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Würzburg
Impfstoff gegen Lepra: DAHW setzt auf klinische Test in diesem Jahr
Noch immer nicht ausgerottet, betrifft Lepra weltweit Millionen Menschen. Jetzt sollen endlich die ersten Patienten Impfdosen bekommen. Wann die DAHW mit der Zulassung rechnet.
Nach 17 Jahren startet 2021 endlich die klinische Phase in der Forschung nach einem Lepra-Impfstoff .
Foto: IDRI/DAHW  | Nach 17 Jahren startet 2021 endlich die klinische Phase in der Forschung nach einem Lepra-Impfstoff .
Alice Natter
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:21 Uhr

Die Impfstoffe gegen das Coronavirus wurden in Rekordzeit entwickelt. Normalerweise dauert es Jahre - oder Jahrzehnte. Nach einem Impfstoff gegen HIV wird seit 40 Jahren gesucht, die Forschung nach einem Vakzin gegen das Ebola-Virus dauerte gut 20 Jahre. Und an einem Impfstoff gegen Lepra wird seit 17 Jahren gearbeitet. Im vergangenen Jahr sollten in Brasilien, so Lepra stark verbreitet ist, endlich klinische Tests mit ersten Impfdosen starten. "Doch da hat uns und unseren Partnern die Pandemie leider einen Strich durch die Rechnung gemacht", sagt Forschungskoordinatorin Dr. Christa Kasang von der Deutschen Lepra- und Tuberkulose-Hilfe DAHW in Würzburg.

Übertragen durch Tröpfcheninfektion

Lepra-Bakterien zerstören Haut und Schleimhäute und befallen Nervenzellen. Übertragen wird der Erreger wahrscheinlich per Tröpfcheninfektion. Eine Berührung allein führt noch nicht zu einer Infektion, der Kontakt muss laut DAHW enger und längerfristig sein. Die durchschnittliche Inkubationszeit beträgt drei bis vier Jahre, manchmal auch bis zu 20 Jahre. Das Problem: Je später die Krankheit entdeckt wird, desto größer sind bleibende körperliche Schäden.

Die DAHW in Würzburg setzt sich seit 1957 für Menschen mit Armutserkrankungen ein. Lepra ist mit einem Mix aus Antibiotika heilbar. Aber etwa vier Millionen Menschen weltweit müssen mit teils schwersten Behinderungen leben - und mit Stigmatisierung, erinnert die DAHW anlässlich des Welt-Lepra-Tags am 31. Januar. 

 Der Impfstoff 'LepVax' - jetzt sollen die klinischen Studien beginnen.
Foto: Michael Gibbons Media/IDRI/dpa |  Der Impfstoff "LepVax" - jetzt sollen die klinischen Studien beginnen.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) meldete für das Jahr 2019 mehr als 200 000 Neuinfektionen weltweit. Die Statistik für 2020 wird weniger Fälle aufweisen, sagt Dr. Saskia Kreibich, stellvertretende Fachbereichsleiterin Medizin bei der DAHW: "Nicht, weil sich tatsächlich weniger Menschen infizieren, sondern weil Corona die Suche nach Patienten erschwert." Ausgangsbeschränkungen und Unterbrechungen in der Gesundheitsversorgung in vielen Ländern könnten in den nächsten Jahren zu abertausenden zusätzlichen Infektionen führen, die es ohne Corona nicht gegeben hätte. Auch Medikamente fehlen vielerorts, weil es coronabedingt zu Lieferengpässen kommt.

Hoffnung macht der international entwickelte Impfstoff: 424.000 Euro hat die DAHW in den vergangenen Jahren dafür investiert. Die Forschung war aufwändig, weil sich das Mycobacterium leprae nicht im Labor auf einer Petrischale kultivieren und vermehren lässt. Es brauchte dazu das amerikanische Gürteltier Armadillo, lange Zeit der einzige bekannte natürliche Wirt des Erregers. Fast zehn Jahre habe es gedauert, bis dann eine geeignete "Komposition aus vier Antigenen" gefunden war, sagt Forschungskoordinatorin Christa Kasang.

Tests in Brasilien an ersten Patienten und Kontaktpersonen 

Jetzt ist ein Impfstoff entwickelt und an gesunden Probanden getestet, die ersten Dosen von "LepVax" sind produziert. 2020 sollten in Brasilien die ersten Patienten und Menschen in ihrem direkten Umfeld den Impfstoff erhalten – Corona verhinderte es. In diesem Frühjahr soll es nun losgehen, sagt Kasang. Sollten sich die bisherigen Testergebnisse im Verlauf der Studie bestätigen, sei mit einer Zulassung des Impfstoffes 2025 zu rechnen - mehr als 150 Jahre nach der Entdeckung des Lepra-Erregers 1873.

 
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  • M. S.
    Zitat: "...und an einem Impfstoff gegen Lepra wird seit 17 Jahren gearbeitet"

    Gerade bei Krankheiten die in erster Linie in Entwicklungsländern und Schwellenländern vorkommen und deren Auftreten oftmals der vorhandenen Armut und den desolaten Zuständen geschuldet sind, ist natürlich der Anreiz für Pharmaunternehmen einen Impfstoff zu entwickeln sicherlich nicht nicht sonderlich ausgeprägt.

    Das Gegenteil sieht man schön an Corona. Hier ist plötzlich die westliche Gesellschaft massiv bedroht. Da spielen Geld und Entwicklungskosten plötzlich kaum eine Rolle. Hier wird mit einer Intensität geforscht wie man es sich bei anderen Krankheiten nur wünschen kann.
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  • E. S.
    Nicht nur die "westliche Gesellschaft", die ganze Welt ist bedroht, schließlich haben auch Indien, Russland und China jeweils einen eigenen Impfstoff entwickelt.
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