Die Ausnahmesituation in den Standesämtern in Unterfranken hält an: Nach der Veröffentlichung des Gutachtens zum sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen im katholischen Erzbistum München und Freisingtraten und treten viele katholische Gläubige aus der Kirche aus. Für die Ämter bedeutet das viel zusätzliche Arbeit - und zahlreiche Besucherinnen und Besucher im Amt. Denn ein Kirchenaustritt muss persönlich erklärt werden. Diese Redaktion hat nachgefragt, wie sich die Situation entwickelt.
"Wir konnten nicht allen Termine geben, die vor dem 1. Februar noch austreten wollten", sagt Gabriele Münch, Leiterin des Standesamts Bad Neustadt. Das Datum hat steuerrechtliche Gründe: Wer austritt, muss ab dem Folgemonat des Austritts keine Kirchensteuer mehr zahlen. "Wir könnten mehr Termine machen, aber das ist im Moment zu unsicher", so Münch weiter.
Corona verhindert mehr Termine
Seit Beginn der Pandemie laufe der Besucherverkehr im Standesamt über ein Besprechungszimmer, in dem nur eine Standesbeamtin oder ein Standesbeamter sitzt und Kontakt zu Antragstellenden hat - um zu vermeiden, dass alle Beschäftigten dort gleichzeitig ausfallen. "Das ist eine Maßnahme, damit das gelingen kann", sagt Münch. Die Zahl der Austritte bleibe unverändert hoch: Seit dem 20. Januar seien es Stand Dienstag 60 gewesen, weitere 19 bereits für die Woche vorgemerkt. Im Vorjahreszeitraum waren es zwölf, 2020 sogar nur sieben.
In Bad Kissingen gab es seit dem 20. Januar ebenfalls auffällig viele Austritte: Laut Standesamt 54 statt wie im Vorjahr zwölf. Anfragen waren es noch mehr; bis einschließlich 11. Februar wurden seither 89 Termine vereinbart. "Normalerweise können wir einen Termin zum Kirchenaustritt am selben Tag oder am nächsten Tag anbieten. Zur Zeit haben wir ungefähr eine Wartezeit von einer bis eineinhalb Wochen", schreibt ein Pressesprecher der Stadt.
Das Standesamt Kitzingen meldet dagegen, dass Terminvereinbarungen weiterhin telefonisch zeitnah möglich seien. Trotzdem gab es hier seit dem 20. Januar insgesamt 27 Austritte, im gesamten Januar 2021 nur sechs und im Januar 2020 waren es 17 Austritte. Fünf weitere Termine waren am 1. Februar bereits vergeben.
Bis Fasching ausgebucht
Das Standesamt Würzburg hat die angebotenen Termine für Kirchenaustritte mehr als verdoppelt: "Seit dem 1. Februar sind wir nun bei 82 Terminen, die wir wöchentlich anbieten können. Ins Jahr gestartet waren wir mit 38 Terminen wöchentlich", sagt Georg Wagenbrenner, Sprecher der Stadt. Trotzdem betrage die Wartezeit für einen Termin derzeit drei bis vier Wochen.
In der ersten Woche nach der Veröffentlichung waren es allein per Mail zehnmal so viele Anfragen wie im Vorjahr: 150 statt in der Vergleichswoche von 2021 nur 15. Telefonische Anfragen würden nicht statistisch erfasst. Wagenbrenner hofft, die Wartezeit für Termine in kurzer Zeit wieder verkürzen zu können: "Durch die Ausweitung des Angebots und weil man ja vielleicht auch nicht davon ausgehen muss, dass es länger auf diesem Niveau weitergeht."
In Schweinfurt gab es im Januar 2022 fast doppelt so viele Kirchenaustritte wie im Januar 2021, nämlich 75 im Vergleich zu 44. Auch für den Februar seien bereits circa 90 Termine für Kirchenaustritte vergeben. Neue Termine gebe es derzeit erst Anfang bis Mitte März. In Karlstadt zeigt sich ein ähnliches Bild: Das Aufkommen sei nicht mehr ganz so stark wie im Januar, aber es kämen noch immer Anfragen. Bis zur Faschingswoche seien alle Termine ausgebucht.
ohne großartige anmeldung ins rathaus spaziert, austritt erklärt, 35€ abgedrückt, fertig.
es ist ja ein unding in der heutigen zeit, das man da noch persönlich antanzen muss um seinen austritt zu erklären und obendrein am ende noch einen termin dafür braucht.
Als Krönung auch noch bezahlen muss
...und man kann es analoge Kommunikation nennen ("persönlich vorbeigebracht/in den Briefkasten geworfen werden. Alles ohne Termin und offline.")
Geht ja bei Behörden auch per Einschreiben - es braucht eben seine Zeit ... und die nimmt sich halt im digitalen Zeitalter (fast) niemand mehr.
Ist jetzt hier etwas o.t. aber einen guten Artikel zur IT-Problematik für ältere Mitbürger hat die MP hier recherchiert: " https://www.mainpost.de/regional/wuerzburg/im-digitalen-abseits-warum-corona-menschen-ohne-computer-kenntnisse-schwer-trifft-art-10722999 "
Ganz einfach, weil wir dank der Union im digitalen #Neuland wohnen. Dieser ganze Behördenkram sollte über eine Webseite abzuwickeln sein. Ein Kirchenaustritt wäre dann einfach einen Haken zu entfernen, bestätigen, speichern, fertig. Aber das wird in 20 Jahren noch nicht möglich sein.
...das nur die Zugehörigkeit zu einer Kirche dazu befähigt Anderen zu helfen und auch für sie (bei einer solchen Bitte) zu beten ?
Ich bete auch obwohl ich schon lange aus der Kirche ausgetreten bin.
Ich helfe auch meinen Mitmenschen und ignoriere nicht den einsamen alten Nachbarn.
Darf ich das nach Ihrem Verständnis nur als Kirchenmitglied?
Und weil ich der I N S T U T I T I O N Kirche nicht angehöre betrifft es mich nicht und brauche ich (oder darf?) keine Meinung dazu haben?
Kopfschüttel...
so habe ich gelesen, gibt's erst im April wieder Termine zum Kirchen Austritt.
Wäre schön, wenn das in Unterfranken auch so wäre.