Bei Stimmengleichheit von 22 zu 22 Stimmen ist kürzlich im Würzburger Stadtrat der Antrag für einen externen Kulturentwicklungsplan (KEP) abgelehnt worden. Eingebracht hatte den Vorschlag Kulturreferent Achim Könneke. "Durch die leidvollen Erfahrungen der Corona-Pandemie hat sich der Druck erhöht, (...) die freien Szenen und Solo-Selbständigen der Künste und der Kultur- und Kreativwirtschaft gezielter zu stärken", heißt es im Beschlussvorschlag. Ein externer Dienstleister sei am besten dazu geeignet, Problemstellen der Würzburger Kultur zu evaluieren und Lösungen zu finden.
Würzburger Kulturreferent: Kulturentwicklungsplan dringend nötig
Nötig sei der Kulturentwicklungsplan, um die zukünftige städtische Kulturförderung am konkreten Bedarf und den konkreten Möglichkeiten der Würzburger Kulturszene auszurichten, ist dem Vorschlag weiter zu entnehmen. Digitalisierung, Integration, Diversität, Inklusion und Einbindung jüngerer Zielgruppen seien offene Baustellen der Würzburger Kultur. In Form von Workshops und Diskussionsrunden sollten Kulturschaffende in die Planung eingebunden werden.
"Im Kulturreferat sind weder eine spezifische Fachkompetenz für die Konzeption und Durchführung einer professionellen KEP, noch die hierfür erforderlichen Stellenressourcen vorhanden", so die Ausführung des Kulturreferenten. Eine externe Durchführung sei daher die einzige Lösung und habe sich in anderen Städten bereits bewährt. Insgesamt müsste hierfür ein Budget von 110 000 Euro kalkuliert werden. Dieser Ansatz ist nun jedoch vorerst vor allem an der CSU-Fraktion gescheitert.
Würzburger CSU will Kulturentwicklung, aber erst in einem Jahr
"Die Wünsche der Kulturtreibenden wollten wir bei unserer Entscheidung berücksichtigen. Hier kam von vielen Seiten ein positives Signal zum KEP, aber nicht zum jetzigen Zeitpunkt", sagt CSU-Stadträtin Nadine Lexa, Mitglied in Kulturbeirat und -ausschuss, die das Projekt kritisch begleitet hatte. Viele Kulturschaffende hätten sich wegen der andauernden Belastung der Corona-Pandemie gegen einen KEP ausgesprochen, da dieser zusätzlichen Aufwand bedeute. Deshalb hätte Lexa den KEP gerne um ein Jahr verschoben, was in einer Abstimmung im Stadtrat jedoch abgelehnt wurde.
Den Ausführungen von Lexa widerspricht hingegen Joachim Schulz, Geschäftsführer der Posthalle. Er sagt: "Ich hätte einen solchen Plan als sehr sinnig erachtet." Nur auf Basis einer Analyse lasse sich genau sagen, wo Handlungsbedarf in der Würzburger Kultur besteht. Für kleine freie Kulturträger sei die Förderrate sehr niedrig, wohingegen große Projekte massiv gefördert würden. Wenn es nun schon kein externe Evaluation gebe, dann sei wenigstens eine interne des Kulturreferats wünschenswert.
Könneke: Kulturentwicklungsplan nur vorerst aufgeschoben
Und auch Csaba Béke, Geschäftsführer im Theater Chambinzky sagt: "Jetzt ist der beste Zeitpunkt für eine Evaluation." Zwar habe die Kulturszene tatsächlich viel mit den Folgen der Corona-Pandemie zu kämpfen. Es sei jedoch nicht absehbar, dass sich dies bald ändere. Alle Mitglieder des Kulturbeirats hätten für einen Kulturentwicklungsplan gestimmt, unter der Voraussetzung, dass corona-bedingte Finanzierungsprobleme bei der öffentlichen Finanzierung Vorrang hätten.
"Es tut mir leid für die Würzburger Kulturakteure", äußert sich Kulturreferent Könneke auf Anfrage der Redaktion. Denn diese hätten sich einen Entwicklungsplan gewünscht. Für eine interne Durchführung einer solche Studie fehlten tatsächlich die Kompetenz und die Ressourcen. Danach gefragt, ob die Würzburger Kulturentwicklung nun auf unbestimmte Zeit brachliegt, antwortet Könneke: "Brach liegt hier gar nichts. Kulturplanung im Kleinen geschieht ständig. Die breit gewünschte Kulturentwicklungsplanung betrachte ich vorerst nur als aufgeschoben."