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Würzburg
Hausarbeit gerecht verteilen: 5 Tipps, wie Sie den Zoff in der Familie vermeiden
In vielen Beziehungen gibt es Streit um die Familienarbeit. Kinder, Haushalt, Job - eine Herausforderung! Eine Würzburger Familienberaterin sagt, wie es ohne Stress geht.
Die Liste mit Arbeiten, die in einem Haushalt mit Kindern anfallen, ist lang und führt in vielen Familien immer wieder zu Streitigkeiten.
Foto: Ivana Biscan | Die Liste mit Arbeiten, die in einem Haushalt mit Kindern anfallen, ist lang und führt in vielen Familien immer wieder zu Streitigkeiten.
Claudia Kneifel
 |  aktualisiert: 06.09.2024 02:32 Uhr

Warum ist keine Milch da? Wieso ist die Spülmaschine noch nicht ausgeräumt? Warum muss ich schon wieder zum Elternabend? Und muss ich hier überhaupt alles alleine machen? Immer noch bleibt ein Großteil der Familienarbeit an Frauen hängen. Viele Mütter in Deutschland arbeiten in Teilzeit – und wenden so oft automatisch mehr Zeit auf für Haushalt und Kinder als die Väter mit Vollzeitjob.

Und selbst wenn beide Elternteile gleich viel arbeiten, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Mütter putzen, kochen, waschen und Alltagsdinge organisieren. Die Studie "Mitten im Leben - Wünsche und Lebenswirklichkeiten von Frauen zwischen 30 und 50 Jahren" der Bundesregierung von 2016 zeigte das deutlich auf.

"Wir spüren die große Verantwortung, wir wollen für alle nur das Beste und spüren den Druck, auch das macht müde", sagt Giuliana Carminati, die in der Familienberatungsstelle im Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) in Würzburg Familien berät. Doch wie bekommen Paare eine gerechte Aufteilung der Hausarbeit hin? Die Pädagogin hat diese fünf Tipps. 

Giuliana Carminati ist Familienberaterin beim Sozialdienst katholischer Frauen in Würzburg.
Foto: Johannes Kiefer | Giuliana Carminati ist Familienberaterin beim Sozialdienst katholischer Frauen in Würzburg.

1. Tipp: Listen Sie auf, welche Arbeiten bei Ihnen anfallen

Frühstück machen, Pausenbrote schmieren, Kinder in den Kindergarten bringen, Küche aufräumen, Staubsaugen, Bad putzen, Spülmaschine ein- und ausräumen, Tisch decken, einkaufen, Kindergeburtstag planen, Arztbesuch vereinbaren, Kinder baden und ins Bett bringen ... Die Liste mit Arbeiten in einem Haushalt mit Kindern ist lang und die Organisation des Familienlebens anspruchsvoll. 

"Listen Sie gemeinsam auf, welche Arbeiten zu erledigen sind", sagt Giuliana Carminati. Die Familienberaterin hat selbst eine Liste mit üblichen  Anforderungen erstellt und kam auf über 70 Positionen. Zwar fallen nicht alle 70 Aufgaben jeden Tag an - "aber eine Vielzahl an Arbeiten ist täglich zu erledigen", sagt die Beraterin. Die müsse man gemeinsam anpacken.

Was zu tun ist: "Notieren Sie alle Aufgaben, die täglich, wöchentlich oder monatlich in Ihrem Haushalt erledigt werden müssen. Anschließend setzen Sie sich mit Ihrem Partner/Ihrer Partnerin zusammen und teilen die Familienaufgaben gerecht auf." Aber Achtung: "Es ist wichtig, eine realistische Planung zu machen." Alles geht oft nicht. Also vielleicht besser fürs Kindergartenfest keine Muffins selber backen wollen, sondern etwas beim Bäcker holen.

2. Tipp: Zeigen Sie Wertschätzung für all das, was täglich für die Familie erledigt wird

Familie, Arbeit und Haushalt zu koordinieren ist ein richtig großes Projekt. "Würden wir derartige Anforderungen in der Arbeit bekommen, würden wir alles erst mal strukturieren und uns richtig organisieren", sagt die Familientherapeutin. Bei Haus- und Familienarbeit denke man oft, das füge sich irgendwie, das mache ich noch schnell. "Viele Paare machen den Fehler und machen keine konkreten Pläne."

Ermüdend sei nicht, den Müll runterzutragen oder die Wäsche aufzuhängen: "Ermüdend ist die Fülle der vielen täglichen Aufgaben." Man versuche zum Teil, die einzelnen Aufgaben gleichzeitig zu erledigen, verliere aber dabei den Blick über das Ganze und weiß nicht mehr, wo einem der Kopf steht: "Kein Wunder, dass Vorwürfe, Nörgeleien und schlechte Laune die Folge sind", sagt Carminati. Das Abendessen zu kochen sei beispielsweise richtig Arbeit: "Das lässt sich nicht nebenbei erledigen und muss von allen anderen Familienmitgliedern auch wertgeschätzt werden."

