Medien aus ganz Deutschland würdigen am Freitag und Samstag die Hochwasser-Hilfe aus Unterfranken. Denn der Wasserrettungszug des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) wurde an einen der Brennpunkte des Hochwassergebietes in Nordrhein-Westfalen geschickt: ins überschwemmte Erftstadt, südlich von Köln.
Dort machte sich der Einsatz der erfahrenen Spezialisten aus Würzburg, Schweinfurt und Kitzingen sofort bezahlt. "Das zur Unterstützung angereiste Bayerische Rote Kreuz ortete 24 Fahrzeuge auf der überschwemmten Luxemburger Straße," meldet am Freitagabend der "Kölner Stadtanzeiger". "Diese liegen teilweise bis zu zehn Meter tief, derzeit kann nicht ausgeschlossen werden, dass sich in den Fahrzeugen noch Menschen befinden."
Erdrutsche von gewaltigen Ausmaßen
Luftbilder und Fotos aus der Stadt mit ihren 50 000 Einwohnern zeigen Erdrutsche von gewaltigem Ausmaß. Häuser wurden mitgerissen und verschwanden. Autos liegen in riesigen Erdlöchern neben Betonteilen der ehemaligen Kanalisation.
"Einige der Autobahnen rund um Erftstadt sind komplett gesperrt, Lkw stehen vor den Zufahrten Schlange. In der Nähe stürzen Teile der gesperrten Autobahn 1 in den Fluss," beschreibt es ein Reporter der örtlichen Zeitung.
"Auf der überfluteten Bundesstraße konnten einzelne Fahrzeuge nach Personen durchsucht werden, insbesondere LKW, die aus dem Wasser herausragten,“ erklärt der Pressesprecher des BRK-Kreisverbands Würzburg, Stefan Krüger, am Samstag auf Nachfrage dieser Redaktion zu den entdeckten Autos in Erftstadt. Mit Sonar seien etliche weitere Fahrzeuge unter Wasser geortet worden, meist Autos.
"Falls sich darin noch Menschen befinden, ist leider nicht mit Überlebenden zu rechnen", macht Krüger nach Rücksprache mit seinen Kolleginnen und Kollegen vor Ort deutlich. "Andererseits stellt die starke Verschmutzung des Wassers, unter anderem durch ausgetretenes Öl, eine erhebliche Gefährdung für Taucher dar." Deshalb habe sich der Einsatzleiter unter Abwägung der Umstände gegen einen Taucheinsatz entschieden.
Mehr als 19 000 Einsatzkräfte an Rettungsarbeiten beteiligt
Der Einsatz des Wasserrettungszuges aus Unterfranken mit Helfern aus verschiedenen Kreisverbänden wird von Björn Rausch geleitet. Der 45- Jährige ist im Zivilberuf Rechtsanwalt in Ochsenfurt. Er ist seit 25 Jahren Mitglied der Wasserwacht und erfahrener Einsatzleiter des Wasserrettungsdienstes. Rausch ist Kontingentführer für den Wasserrettungszug und seit 2021 Vorsitzender der Kreiswasserwacht Würzburg.
Indessen erklärt in Würzburg Thomas Eberth, der Vorsitzende des BRK-Kreisverbandes Würzburg, das Engagement und den Zusammenhalt: "Deutschland steht in der Not zusammen, das zeigt die Pandemie, aber auch die schlimme Hochwasserlage. Daher bin ich den Kameradinnen und Kameraden dankbar, die alles stehen und liegen lassen, um unseren Freunden in Nordrhein-Westfalen zur Hilfe zu eilen."
Nachdem am Samstag das Wasser langsam zurückgeht, zeigen Bilder das ganze Ausmaß der Zerstörung in Erftstadt: Von "weggebrochenen Straßen" berichtet ein Helfer. Holz, Schutt und Beton fallen immer wieder herab von den Ruinen, die am Rand des riesigen Kraters liegen, der sich gebildet hat. Autos sind an die Ränder getrieben worden – und Einwohner stehen wie betäubt vor den Trümmern.
"Der Wasserrettungszug Unterfranken hat seinen Einsatz in NRW inzwischen beendet und ist am Morgen wohlbehalten zu Hause eingetroffen," meldet Pressesprecher Krüger. Das BRK stehe jedoch mit weiteren Einheiten seines komplexen Hilfeleistungssystem bereit, um Unterstützung in den Katastrophengebieten zu leisten. "Wir danken den eingesetzten ehrenamtlichen Helfern", heißt es in einer ersten Bilanz. "Unser Mitgefühl gilt den Angehörigen."