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Würzburg
"Ich spüre die Angst noch": So hat eine Betroffene des Würzburger Messerangriffs die Einweihung der Gedenk-Stele erlebt
Knapp zwei Jahre nach dem Würzburger Messerangriff hat die Stadt Würzburg nun eine Gedenk-Stele am Barbarossaplatz eingeweiht. Wie die Zeremonie auf eine Betroffene gewirkt hat.
Milena Zekovic-Salzgeber ist Betroffene des Würzburger Messerangriffs. Die Einweihung der Gedenk-Stele hat sie sichtlich berührt.
Foto: Thomas Obermeier | Milena Zekovic-Salzgeber ist Betroffene des Würzburger Messerangriffs. Die Einweihung der Gedenk-Stele hat sie sichtlich berührt.
Aaron Niemeyer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 14:07 Uhr

Milena Zekovic-Salzgeber steht an diesem sonnigen Mittwoch im Juni mit gefalteten Händen am Würzburger Barbarossaplatz. Die hochgewachsene 62-Jährige ist elegant gekleidet, mit ihrem festen Blick wirkt sie wie eine Würdenträgerin. Dann blickt sie auf eine kleine Stele, die vor ihr in den Boden eingelassen wurde und sagt: "Ich spüre die Angst immer noch."

Fast genau zwei Jahre ist es her, dass ein Mann mit einem Messer drei Frauen am Barbarossaplatz ermordet und weitere schwer verletzt hat. Milena Zekovic-Salzgeber war damals dabei. Nach eigener Aussage stand sie nur fünf Meter entfernt, hat alles aus nächster Nähe gesehen. "Ich sehe immer noch die Frau vor mir, wie er ihr...", sagt sie und bringt den Satz dann nur mit Gesten zu Ende.

Würzburgs OB Schuchardt: Stele soll Ruhepol zum Innehalten sein

Etwa 30 Personen sind an diesem sonnigen Mittwoch zum Barbarossaplatz gekommen – Betroffene, Stadträtinnen und Stadträte, Helfer und noch einige andere. Mit einer kleinen Zeremonie und einer kurzen Ansprache hat Oberbürgermeister Christian Schuchardt dort eine Gedenk-Stele eingeweiht.

"Zwei Jahre sind vergangen, aber es kommt mir immer noch so vor, als sei die Tat erst gestern geschehen", so der OB. Er erinnert an die Opfer und ihre Angehörigen und sagt: "Für sie ist das Leben nicht mehr so, wie es davor war, und für einige wird es auch nie mehr so werden." Die Stele solle nun ein dauerhaftes Gedenken ermöglichen: "Sie soll – an sehr belebter Stelle, wo das städtische Leben pulsiert –, ein Ruhepol sein, der jederzeit zum kurzen Innehalten einlädt."

'Hier wurden am 25. Juni 2021 drei Menschen ermordet und mehrere schwer verletzt und traumatisiert. Wir erinnern und gedenken', steht auf der Gedenk-Stele des Würzburger Messerangriffs.
Foto: Thomas Obermeier | "Hier wurden am 25. Juni 2021 drei Menschen ermordet und mehrere schwer verletzt und traumatisiert. Wir erinnern und gedenken", steht auf der Gedenk-Stele des Würzburger Messerangriffs.

Die Art und der Ort des richtigen Gedenkens waren Ende vergangenen Jahres im Stadtrat evaluiert worden. So wurden die Fahrradständer vor der Metzgerei Dotzel am Barbarossaplatz versetzt, um Raum zu schaffen. Aus Rücksicht auf die Opfer und ihre Angehörigen bleibt das Gedenken anonym: "Hier wurden am 25. Juni 2021 drei Menschen ermordet und mehrere schwer verletzt und traumatisiert. Wir erinnern und gedenken", steht nun unter anderem auf der Stele.

Betroffene des Würzburger Messerangriffs steht mit Helfern um Stele 

Nach einer kurzen Schweigeminute dankt der Oberbürgermeister den Helferinnen und Helfern, die sich dem Messerangreifer entgegengestellt hatten und "durch ihr beherztes Eingreifen verhindert haben, dass noch mehr Opfer zu beklagen sind". Schuchardt dankt außerdem den Einsatzkräften von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten.

Milena Zekovic-Salzgeber ist eine der Personen, für die das Leben seit zwei Jahren nicht mehr so ist, wie es davor war. "Ich friere und habe Gänsehaut", hat sie vor der Zeremonie gesagt. Nach der kurzen Ansprache von Oberbürgermeister Christian Schuchardt steht sie umringt von einigen Helfern am Gedenk-Ort und legt die Hand auf das lange von der Mittagssonne bestrahlte Objekt aus Muschelkalk.

 
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  • m.schmitt.stadtlauringen@gmail.com
    Es war sicher keine böse Absicht wenn jemand hier nicht persönlich eingeladen wurde! Es stellt sich die Frage wer überhaupt namentlich eingeladen wurde. bzw. ob geladen wurde.
    Das kann ja eh nur bei Beteiligten geschehen deren Name bei der Stadt bekannt ist.

    Zitat Artikel: "Etwa 30 Personen sind an diesem sonnigen Mittwoch zum Barbarossaplatz gekommen – Betroffene, Stadträtinnen und Stadträte, Helfer und noch einige andere. "

    Ansonsten ist es wahrlich keine Veranstaltung an der ich scharf drauf gewesen wäre eingeladen zu werden! egal ob als Betroffener oder Unbeteiligter.
    Die Tat steht für sich; alle die damals vor Ort gewesen sind, egal ob Opfer, Passanten, Rettungskräfte, Polizei etc. teilen ein gemeinsames Ereignis auf das sicher alle gerne verzichtet hätten.

    Den Gedenkstein finde ich schlicht und sehr gelungen. Aber auch ohne Stein wird diese Tat in Würzburg nicht so schnell in Vergessenheit geraten!
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  • medien.unterfranken@johanniter.de
    Es wäre schön und auch anständig gewesen, wenn man dazu auch die genannten Rettungskräfte eingeladen hätte
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  • Albatros
    Kann ich Ihnen nur beipflichten, aber die Arbeit der Rettungskräfte wird als selbstverständlich angesehen. Von Wertschätzung keine Spur, im Gegenteil, die Rettungsdienste müssen heute oftmals froh sein, wenn sie den Einsatz unbeschadet überstehen.
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  • Hery.Mennig@web.de
    @johanniter und Albatros: Es steht nirgendwo, dass die Rettungskräfte nicht eingeladen wurden! Wer weiß, vielleicht wurden die eingeladen. Vielleicht konnten die nicht kommen, vielleicht waren auch manche dabei. Im Artikel heißt es: "...Betroffene, Stadträtinnen und Stadträte, Helfer und noch einige andere". Vielleicht waren die Teil der "Helfer". Wie sie lesen können, gibt es so viele "vielleicht"! Auskunft darüber kann nur das Rathaus geben.
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