Auf offener Straße sollen in Würzburg fünf Mitglieder des kriminellen Goman-Clans einem Handwerker 200 000 Euro entrissen haben. Nach einem Unfall mit Fahrerflucht und wilder Verfolgungsjagd schnappte Ende Januar die Würzburger Polizei die Verdächtigen.
Rentner um 60 000 Euro betrogen
Doch der Raub vor einem Hotel in der Würzburger Innenstadt unter Verwendung von Falschgeld soll nicht die einzige Straftat der fünf Reisenden aus dem Rheinland sein. Ermittler fanden Indizien, dass zwei der Männer auf ähnliche Weise in Hof einen Rentner um rund 60 000 Euro gebracht haben sollen.
Dem Rentner sollen Bündel voller Geld vorgegaukelt worden sein. In Wirklichkeit sollen nur die beiden obersten Blätter Gelscheine gewesen sein, der Rest war einfach Papier in gleicher Größe. Die Staatsanwaltschaft Hof hat den Fall nach Würzurg abgegeben, wie sie auf Anfrage mitteilte.
Staatsanwalt: Vergleichbare Tat
Zu Details will sich in Würzburg Oberstaatsanwalt Boris Raufeisen während der laufenden Ermittlung nicht äußern. Er bestätigte aber: Zwei der hier in Untersuchungshaft sitzenden Männern werde "Betrug und Geldfälschung wegen eines der hier begangenen Taten vergleichbaren Tatgeschehens" zur Last gelegt. Außerdem sollen die fünf Männer im Raum München als angebliche Pflasterer arglose Hausbesitzer im Visier gehabt haben, erfuhr diese Redaktion aus Ermittlerkreisen.
Zumindest einen der Verdächtigen darf man wohl als Berufsverbrecher bezeichnen. Gegen den Mann aus dem Kölner Raum laufen „18 Ermittlungsverfahren allein in Bayern“, sagt ein Insider. Das wird aus den Reihen der Verteidiger auf Anfrage bestätigt.
Telefonischer Druck auf Veteidiger
Ungewöhnlich heftig machen Angehörige der Verhafteten den Verteidigern Druck. "Manche rufen vier-, fünfmal am Tag an", sagt einer der Anwälte. "Sie fragen dauernd, warum wir die Festgenommenen noch nicht auf freien Fuß bekommen haben", so ein anderer Anwalt.
In Würzburg soll ein vermögender Handwerker wochenlang "angefüttert" worden sein und ein Geschäft gewittert haben: In einem Würzburger Hotel sei ein Treffen vereinbart worden, wie er später erzählte. 200 000 Euro in kleinen Scheinen habe er mitgebracht. Die wollten die Geschäftspartner angeblich gegen 220 000 Euro wechseln – in schwer zu tauschende 500-er-Noten.
Falschgeld und Prügel bekommen
Ein Testgeschäft mit einer kleinen Summe habe geklappt. Als der große Tausch laufen sollte, habe der Handwerker zuerst Falschgeld und dann "den Frack voll" bekommen – schon sei er echte und falsche Scheine los gewesen. Die Geschäftspartner hätten sich aus dem Staub gemacht, erzählt er.
Auf der Flucht in Richtung Autobahn blieb ihr Wagen am Stadtrand an einer Ampel hängen. Die Polizei schnappte die Männer, als drei von ihnen die Flucht zu Fuß fortsetzten, um zu zwei Komplizen ins zweite Auto zu gelangen.
Krimineller Clan seit Jahren im Visier der Ermittler
In Leverkuse und Köln sind Ermittler dem Clan seit Jahren auf den Fersen, beispielsweise die Sonderkommission "Bischof". Die Vorwüfe gegen 49 Familienmitglieder des Goman-Clans sind vielfältig: Geldwäsche, Urkundenfälschung, dubiose Immobiliendeals, Steuerhinterziehung und gewerbsmäßige Betrügereien. Für Aufsehen sorgte, dass einige Hartz IV bezogen, aber mit Luxusautos protzten. Durch den Enkeltrick soll der Clan Schäden in Millionenhöhe verursacht haben.
Erst vor wenigen Monaten sorgte in Leverkusen eine Razzia für Schlagzeilen: Acht Beschuldigte zwischen 23 und 31 Jahren sollen das Jobcenter betrogen haben. Die Staatsanwaltschaft Köln geht dem Verdacht nach, dass Hilfsbedürftigkeit vorgetäuscht wurde, um sich Leistungen zu erschleichen.