Was zu tun ist: "Loben Sie! Wer Lob für seine Arbeit erntet, fühlt sich glücklich und gestärkt", sagt Giuliana Carminati. "Eltern sollten sich täglich bewusst machen, wieviel sie leisten und das gemeinsam wertschätzen."

3. Tipp: Verteilen Sie die Aufgaben klar

"Derjenige der einkaufen geht, schreibt auch die Einkaufsliste", sagt Giuliana Carminati.  Und jeder sollte sich mal allein um die Wäsche kümmern, allein die Kleidung der Kinder aussortieren, allein den Kindergeburtstag organisieren. Der andere bekomme dann den Kopf frei: "Wenn ich weiß, diese Aufgaben werden vom anderen ganz und gar erledigt, kann ich mich viel besser auf meine konzentrieren."

Und wenn jeder alles mal gemacht hat, habe man eine gemeinsame Basis: "Man fühlt sich besser in den anderen ein und versteht wie aufwändig und anstrengend vieles ist." Bei einigen Aufgaben kann ein zeitweiser Rollentausch eine gute Methode sein, um die Belastung des anderen nachzuvollziehen, sagt die Beraterin. 

"Wenn Sie die Zeit haben, verrichten Sie Hausarbeiten auch mal gemeinsam", empfiehlt die Pädagogin. Der eine schneidet das Gemüse, der andere kocht oder deckt den Tisch. "Nebenbei können Sie sich über den Tag unterhalten oder das Wochenende planen." Kommunikation sei das Wichtigste, weil man nur so die unsichtbare Arbeit sichtbar machen und Wünsche äußern kann. 

Was zu tun ist: "Beziehen Sie auch Ihre Kinder mit in den Putzplan und die Familienarbeit ein. Tisch decken und abräumen, Müll rausbringen und beim Geschirrspüler ausräumen helfen, können auch schon die Kleinsten", sagt die Familienberaterin. "Im Gegensatz zu uns Erwachsenen haben die dabei sogar noch Spaß." 

4. Tipp: Bleiben Sie im Gespräch

Kommunikation ist auch bei der Familien- und Hausarbeit das A und O, sagt die Pädagogin. Doch: "Jede Familie muss ihren eigenen Weg und ihre eigenen Lösungen finden." Diese Lösungen könnten sehr unterschiedlich sein, je nach Alter der Kinder, Berufstätigkeit der Eltern und den Lebensbedingungen.

Was muss unbedingt erledigt werden? Was kann warten? Was ist leider einfach gerade nicht zu schaffen? Wie können wir die Kinder einbinden? Was ist mir wichtig? Was ist dir wichtig, was erwartest du von mir ? "Darüber zu reden, zu diskutieren, zu streiten ist der wichtigste Teil und trägt immer zu einer guten  Lösung bei", sagt Carminati.

Was zu tun ist: "Nehmen sie sich Zeit für die Planung Ihres Familienlebens. Eine gute Organisation ist alles. Bleiben Sie im Gespräch. Viele Dinge müssen immer wieder angepasst werden. Und: Versuchen Sie auch mal etwas Neues."

5. Tipp: Achten Sie auf die Einhaltung der Pläne

"Die neuen Pläne müssen Sie immer wieder überprüfen", sagt die Familientherapeutin. Am effektivsten sei es, sich einmal in der Woche als Familie zusammenzusetzen und die Woche oder den Monat zu besprechen. "Wochen- und Monatspläne zu gestalten, hilft die verfügbare Zeit realistisch im Blick zu behalten ", sagt Giuliana Carminati. Miteinander das Familienleben zu organisieren könne nicht nur entlastend sein, sondern auch zu mehr Nähe und Verständnis und damit Familienglück führen. Die Kinder könnten bei bestimmten Punkten mit einbezogen werden. Und: Wenn es wieder mal schiefläuft, können und dürfen Pläne immer wieder verändert werden.

Was zu tun ist: "Reservieren Sie einen Tag in der Woche für das Besprechen der Termine und die Organisation der Familienarbeit", empfiehlt Giuliana Carminati. "Machen Sie es sich dabei gemütlich. Mit einem guten Überblick starten Sie besser in die kommende Woche ein."

Termin-Tipp: Die Familienberatungsstelle im Sozialdienst Katholischer Frauen in Würzburg bietet in der Reihe Eltern.Online einen Vortrag zum Thema "Familienarbeit" mit Giuliana Carminati an: Mittwoch, 1. Februar 2023, um 20 Uhr. Anmeldung bei der Erziehung- und Familienberatungsstelle des SkF unter www.skf-wue.de oder per E-Mail an Carminati-Bina.Giuliana@skf-wue.de

 
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Kommentare
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  • Eos123456
    Bisher ist es mir immer ganz gut gelungen, mich da zu drücken.

    Außerdem - wieso sollte ich Familienmitgliedern, die die Arbeit gerne machen die Freude nehmen?
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