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Würzburg/Haibach
Junger Abgeordneter setzt Bezirkschef Bernd Rützel unter Druck: Kampfabstimmung in der Unterfranken-SPD
Seit zehn Jahren steht der Gemündener Bernd Rützel an der Spitze der Unterfranken-SPD. Warum er beim Parteitag am Samstag erstmals einen Gegenkandidaten hat.
Bernd Rützel bewirbt sich am Samstag zum sechsten Mal als SPD-Bezirksvorsitzender. Erstmals bekommt er es beim Parteitag in Haibach mit einem Gegenkandidaten zu tun.
Foto: Silvia Gralla | Bernd Rützel bewirbt sich am Samstag zum sechsten Mal als SPD-Bezirksvorsitzender. Erstmals bekommt er es beim Parteitag in Haibach mit einem Gegenkandidaten zu tun.
Michael Czygan
 |  aktualisiert: 21.07.2024 02:34 Uhr

Seit zehn Jahren steht der Bundestagsabgeordnete Bernd Rützel (55) aus Gemünden (Lkr. Main-Spessart) an der Spitze der Unterfranken-SPD. Bei den Wahlen zum Bezirksvorsitzenden hatte er noch nie einen Gegenkandidaten. Das wird an diesem Samstag beim Parteitag in Haibach (Lkr. Aschaffenburg) anders sein. Als Herausforderer stellt sich der Bundesabgeordnete Markus Hümpfer (32) aus Schonungen (Lkr. Schweinfurt) den 100 Delegierten zur Wahl.

Fragt man Hümpfer nach seinen Motiven, wird er nicht so richtig konkret. Es gebe "Unzufriedenheiten" innerhalb des Bezirksverbands mit Rützels Führungsstil, sagt er. Er wünsche sich vom Bezirkschef mehr "klare Ansagen". Inhaltlich vermisse er Ideen, um die SPD nach den jüngsten Wahlniederlagen in der Region "zukunftsfähig" aufzustellen und für Neumitglieder attraktiv zu machen, sagt der bisherige Rützel-Vize. Dazu bedürfe es seiner Meinung nach auch einer Verjüngung der Gremien.

Bislang bekam Bernd Rützel immer große Zustimmung

Bernd Rützel, der bei den Bezirksparteitagen, alle zwei Jahre in geheimer Wahl eine Zustimmung von 88 bis 97 Prozent erzielte, hält sich mit öffentlichen Äußerungen zur überraschenden Kampfansage zurück. Er werde in Haibach einen Rechenschaftsbericht vorlegen, sodass die Parteifreundinnen und -freunde seine Leistungen bewerten könnten, sagt der Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Arbeit und Soziales. Dass es einen Mitbewerber gebe, sei "gelebte Demokratie". Er habe jedenfalls "höchste Achtung" vor dem Delegiertenvotum.

Der Bundestagsabgeordnete Markus Hümpfer will beim Parteitag am Samstag Vorsitzender der SPD in Unterfranken werden.  
Foto: Fionn Große | Der Bundestagsabgeordnete Markus Hümpfer will beim Parteitag am Samstag Vorsitzender der SPD in Unterfranken werden.  

Derweil machen SPD-Insider deutlich, dass es bei der Abstimmung am Samstag in Haibach zwar um den Bezirksvorsitz geht, aber nicht zuletzt auch um eine gute Ausgangsposition für die im Spätherbst anstehende Vergabe der aussichtsreichsten Plätze auf der Bayern-Liste zur Bundestagswahl 2025.

Gerangel um die besten Listenplätze für die Bundestagswahl

Aktuell vertreten 23 Abgeordnete die Bayern-SPD in Berlin, darunter drei aus Unterfranken: Zu Rützel und Hümpfer kommt Gesundheitsstaatssekretärin Sabine Dittmar (59) aus Maßbach (Lkr. Bad Kissingen). Legt man die aktuellen Umfrageergebnisse sowie das veränderte Wahlrecht zugrunde, könnte es gut sein, dass es 2025 nur noch knapp ein Dutzend bayerische SPD'ler in den Bundestag schaffen. Das würde dann vermutlich nur für maximal zwei Unterfranken in Berlin reichen. 

Ein parteiinternes Gerangel um vordere Listenplätze ist also absehbar. Wer unterfränkischer SPD-Bezirkschef ist, hat dabei vermutlich bessere Karten als andere Kandidatinnen und Kandidaten aus der Region. "Das ist mir durchaus bewusst", so kommentiert Herausforderer Hümpfer die Situation.  Rützel sagt, er wolle sich an solchen Spekulationen nicht beteiligen. 

 
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  • Robert Grünewald
    Was für Querelen? Es gibt einen Posten und zwei Bewerber, über die dann abgestimmt wird. Das ist doch das Wesen von Demokratie, oder nicht?
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  • Hubert Endres
    Erst über Querelen anderer Parteien aufgeregt und geschimpft, nun zeigt sich, dass es bei dieser Partei auch nicht anders ist. Jeder denkt zuerst an sich selbst, will seine Pfründe verteidigen. Wie hat einmal ein älterer Mann den Bundestag bei Wahlen bezeichnet : Der Futtertrog bleibt immer der gleiche, nur die S...... wechseln sich ab.
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  • Heinrich Juestel
    Dann kandidieren Sie doch bei einer Partei für den Futtertrog, wenn es so erstrebenswert ist. Ich könnte darauf verzichten an jedem Wochenende bei einem Feuerwehrfest, Eisernen Hochzeit, Schulfest u.ä. den Grüßgottaugust zu spielen.
    Wie immer nicht anonym, sondern mfG
    Heinrich Jüstel
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  • Frank Stößel
    Sind Sie froh, dass es zwei Kandidaten gibt. Eine mutige Frau traut sich vielleicht auch noch, sich auf der Delegiertenversammlung zur Kandidatur nominieren zu lassen. Zu bedenken gilt außerdem, dass die Repräsentanz des Wahlvolkes in Parteien, Wahlergruppen und dann in den Parlamenten ein Spiegelbild des Zustandes unserer Demokratie, des sozialen Rechtsstaates und der Gesellschaft darstellt. Da ist freiwilliges Engagement mit Abgeordnetenentschädigung nicht mehr als Recht und billig. Wird dabei aus Karrieren als BerufspolitikerInnen bis zur Rente geschielt, kann das auch fragwürdig werden. Denn Demokratie lebt vom Wechsel an den Schalthebeln der Macht. Insofern ist die Kandidatur des jüngeren Genossen gegenüber dem älteren etwas ganz natürliches. "Ewige Ein-Mann-Kandidaturen" sind demnach also nicht so berauschend für eine lebendige Demokratie und ihre vielfältige Kultur.
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