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Würzburg
Haushalt: Warum die Straßenbahn-Sonderrücklage in Gefahr ist
Durch die Auswirkungen der Corona-Krise rechnet Stadtkämmerer Robert Scheller mit bis zu 45 Millionen Euro Defizit im Haushalt für 2020.
Nach aktuellem Stand muss wegen der Corona-Krise voraussichtlich eine Lücke von 40 bis 45 Millionen Euro im geplanten Etat aus den Rücklagen ausgeglichen werden – auch mit Mitteln aus der Sonderrücklage für den Bau der geplanten Strabalinie 6.
Foto: Screenshot MP | Nach aktuellem Stand muss wegen der Corona-Krise voraussichtlich eine Lücke von 40 bis 45 Millionen Euro im geplanten Etat aus den Rücklagen ausgeglichen werden – auch mit Mitteln aus der Sonderrücklage für den Bau ...
Patrick Wötzel
 |  aktualisiert: 08.02.2024 17:57 Uhr

Gerade mal zwei Jahre ist es her, dass die Stadt bei den Gewerbesteuer-Einnahmen mit mehr als 100 Millionen Euro ein Rekordergebnis erzielt hat. Jetzt sorgen die Auswirkungen der Corona-Pandemie dafür, dass Stadtkämmerer Robert Scheller im Herbst einen Nachtrags-Haushalt für 2020 vorlegen muss. Im Stadtrat hat er angekündigt, dass nach aktuellem Stand voraussichtlich eine Lücke von 40 bis 45 Millionen Euro im geplanten Etat aus den Rücklagen ausgeglichen werden muss – auch mit Mitteln aus der Sonderrücklage für den Bau der geplanten Straßenbahnlinie 6.

Mehrbedarf aufgrund der Corona-Pandemie von 2 bis 3 Millionen Euro

Den größten Einbruch erwartet Scheller bei der Gewerbesteuer: 95 Millionen Euro Einnahmen sind im Haushalt 2020 vorgesehen, nach den aktuellen Steuerschätzungen im Mai "gehen wir davon aus, dass wir ein Ergebnis von 70 bis 75 Millionen Euro erzielen werden", berichtete der Kämmerer. Beim städtischen Anteil an der Einkommens- und Umsatzsteuer rechnet er mit Mindereinnahmen zwischen 5 und 15 Millionen Euro.

Auf der Ausgabenseite steht ein Mehrbedarf aufgrund der Corona-Pandemie in Höhe von 2 bis 3 Millionen Euro sowie eine Erhöhung der Bezirksumlage um 1,8 Millionen Euro. Unter dem Strich bedeutet das laut Scheller "eine Verschlechterung des Haushalts 2020 um 40 bis 45 Millionen Euro".

Bei Investitionsmaßnahmen sei die Stadt daher bereits "vom Gas gegangen". Eine Haushaltssperre mit der Folge, dass sogenannte freiwillige Leistungen wie die Förderung von Sportvereinen und kulturellen Einrichtungen nicht mehr möglich wären, gibt es aber noch nicht: "Das würde vor allem diejenigen treffen, die die Mittel derzeit am dringendsten brauchen."

45 Millionen Euro Rücklagen

Scheller will, wie seine Kollegen in anderen bayerischen Kommunen auch, im Herbst einen Nachtragshaushalt vorlegen, weil bis zu diesem Zeitpunkt eine belastbare Schätzung des Steueraufkommens erwartet wird. Weil die Stadt in den letzten Jahren vernünftig gewirtschaftet und viel Geld zurückgelegt hat, geht der Kämmerer davon aus, die erwarteten Mindereinnahmen durch eine Entnahme aus den Rücklagen ausgleichen zu können. Die stehen im Moment bei rund 45 Millionen Euro, die inzwischen auf 17 Millionen Euro angewachsene "Sonderrücklage Straßenbahn" mit eingerechnet.

Scheller hatte bereits in der Vergangenheit mehrfach darauf hingewiesen, dass die vom Stadtrat beschlossene Sonderrücklage für den Bau der geplanten Straba-Linie 6 nach kommunalem Haushaltsrecht keine echte Sonderrücklage sein kann: "Jetzt bewahrheitet sich leider, dass sie Teil der allgemeinen Rücklage und nicht insolvenzsicher ist." Bevor die Stadt neue Kredite aufnehmen darf, müssen zunächst die Rücklagen eingesetzt werden. 4 Millionen muss sie dabei als Reserve behalten, so dass für den Nachtragshaushalt 2020 rund 41 Millionen Euro zur Verfügung stehen.

Scheller geht deshalb davon aus, das laufende Haushaltsjahr auch ohne finanzielle Stütze durch Bund oder Freistaat überstehen zu können. Trotzdem baut die Stadt auf staatliche Unterstützung: "Ein kommunales Rettungspaket, in welcher Form auch immer, würde zu einer wesentlichen Entspannung unserer Situation beitragen", betonte der Kämmerer. Damit würde die Stadt investitionsfähig bleiben und könne weiter einen wichtigen Beitrag zur Unterstützung der heimischen Wirtschaft leisten.

Update: Die Hoffnung des Kämmerers hat sich seit seinem Bericht vor einer Woche inzwischen teilweise erfüllt, nachdem die Bundesregierung in Rahmen ihres Corona-Kulturpakets angekündigt hat, dass der Ausfall von Gewerbesteuer-Einnahmen zur Hälfte ausgleichen werden soll.

