterin des Studentenwerks, zeigt in der Cafeteria Hubland Nord die drei Modelle.
Foto: Thomas Obermeier | Mehrweg-Desaster an den Hochschulen: Weil massenweise Keramiktassen (rechts) verschwanden, stellt das Studentenwerk wieder Gratis-Einwegbecher (Mitte) zur Verfügung.
Andreas Jungbauer
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:36 Uhr

Dass Mehrwegbecher die Umwelt weniger belasten als Einwegbecher, ist eine Binsenweisheit. Und doch ist die Umstellung keine Selbstverständlichkeit. Zumindest nicht bei Studierenden. Das musste das Studentenwerk Würzburg in den vergangenen Monaten an den Hochschulstandorten Würzburg, Schweinfurt, Aschaffenburg und Bamberg erfahren.

Weil tausende Kaffeetassen aus den Cafeterien abhanden kamen, zog man die Notbremse: Seit dem Sommersemester wird wieder fleißig Müll produziert. Jedes Jahr werden in den Cafeterien des Studentenwerks rund 600.000 Einwegbecher weggeworfen.

Einwegbecher in der Cafeteria an der Uni Würzburg: Um die Müllflut einzudämmen, sollten sie zehn Cent extra kosten.
Foto: Thomas Obermeier | Einwegbecher in der Cafeteria an der Uni Würzburg: Um die Müllflut einzudämmen, sollten sie zehn Cent extra kosten.

Initiative zur Müllvermeidung kam von Studierendenvertretung

Dabei kam die Initiative zur Eindämmung der Müllflut von den Studierenden selbst. Der Studentische Konvent der Uni Würzburg forderte per Beschluss vom Februar 2017 eine Änderung: Künftig sollten für Einweg-Kaffeebecher, bislang kostenlos, zehn Cent Gebühr erhoben werden. Außerdem solle der Kaffee an den Automaten um zehn Cent billiger sein, wenn er in mitgebrachte Becher läuft. Ferner bat man das Studentenwerk, Mehrwegbecher zum Verkauf anzubieten.

Gesagt, getan. Zum Wintersemester setzte das Studentenwerk die Wünsche um – mit einem fatalen Ergebnis: Statt in der Cafeteria zehn Cent für den Einwegbecher auszugeben, griffen Studierende nun verstärkt zu den Gratis-Keramiktassen, die an allen Kaffeemaschinen stehen, und: Nahmen sie reihenweise mit aufs Gelände, statt sie in der Geschirr-Rückgabe abzustellen.

Tausende Keramiktassen wurden wild deponiert

An der Kaffeemaschine in der Uni-Cafeteria am Hubland Nord: Die weißen Keramiktassen gibt es kostenlos - sie sollen aber nicht mitgenommen werden.
Foto: Thomas Obermeier | An der Kaffeemaschine in der Uni-Cafeteria am Hubland Nord: Die weißen Keramiktassen gibt es kostenlos - sie sollen aber nicht mitgenommen werden.

Überall auf dem Campus tauchten plötzlich die weißen Tassen auf, in Würzburg aber auch im Ringpark oder an Bushaltestellen. Wild wurden die Tassen irgendwo deponiert oder in Abfalleimern entsorgt. Auch die Reinigungsdienste beschwerten sich, wie Studentenwerk-Geschäftsführer Michael Ullrich auf Anfrage berichtet. An die 3000 Kaffeetassen hätten allein in Würzburg gegen Semesterende gefehlt, das Studentenwerk musste sie nachkaufen.

Ullrich ist enttäuscht, dass die Umstellung nicht funktioniert hat. Er weiß aber um ähnliche Probleme anderer Studentenwerke. Weitere Folge: Der Kaffee-Absatz ging in den Cafeterien und Mensen im Wintersemester zurück, dafür stieg er an den Automaten – wirtschaftlich zum Nachteil des Studentenwerks.

Studentenwerk hat erst im Herbst einen Mehrwegbecher eingeführt

Dort hatte man sich bemüht: Seit Oktober gibt es, wie vom Studentischen Konvent angeregt, in den „Cafeten“ für vier Euro umweltfreundliche Mehrwegbecher mit Deckel zu kaufen. Studenten können sie mitnehmen und in allen Cafeterien und Mensen zum Spülen gegen frische Becher oder einen Bonus-Chip eintauschen. Doch die wenigsten Studierenden machen davon Gebrauch.

Sie könnten auch an den Kaffeeautomaten in den Fluren und Bibliotheken – allein in Würzburg laut Studentenwerk 60 bis 70 – jeweils zehn Cent sparen, wenn sie einen mitgebrachten Becher verwenden. Doch auch hier ist die Resonanz verhalten. In der Regel lässt man die Automaten lieber Einwegbecher ausspucken.

Auch Studierendenvertretung bedauert das Scheitern

Bedauern ist ob des Mehrweg-Fiaskos auch von der Studierendenvertretung zu hören – eine griffige Erklärung findet man aber nicht. „Der Gedanke ist gut und richtig“, sagt Studierendenvertreter Daniel Schneider. Er will in der nächsten „Montagsmail“ an die Studierenden nach den Gründen für das Scheitern fragen.

