
Das Glockenspiel an der Ecke Semmelstraße/Theaterstraße ist das Aushängeschild des Würzburger Bürgerspitals zum Hl. Geist. Im "Weinhaus unterm Glockenspiel" gab es nun eine denkwürdige Abschiedsfeier: Nach 25 aktiven Jahren wurde jetzt der Weinberater und Verkäufer Wilfried Langmann vom Weingutsdirektor des Bürgerspitals, Robert Haller, in den Ruhestand verabschiedet.
Eigentlich hatte Langmann, Experte für Weinbau und Vertrieb, schon letztes Jahr sein Rentenalter erreicht. Doch wegen Personalmangels hatte er noch ein halbes Jahr als Aushilfskraft im Weinhaus mitgeholfen. "Dieser Mann war Kult im Weinhaus und im Hockerle. Mit viel Charme und Stil hat er das Weinhaus und seinen Kundenkreis gepflegt", sagte Robert Haller und lobte vor allem seinen unvergleichlichen Umgang mit "seinen" Kundinnen und Kunden aus Japan. "Hockerle" wird der Steh- und Probierausschank des Bürgerspitals liebevoll genannt.
Fränkische Weinkönigin war Ehrengast im Würzburger Bürgerspital
Ehrengast beim Abschied war die Fränkische Weinkönigin 2015/16 Kristin Langmann-Götz aus Bullenheim, die Tochter von Wilfried Langmann. "Er ist eine Reblaus durch und durch", sagt sie über ihren Vater, der auch Hobby-Winzer in Bullenheim ist. Großes Lob für die sehr gute kollegiale Zusammenarbeit zollte ihm Giovanni Bellanti, der seit dem Umbau des Weinhauses dessen Leiter ist.
Den Umbau hatte 2010 Weingutsleiter Robert Haller in die Hand genommen. Dabei wurde die Vinothek von der Ludwigstraße, wo sie wenig Beachtung gefunden hatte, in das Weinhaus verlegt und mit Gastronomie und bereichert. Verlegt wurde auch das "Hockerle", wo viele Stammgäste und Touristen zum Schöppeln kommen.

Geboren wurde Langmann 1959 in Uffenheim. Seine Winzerlehre hat er bei Armin Störrlein in Randersacker gemacht. Nach der Berufsschule in Würzburg hat er im Weingut Brand in Randersacker gearbeitet, dann seine Meisterprüfung im Juliusspital in Würzburg gemacht und dort in den Weinbergen gearbeitet, danach im Weinkeller Völker in Kitzingen.
Alter Mann mit junger Frau: Das hat Langmann besonderes erlebt
Mit 34 Jahren hat er die Umschulung zum Groß- und Außenhandelskaufmann gemacht und bei der BayWa in Kitzingen gearbeitet. Doch dann wechselte er wieder zum Wein und kam in den Vertrieb des Bürgerspitals. "Denn das war schon immer Bundesliga", wie er sagt.
Heute ist Wilfried Langmann sehr dankbar, in einem "Super-Team" gearbeitet zu haben, wo sich jeder gut miteinander verstand. "Ich habe hier nie Ärger gehabt", sagt er und dass er "locker Hunderttausende Kunden" bedient habe. Früher sei der Schwerpunkt Japan gewesen, heute kämen die Kundinnen und Kunden aus der ganzen Welt.
Viele prominente Gäste hat Langmann bedient, darunter den Nobelpreisträger Klitzing, Landtagspräsidentin Barbara Stamm oder den berühmten Sänger Chris de Burg. Zu seinen besonderen Erlebnissen gehört, wie einmal ein älterer Herr mit einer jungen Frau im Porsche vorgefahren ist. Er habe sie als seine Tochter angesprochen, was des Kunden sehr beleidigt habe, weil es seine Frau war. "Seitdem sage ich nur noch junger Mann oder junge Dame."
Wilfried Langmann bleibt Bürgerspital als Teil eines Stammtisches erhalten
Ganz verlassen wird Wilfried Langmann das Weinhaus nicht. Er wechselt nun im Hockerle vom Ausschank an Ulis Stammtisch "Freitags wie immer". Dort treffen sich wöchentlich Weinliebhaber, die teils sogar aus Nürnberg anreisen. Chef-Ausschenker am Stammtisch ist Lothar Czabon, der lange in der Sektkellerei Oppmann verantwortlich gearbeitet hat. "Wilfried Langmann war eine Lichtfigur hinter dem Tresen. Wir freuen uns, dass er die Seite gewechselt hat", sagt er.
Als Ausgleich im Ruhestand betreibt Wilfried Langmann seinen kleinen Weinbaubetrieb in Bullenheim, wo er über zehn Jahre Vorsitzender des Weinbauvereins und Gründungsmitglied der Mittelfränkischen Bocksbeutelstraße gewesen ist.