In der Nordröhre des Katzenbergtunnels auf der A3 ist es schlagartig hell. Durch die Lautsprecher tönt eine automatische Durchsage: "Verlassen Sie den Tunnel durch die Notausgänge." Gleichzeitig fängt die Lüftung an, in voller Stärke zu laufen. Es dröhnt, Sekunden später ist es bitterkalt. Vor dem Tunnel sind die Ampeln auf Rot gesprungen, die Schranken senken sich. Das alles passiert, weil jemand irgendwo einen Alarmknopf gedrückt hat – für eine Einsatzübung.
Ein Einsatz auf der Autobahn bei Würzburg wie im wahren Leben
Das Szenario: In der Südröhre hat ein Pkw Feuer gefangen, ein anderer fährt ihm von hinten auf. Bis jemand einen der Alarmknöpfe drückt, fahren weitere Fahrzeuge durch den Tunnel, manche bleiben stehen. Die Insassen steigen aus, mehr oder weniger schwer verletzt. Einige retten sich durch die Notfalltüren in die Nordröhre, andere laufen verwirrt durch den mittlerweile mit Diskonebel und Pyrotechnik stark verrauchten Unfallbereich.
Die Einsatzkräfte kennen das Szenario nicht. Sie müssen sich wie im wahren Leben zunächst einen Überblick verschaffen und anhand dessen, was sie sehen, spontan reagieren. Etwa sechs Minuten nach der Durchsage laufen die ersten Feuerwehrkräfte durch die Nordröhre. Der Einsatzleiter schaut durch die Tür in die Südröhre, spricht Anweisungen in sein Funkgerät. Nach und nach tauchen weitere Einheiten auf, die ersten Rettungswägen und ein Polizeiauto sind dabei.
Tunnel sind die Strecken mit den höchsten Sicherheitsanforderungen. Alle vier Jahre muss eine Vollübung stattfinden. Im Katzenbergtunnel hätte das 2021 der Fall sein müssen, wegen Corona wurde sie jedoch geschoben. Trotz der hohen Sicherheitsanforderungen ist und bleibt ein Tunnel ein eingeschränkter Raum – und demnach besonders gefährlich. Ein Alarm, der dort ausgelöst wird, hat höchste Priorität.
Die Einsatzleiter von Feuerwehr und Rettungsdiensten sprechen sich ständig ab, vor dem Betriebsgebäude des Tunnels planen sie den Einsatz mithilfe von Whiteboards. Während ein Teil der Feuerwehr den Brand bekämpft, suchen andere den Tunnel nach Menschen ab. Die Rettungskräfte kümmern sich um die Verletzten, sie verabreichen Sauerstoff und Infusionen, sprechen beruhigend auf die Opfer ein. Gleichzeitig nimmt die Polizei so viele Personalien wie möglich auf und versucht, die liegengebliebenen Fahrzeuge zuzuordnen.
Positives Fazit nach der Übung in Würzburg
Über 200 Einsatzkräfte und Darsteller haben den Einsatz im Katzenbergtunnel auf der A3 in der Nacht von Samstag auf Sonntag geübt. Zu ihnen zählten die Berufsfeuerwehr Würzburg, die Freiwilligen Feuerwehren aus Rottenbauer, Reichenberg und Randersacker und der Löschzug 5 aus Heidingsfeld. Hinzu kamen die Autobahn GmbH NL Nordbayern, die Polizei, das Rote Kreuz, die Johanniter, der Malteser Hilfsdienst und das Technische Hilfswerk.
"Dass wir all diese verschiedenen Einheiten zusammengebracht haben, ist schon ein Erfolg", sagt Alfred Schubert von der Berufsfeuerwehr Würzburg. Wie gut die Übung im Detail verlaufen sei, werde jetzt von den Beobachtern ausgewertet und zusammengetragen. Schubert fügt an: "Es war sicher gewinnbringend für alle."