Erst zum Wintersemester eingeführt: Für vier Euro können Studierende einen Mehrwegbecher kaufen - und in jeder Cafeteria und Mensa gegen einen frischen tauschen.
Foto: Thomas Obermeier | Erst zum Wintersemester eingeführt: Für vier Euro können Studierende einen Mehrwegbecher kaufen - und in jeder Cafeteria und Mensa gegen einen frischen tauschen.

Auch Michael Ullrich hat für das Studentenwerk die Hoffnung auf weniger Müll und mehr Mehrweg noch nicht aufgegeben. Über ein Pfand auf die Keramiktassen habe man nachgedacht, sagt er. Allerdings sei die Rückgabe über die Kassen zu aufwändig, „und Rücknahmeautomaten sind viel zu teuer und zu anfällig.“

Studentenwerk appelliert an mehr Umweltbewusstsein

So bleiben ihm vorerst nur weitere Gespräche mit der Studierendenvertretung – und, wie zuletzt in einer Mitteilung, der Appell an die Studierenden zu mehr Umweltbewusstsein: „Es liegt in Ihrer Hand und in Ihrem Becher!“

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Kommentare
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  • peterlesbub
    Vorschlag: Abends rechtzeitig in die Heiha und dafür morgens daheim gut mit Kaffee frühstücken, das erspart den Kaffee im Hörsaal.
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  • dreggen
    Immer schön den Konzernen die Schuld an der Umweltverschmutzung geben. Aber wenn man selbst was beitragen könnte zur grünen Erde - Wow! Da gehts nur drum den Becher zurückzugeben! Nichtmal das kriegen die Studenten auf die Reihe. Ein Pfandsystem bedeutet mehr Personal istgleich höhere Kosten, da wäre das Geschrei auch gleich groß...
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  • jbehr74
    was will man denn von ideologisch rot-grün-indoktrinierten Menschen, die noch nie gearbeitet haben und zum Medium Geld nur das Verhältnis Ausgabe geben, erwarten? Da sind ja Migranten schlauer und lassen das Geschirr in der Unterkunft!
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  • 2ostsee
    Was bitte hat das Mi rot-Grün zu tun?
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  • kej0018@aol.com
    Das wirft ja ein schönes Licht auf die zukünftige akademische Führungselite...

    Übrigens, in Universitätsstädten werden, zumindest angeblich, auch mehr Fahrräder geklaut als anderswo.
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  • jolu
    Wahrscheinlich gibt es in Universitätsstädten auch mehr Fahrräder, als in nicht Universitätsstädten?
    Und wo ist da der Zusammenhang mit Studenten? Vielleicht ist es ja auch einfach lukrativer für Diebe in einer Studentenstadt auf "Raubzug" zu gehen.
    Wir brauchen Fakten und keine Stammtischparolen.
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  • 1schoenberg5
    Von der kommenden "Elite" dieses Landes war eigentlich nicht viel anderes zu erwarten. Aber alle Achtung vor den (oft vergeblichen) Bemühungen des Studentenwerks!
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  • jolu
    "Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor den älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten sollte. Die jungen Leute stehen nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten. Sie widersprechen ihren Eltern, schwadronieren in der Gesellschaft, verschlingen bei Tisch die Süßspeisen, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer."

    Sokrates - griechischer Philosoph
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  • jolu
    Darüber, dass das Studentenwerk ohne Not die Colaflaschen von Mehrweg auf Einweg umgestellt hat, darüber erzählt niemand etwas.
    Die Pappbecher mit Deckel sind leider wesentlich praktischer, die Kaffeetassen waren zu klein, auf dem Weg zum Hörsaal hat man die Hälfte quasi verschüttet.
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  • Mainheini
    warum muss man Kaffee in den Hörsall schleppen? Der Chef bekäme einen Kollaps, würde man von der Kantine die kaffeebecher in den Betrieb bringen.
    Man sieht: Studenten bleiben ihrem schlechten Ruf immer gerecht.
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  • jolu
    In jedem Betrieb in dem ich gearbeitet habe, hat der Mitarbeiter seinen Kaffee am Arbeitsplatz getrunken. Und ich habe mit Ausbildung etc. und Werkstudentjobs einige Büros gesehen. Der Kaffee war zumeist kostenlos vom Unternehmen gezahlt. Kommen Sie mal hinterm Mond vor..
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  • 2ostsee
    Ich habe 45 Jahre in verschiedenen Büros gearbeitet und meinen Kaffee und auch das Wasser immer selbst bezahlt. Und das aus eigenen Gefäßen.
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  • peterlesbub
    500 x handschriftlich schreiben lassen: " Die Dummheit ist ein Erzübel der Menschheit", ansonsten Exmatrikalation. Auf solche künftige Eliten in allen Bereichen können wir getrost verzichten.
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  • chrihand
    ..soviel zur geistigen Reife ...
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  • jheimrich@t-online.de
    Warum wurde kein Pfand von z.B. 2€ für die Tassen erhoben?
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  • Steht im vorletzten Absatz des Berichts ...
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  • 2ostsee
    Können die Studierenden nur fordern? Billiges Semesterticket, Kulturticket, billige Studentendauerkarte für die LGS, überall Studentenrabatte usw. und das soll mal unsere "Elite" werden!
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  • Mainheini
    ...aber schimpfen, wenn der Wasserhahn tropft, wenn der Handwerker keine Zeit hat, einen Stundenlohn verlangt, der die Unis und die Studierenden mitfinanzieren muss. Armes Deutschland, es geht immer weiter bergab.
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