 
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  • zumkeller
    Als kopfrechnender Leser stellt man sich die Frage, wie prognostizierte Mindereinnahmen bei der Gewerbe-, Umsatz- und Einkommenssteuer in Höhe von 25-40 Millionen € , sowie Mehrausgaben durch „Corona“ und höherer Bezirksumlage in Höhe von 3,8-4,8 Millionen € zu „40-45 Millionen Defizit“ führen können. Ich komme auf 28,8 -44,8 Millionen Euro ?!

    Aber: „.... statistisch haben .... ( ja auch ) .....ein Millionär und ein armer Schlucker je eine halbe Million !“ (Franklin D. Roosevelt)
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  • steve67
    Wer will heutzutage schon noch die Virenschleudern im ÖPNV benutzen. Geld für bessere Zwecke ausgeben bitte.
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  • saf.wuerzburg@t-online.de
    Dann dürften wohl auch Finanzierungen "für das Privatvergnügen einiger Weniger" zum Opfer fallen, soll heißen, denn wenn eine wichtige Infrastrukturmaßnahme wie die Linie 6 zum Hubland unter Umständen nicht mehr finanzierbar ist, dann hat die Stadt sich auch gefälligst aus der Mitfinanzierung eines neuen Stadions der … , äääh, wie hießen die nochmal, heraus zu halten!
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  • aljoscha.labeille@vcd-bayern.de
    Der Kämmerer ist immer sehr schnell bei der Hand, wenn es darum geht, beim ÖPNV zu sparen - bezeichnend, dass er nie auf "Ausbau Greinbergknoten" oder ähnliche Dinge verweist, obwohl die die Stadt deutlich teurer zu stehen kommen als der Bau der Linie 6. Da sollte man mal deutlich anmerken: Politik macht der Stadtrat, nicht der Kämmerer.

    Im Übrigen ist der Sachstand schon wieder überholt - die Gewerbesteuerausfälle werden von Bund und Ländern ausgeglichen.

    Wenn der Kämmerer die Straba-Rücklage einkassieren und in den allgemeinen Haushalt verschieben will, wird er damit die WVV an den Rand des Konkurses bringen, denn die Beschaffung neuer Straßenbahnen ist nicht mehr aufschiebbar. Bis Ende 2021 hat die Aufsichtsbehörde den Einsatz der ältesten Strabas befristet, dann ist Feierabend. Für die Finanzierung der neuen Wagen ist die WVV aber bereits bindende Verträge eingegangen.

    Tja, Herr Kämmerer, vielleicht doch erstmal dort sparen, wo es verzichtbar ist?
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  • dottore
    Es gibt immer einen Grund, die Linie 6 erneut abzusägen. Provinz auf 3. Welt Niveau. Danke dafür.
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  • aljoscha.labeille@vcd-bayern.de
    Irgendwie drängt sich der Eindruck auf dass es manch einem ganz Recht ist, die Rücklage anzugreifen. Seit Jahren gibt es bei der Linie 6 nur Stillstand während in anderen Städten Straßenbahnprojekte längst umgesetzt wurden. Es scheint so dass ganz oben gegen die Linie 6 gearbeitet wird und jetzt die Gelegenheit genutzt werden soll, das Projekt zu Fall zu bringen. Warum wird denn nicht das unnötige Millionenprojekt Ausbau des Greinbergknotens abgesagt ? Warum wird nicht die massive Förderung des Autoverkehrs in dieser Stadt endlich zugunsten der anderen Verkehrsmittel zurückgefahren ? Die Menschen in dieser Stadt haben einen guten ÖPNV, saubere Luft und eine bessere Lebensqualität statt Dauerstau verdient.
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  • info@softrie.de
    Im Gegensatz zu anderen Projekten ist die Straßenbahn ab dem Südbahnhof für viele Anwohner ein massiver Einschnitt in die Grundstücke. Wenn Sie auf der Wiese eine Straßenbahn bauen, dann ist das kein Problem. Aber durch ein Wohngebiet, das auch von den etwas reicheren Würzburgern besiedelt wird, ist das halt schwierig. Fragen Sie sich doch auch mal, warum durch die Neubergwege keine Busse fahren zwinkern
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  • aljoscha.labeille@vcd-bayern.de
    Das ist nicht (mehr) richtig. Die Planunterlagen sind öffentlich einsehbar, es gibt im Gegensatz zu früheren Planungsstadien mit einer Ausnahme keine Eingriffe in Grundstücke mehr.
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  • Helmut_Faul_HF2017
    Jetzt werden die ganzen Wolkenkuckucksheime (Linie 6 bzw 7, Seilbahnen, Wassertaxis, zusätzliche Brücke neben Löwenbrücke, Tunnel durch den Steinberg,...usw...usw) eines nach dem anderen wie Kartenhäuser in sich zusammenfallen.
    Im Kommunalwahlkampf gab es nur sehr wenige, die Vernunft und Sparsamkeit zum Programm hatten. Und die galten als die "Bösen".
    Von nun an werden alle von den höheren Umständen zu Vernunft und Sparsamkeit gezwungen werden.
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  • mainpostuser987
    Das Posting verstößt gegen unsere Netiquette und wurde daher gesperrt.
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  • al-holler@t-online.de
    Anm. zum letzten Satz: Und das ist gut so!!
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