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Würzburg
Hochwasserkatastrophe: Einsatzkräfte aus Unterfranken orten Autos in zehn Metern Tiefe
Katastrophenschützer des Wasserrettungszuges aus der Region waren an einem der Brennpunkte der Flutbekämpfung in Nordrhein-Westfalen im Einsatz. Eine erste Bilanz.
Eine Drohnen-Aufnahme zeigt das Ausmaß der Zerstörung nach den schweren Unwettern im Westen Deutschlands. Im nordrhein-westfälischen Erftstadt, südlich von Köln, waren auch Helfer aus Unterfranken im Einsatz.
Foto: David Young, dpa | Eine Drohnen-Aufnahme zeigt das Ausmaß der Zerstörung nach den schweren Unwettern im Westen Deutschlands. Im nordrhein-westfälischen Erftstadt, südlich von Köln, waren auch Helfer aus Unterfranken im Einsatz.
Manfred Schweidler
 |  aktualisiert: 09.02.2024 03:10 Uhr

Medien aus ganz Deutschland würdigen am Freitag und Samstag die Hochwasser-Hilfe aus Unterfranken. Denn der Wasserrettungszug des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) wurde an einen der Brennpunkte des Hochwassergebietes in Nordrhein-Westfalen geschickt: ins überschwemmte Erftstadt, südlich von Köln.

Dort machte sich der Einsatz der erfahrenen Spezialisten aus Würzburg, Schweinfurt und Kitzingen sofort bezahlt. "Das zur Unterstützung angereiste Bayerische Rote Kreuz ortete 24 Fahrzeuge auf der überschwemmten Luxemburger Straße," meldet am Freitagabend der "Kölner Stadtanzeiger". "Diese liegen teilweise bis zu zehn Meter tief, derzeit kann nicht ausgeschlossen werden, dass sich in den Fahrzeugen noch Menschen befinden."

Unterfränkische Helfer überprüften in Erftstadt auch Autos an überfluteten Straßen in bis zu zehn Metern Tiefe. Zunächst war ungewiss, ob die Insassen rechtzeitig herausgekommen waren.
Foto: BRK | Unterfränkische Helfer überprüften in Erftstadt auch Autos an überfluteten Straßen in bis zu zehn Metern Tiefe. Zunächst war ungewiss, ob die Insassen rechtzeitig herausgekommen waren.

Erdrutsche von gewaltigen Ausmaßen

Luftbilder und Fotos aus der Stadt mit ihren 50 000 Einwohnern zeigen Erdrutsche von gewaltigem Ausmaß. Häuser wurden mitgerissen und verschwanden. Autos liegen in riesigen Erdlöchern neben Betonteilen der ehemaligen Kanalisation.

"Einige der Autobahnen rund um Erftstadt sind komplett gesperrt, Lkw stehen vor den Zufahrten Schlange. In der Nähe stürzen Teile der gesperrten Autobahn 1 in den Fluss," beschreibt es ein Reporter der örtlichen Zeitung.

Helfer der Wasserwacht untersuchen von einem Boot aus Lastwagen, die auf der überfluteten Bundesstraße 265 in Erftstadt stehen. 
Foto: Marius Becker, dpa | Helfer der Wasserwacht untersuchen von einem Boot aus Lastwagen, die auf der überfluteten Bundesstraße 265 in Erftstadt stehen. 

"Auf der überfluteten Bundesstraße konnten einzelne Fahrzeuge nach Personen durchsucht werden, insbesondere LKW, die aus dem Wasser herausragten,“ erklärt der Pressesprecher des BRK-Kreisverbands Würzburg, Stefan Krüger, am Samstag auf Nachfrage dieser Redaktion zu den entdeckten Autos in Erftstadt. Mit Sonar seien etliche weitere Fahrzeuge unter Wasser geortet worden, meist Autos.

"Falls sich darin noch Menschen befinden, ist leider nicht mit Überlebenden zu rechnen", macht Krüger nach Rücksprache mit seinen Kolleginnen und Kollegen vor Ort deutlich. "Andererseits stellt die starke Verschmutzung des Wassers, unter anderem durch ausgetretenes Öl, eine erhebliche Gefährdung für Taucher dar." Deshalb habe sich der Einsatzleiter unter Abwägung der Umstände gegen einen Taucheinsatz entschieden.

Mehr als 19 000 Einsatzkräfte an Rettungsarbeiten beteiligt

Der Einsatz des Wasserrettungszuges aus Unterfranken mit Helfern aus verschiedenen Kreisverbänden wird von Björn Rausch geleitet. Der 45- Jährige ist im Zivilberuf Rechtsanwalt in Ochsenfurt. Er ist seit 25 Jahren Mitglied der Wasserwacht und erfahrener Einsatzleiter des Wasserrettungsdienstes. Rausch ist Kontingentführer für den Wasserrettungszug und seit 2021 Vorsitzender der Kreiswasserwacht Würzburg.

Indessen erklärt in Würzburg Thomas Eberth, der Vorsitzende des BRK-Kreisverbandes Würzburg, das Engagement und den Zusammenhalt: "Deutschland steht in der Not zusammen, das zeigt die Pandemie, aber auch die schlimme Hochwasserlage. Daher bin ich den Kameradinnen und Kameraden dankbar, die alles stehen und liegen lassen, um unseren Freunden in Nordrhein-Westfalen zur Hilfe zu eilen."

Inzwischen sind die unterfränkischen Helfer vom Hochwassereinsatz in Nordrhein-Westfalen zurückgekehrt.
Foto: BRK | Inzwischen sind die unterfränkischen Helfer vom Hochwassereinsatz in Nordrhein-Westfalen zurückgekehrt.

Nachdem am Samstag das Wasser langsam zurückgeht, zeigen Bilder das ganze Ausmaß der Zerstörung in Erftstadt: Von "weggebrochenen Straßen" berichtet ein Helfer. Holz, Schutt und Beton fallen immer wieder herab von den Ruinen, die am Rand des riesigen Kraters liegen, der sich gebildet hat. Autos sind an die Ränder getrieben worden – und Einwohner stehen wie betäubt vor den Trümmern.

"Der Wasserrettungszug Unterfranken hat seinen Einsatz in NRW inzwischen beendet und ist am Morgen wohlbehalten zu Hause eingetroffen," meldet Pressesprecher Krüger. Das BRK stehe jedoch mit weiteren Einheiten seines komplexen Hilfeleistungssystem bereit, um Unterstützung in den Katastrophengebieten zu leisten. "Wir danken den eingesetzten ehrenamtlichen Helfern", heißt es in einer ersten Bilanz. "Unser Mitgefühl gilt den Angehörigen."

 
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