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Würzburg
Junger Mann wegen schwerer Brandstiftung in Würzburg vor Gericht: Schuldunfähig und eine Gefahr für andere?
Der 24-Jährige soll verwirrt gewesen sein, dann brannte seine Unterkunft, viele Nachbarn im Lengfelder Wohnblock waren in Gefahr: Wie das Landgericht jetzt entschieden hat.
Ein 24-jähriger Mann aus Afghanistan soll in seiner Unterkunft in Würzburg im Juni 2023 Feuer gelegt haben. Jetzt war er am Landgericht Würzburg wegen schwerer Brandstiftung angeklagt.
Foto: Thomas Obermeier | Ein 24-jähriger Mann aus Afghanistan soll in seiner Unterkunft in Würzburg im Juni 2023 Feuer gelegt haben. Jetzt war er am Landgericht Würzburg wegen schwerer Brandstiftung angeklagt.
Manfred Schweidler
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:15 Uhr

Mit hängenden Schultern kommt der schmächtige 24-Jährige in den Gerichtssaal. Apathisch lässt er sich zur Anklagebank führen. Die leise klirrenden Fußfesseln erlauben nur kleine Schritte. Seine Hände sind mit Handschellen und einem Gürtel an die Hüften fixiert wie bei einem Schwerverbrecher.

Der hagere junge Mann wirkt auf den ersten Blick völlig ungefährlich neben den zwei kräftigen Polizisten. Aber die Akte, die am Landgericht Würzburg vor Oberstaatsanwalt Tobias Kostuch liegt, sagt: Der Angeklagte ist gefährlich. Und möglicherweise weiß er nicht, was er tut, weil er geistig verwirrt ist.

Gutachten: Der 24-Jährige ist eine Gefahr 

Das Gericht muss nun entscheiden, ob der junge Flüchtling aus Afghanistan nach sechs Jahren in Deutschland in Freiheit bleiben kann. Einem Gutachten zufolge ist eine Gefahr für sich und andere.     

Der Vorsitzende Richter lässt dem Angeklagten ein Stück Würde und ordnet zu Prozessbeginn an, ihm zumindest die Handschellen abzunehmen. Ganz wohl scheint auch ihm nicht dabei: "Sie machen keinen Quatsch", mahnt Thomas Schuster streng. Der Übersetzer überträgt es in den afghanischen Dialekt des Angeklagten. Von dem 24-Jährigen kommt keine Regung. 

Wohnung angezündet, 133 Menschen gefährdet

Laut Anklage soll er an einem Vormittag Ende Juni 2023 in seiner Unterkunft im Würzburger Stadtteil Lengfeld den Tisch mit den Füßen nach oben gedreht haben. Die Spuren zeigen, dass er dann Kleidung darauf schichtete und mit Haarspray als Brandbeschleuniger besprühte. Dann zündete er den Haufen an und verließ das Appartement, um im nahe liegenden Bach zu baden - ohne sich um die anderen 133 Menschen zu scheren, die in dem Wohnblock lebten. 

Eine Bewohnerin bemerkte zum Glück schnell den Rauch und alarmierte die Feuerwehr, die den Brand rasch löschen konnte. Hätte sich das Feuer weiter ausgebreitet, wäre den Ermittlern zufolge einigen Bewohnern der Fluchtweg versperrt gewesen. Sie wären vielleicht erstickt oder verbrannt. So blieb es bei 15.000 Euro Sanierungsschaden der Wohnung.

Schon vor dem Brand auffällig gewesen

Die Polizei nahm den 24-Jährigen kurz darauf fest. Zwei Wochen zuvor hatte ein Freund die Polizei schon einmal alarmiert: Der Geflüchtete wirke verstört, füge sich mit glühenden Zigaretten Brandwunden zu, wirke zunehmend ungepflegt und rede wirres Zeug. Vorsichtshalber habe er bei einem Besuch des Angeklagten alle spitzen und scharfen Gegenstände versteckt.

Gott befehle ihm im Schlaf, er müsse Menschen töten, sagte der 24-Jährige den Polizeibeamten damals gegenüber. Er war ins Bezirkskrankenhaus Lohr (Lkr. Main-Spessart) gebracht, aber nach zwei Tagen wieder entlassen worden.

Auf der Straße in Würzburg Passanten missioniert

Vier Tage später war die Polizei damals erneut alarmiert worden. In der Ludwigstraße in Würzburg sprach der 24-Jährige Passanten an und fragte sie nach ihrer Religion. Er wolle sie missionieren, das sei sein Auftrag von Gott, damit er in den Himmel komme. Er ließ sich auch von den Polizisten davon nicht abhalten. Sechs weitere Tage später zündete er dann sein Appartement an.

Das Gericht muss entscheiden, ob der Angeklagte im Zustand der Schuldunfähigkeit die schwere Brandstiftung begangen hat. Auf der Basis von Untersuchungen geht Oberstaatsanwalt Tobias Kostuch davon aus, "dass erhebliche weitere Taten von ihm zu erwarten sind". 

Wegen Schizophrenie-Verdacht in der Bezirksklinik untergebracht

Der Verdacht liegt nahe, dass er an Schizophrenie leidet. Er habe Heimweh, erzählt er.  Gott erscheine ihm im Traum als Mädchen. Seit sieben Monaten ist der 24-Jährige in der Bezirksklinik untergebracht. 

Am Ende entscheidet das Gericht: Der Mann ist jetzt wegen Selbst- und Fremdgefährdung dauerhaft dort untergebracht. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. 

 
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