
Die Lage auf dem Ausbildungsmarkt bleibt angespannt: Viele Betriebe in Unterfranken finden nicht mehr genug Auszubildende für ihre offenen Stellen. "Wegen sinkender Schulabgängerzahlen und des anhaltend hohen Bedarfs im Handwerk bleibt es schwierig, passende Bewerber für Ausbildungsplätze zu finden", sagt Silke Waterstrat, Projektkoordinatorin bei der Handwerkskammer Unterfranken (HWK).
Bei der Agentur für Arbeit hatten sich zwischen Oktober 2024 und Februar 2025 in Unterfranken 5415 Jugendliche als Bewerberinnen und Bewerber für einen Ausbildungsplatz vormerken lassen. Im gleichen Zeitraum meldeten die unterfränkischen Betriebe 9135 Ausbildungsstellen, teilt die Arbeitsagentur Würzburg mit.
Wie kommen Unternehmen an Azubis? Was tun sie, um Lehrlinge zu gewinnen und zu halten? Das sagen zwei Personalverantwortliche - und zwei Azubis.
1. Meike Hellmer, Abele Optik in Würzburg: "Ausbildungsmessen werden immer wichtiger für uns"

"Es wird immer schwieriger, Auszubildende zu finden, da immer mehr Jugendliche Fachabitur machen und studieren. Der Beruf des Augenoptikers ist vielen gar nicht bekannt. Unser Unternehmen beschäftigt 600 Mitarbeiter in 75 deutschen Filialen und bildet jährlich 120 bis 150 Auszubildende aus, darunter 40 bis 50 Neueinsteiger. Wir bieten Ausbildungen in den Bereichen Augenoptik, Hörakustik, Groß- und Außenhandelsmanagement, E-Commerce sowie Fachinformatik an.
Wir suchen Jugendliche, die gerne mit Kunden umgehen, kommunikativ und offen sind sowie handwerklich geschickt. Bei Veranstaltungen wie dem Macher-Tag oder anderen Ausbildungsmessen führen wir Schnell-Sehtests durch und ermöglichen es den Teilnehmern, Brillengläser am Schleifstein zu bearbeiten. Diese Messen werden immer wichtiger für uns.
Für unsere Auszubildenden bieten wir verschiedene Zusatzleistungen an. Dazu gehören zwei Willkommenstage in Würzburg sowie Yoga- und Fitnesskurse. Einmal im Jahr darf sich jeder Auszubildende eine neue Brille anfertigen."
2. Leen Almasri, angehende Augenoptikerin: "Ich wollte gerne etwas Handwerkliches machen"

"Ich bin vor 10 Jahren von Syrien nach Deutschland gekommen. In der Schule habe ich Deutsch gelernt und konnte meinen Hauptschulabschluss machen. Dann habe ich im Internet recherchiert, welche Ausbildung mir Spaß machen würde. Ich mag gerne Kundenkontakt und ich wollte auch etwas Handwerkliches machen. So bin ich auf den Beruf der Augenoptikerin gekommen.
Am meisten Spaß macht es mir, zusammen mit den Kundinnen und Kunden die Brille auszusuchen und sie dabei zu beraten. Aber auch das Schleifen der Gläser macht mir viel Spaß. Ich bin im zweiten Lehrjahr und kann bereits eine Glasberatung machen und auch die Glasstärke messen. Am besten lernt man den Beruf über ein Praktikum kennen. Daher empfehle ich allen Schülern, auch mal ein Praktikum zu machen."
3. Ramona Zierlein, Autohaus Iglhaut in Kitzingen: "Viele Betriebe passen ihre Arbeitszeiten an"

"Die Berufsausbildung in Deutschland hat traditionell einen hohen Stellenwert. Dennoch sinkt die Zahl der Auszubildenden in den letzten Jahren deutlich. Auch in der Kfz-Branche erhalten Betriebe seit einiger Zeit weniger Bewerbungen, obwohl sie weiterhin für junge Menschen attraktiv bleibt. Um den Bedürfnissen der jungen Generation entgegenzukommen, passen viele Betriebe ihre Arbeitszeiten an, um Beruf und Privatleben besser zu integrieren. Betriebe setzen auf aktive Präsenz in Schulen, auf Messen und auf dem Macher-Tag der Handwerkskammer, um junge Leute für das Handwerk zu begeistern.
Unser Unternehmen beschäftigt 100 Mitarbeiter an zwei Standorten und bildet 24 Auszubildende in vier Lehrjahren aus. Auch Mädchen bewerben sich für die Ausbildung zur Kfz-Mechatronikerin. Wir begrüßen alle jungen Menschen, die handwerklich geschickt sind und Interesse an Technik und Autos haben."
4. Brad Manco Wind, angehender Kfz-Mechatroniker: "Ich wurde sofort genommen"

"Schon als Kind haben mich Autos und Motorräder fasziniert. Mein Onkel ist auch Kfz-Mechatroniker, er hat immer viel über Autos erzählt. Ich komme aus Peru und lebe seit drei Jahren in Deutschland. Meine Eltern wollte zuerst, dass ich weiter zur Schule gehen. Aber Kfz-Mechatroniker ist mein Traumberuf und so konnte ich sie überzeugen, direkt nach der Schule eine Lehre zu beginnen.
Die Arbeit in der Werkstatt macht mir sehr viel Spaß. Heute habe ich zum Beispiel gelernt, wie man Bremsbeläge wechselt. In der Berufsschule lernen wir viel Theorie, doch die Praxis begeistert mich viel mehr. Den Betrieb Iglhaut habe ich beim Machertag letztes Jahr kennengelernt. Ich habe ein Praktikum gemacht, mich direkt beworben und wurde sofort genommen."