Vor allem bei ortsunkundigen Autofahrern ist diese Szene öfters zu beobachten. Sie freuen sich, in Würzburgs Innenstadt endlich einen Parkplatz gefunden zu haben, steigen aus und halten hilfesuchend nach einem Parkscheinautomaten Ausschau.
Die Suche und den Weg zum Ticket-Gerät können sie sich bald schenken: Die Würzburger Versorgungs- und Verkehrs GmbH (WVV) will voraussichtlich ab 11. Juni das Bezahlen von Parkgebühren mittels Handy oder Smartphone einführen.
Wer öfters in anderen Städten unterwegs ist, dürfte diese Neuerung nicht als sonderlich neu empfinden. Das Parkschein-Bezahlen per elektronischer Kurznachricht (SMS) oder per Applikation (App) auf dem Smartphone – kurz Handy-Parken– wird bundesweit in über 100 Kommunen angeboten, teilweise seit zehn Jahren. In Unterfranken brauchen beispielsweise Autofahrer in Schweinfurt, Bad Kissingen oder Bad Neustadt schon länger nicht mehr nach Kleingeld in der Tasche kramen, sondern bezahlen mittels Tastendruck.
3,2 Millionen Parkgebühren im Jahr
Warum kommt der Service so spät nach Würzburg? „Die Nutzung ist noch verhältnismäßig gering, so hatte die Stadt zuerst mal kein Interesse“, sagt Walter Beck, Geschäftsführer der beim Stadtkonzern WVV angesiedelten Stadtverkehrs-GmbH (SVG). Diese bewirtschaftet für die Stadt die rund 2200 öffentlichen Oberflächenstellplätze mit 124 Parkautomaten. An diesen nahm die Stadt im vergangenen Jahr rund 3,2 Millionen Euro Parkgebühren ein.
Zudem, so erklärt Beck die Verzögerung, war das Bezahlen ursprünglich nur per SMS möglich, was „relativ umständlich“ sei. Beim Bezahlen per SMS muss man neben der Wahl der Parkzeit auch die Nummer der Parkzone eingeben, die am jeweiligen Parkscheinautomaten steht. Doch mittlerweile kann man auch mittels einer App auf dem Smartphone mit einem Klick seine Parkgebühr entrichten. „Das ist viel komfortabler“, erklärt Beck.
Parkzeit kann nachgebucht werden
Außer, dass man kein Kleingeld mehr braucht, gibt es beim Handy-Parken weiteren Komfort. Der Nutzer wird informiert, dass seine Parkzeit abläuft und erspart sich so gegebenenfalls ein Knöllchen durch die städtischen Verkehrsüberwacher. Zudem kann man problemlos Parkzeit von unterwegs nachbuchen – allerdings nur bis zur erlaubten Höchstparkdauer.
Das System soll auch zur Reduzierung des Parksucherverkehrs beitragen, indem die App dem Nutzer per globalem Positionsbestimmungssystem (GPS) automatisch die passende Parkzone anzeigt. Laut Beck ist allerdings noch nicht klar, ob dieser Service von Anfang an zur Verfügung steht.
Registrierte Nutzer zahlen weniger
Die bequeme Bezahlmöglichkeit wird über das „TraviPay“-Systems des Vertragspartners, der Firma Sunhill Technologies aus Erlangen, „TraviPay“ abgewickelt. SVG und Stadt entstehen keine Kosten. Den Service finanziert der Nutzer mit einem Aufschlag auf seine Parkgebühr.
Wer über SMS bucht, zahlt einen Aufschlag von 14 Prozent: beispielsweise auf eine Stunde Innenstadtparken, die 1,50 Euro kostet. Zusätzlich werden jeweils 14 Cent pro Transaktion fällig. Die Abrechnung erfolgt über den Mobilfunkanbieter. Etwas billiger wird's, wenn sich der Autofahrer oder die Autofahrerin bei TraviPay registrieren lässt. Dann kann er oder sie auch per Lastschrift oder Kreditkarte bezahlen. Der Aufschlag auf die Parkgebühr beträgt dann „nur“ sieben Prozent und weitere sieben Cent pro Transaktion.
Problemlose Kontrolle ohne Parkschein
Der Service ist nicht ganz billig und es bleibt die Frage, wie viele Autofahrer ihn in Anspruch nehmen werden. Was die bisherige Nutzung von Handy-Parken angeht, stehen offenbar unterschiedliche Zahlen im Raum, wie SVG-Geschäftsführer Beck im Gespräch mit der Redaktion erklärt: Laut den Handy-Parken-Anbietern liege der Nutzungsgrad zwischen zehn und zwanzig Prozent. Nach den Erfahrungen seiner Kollegen bei der Parkraumbewirtschaftung bezahlten dagegen nur drei bis fünf Prozent der Autofahrer elektronisch. „Die Tendenz ist allerdings steigend“, sagt Beck.
Problemlos soll auch die Kontrolle sein, wenn kein Parkschein mehr auf dem Armaturenbrett liegt oder hinter der Windschutzscheibe klemmt: Die städtischen Verkehrsüberwacher der Stadt können auf ihren mobilen Datenerfassungsgeräten anhand des Autokennzeichens erkennen, ob der Parkende auch gezahlt hat.
Noch kein digitales Bezahlen beim ÖPNV
In den Parkhäusern der SVG ist das Handyparken nicht möglich. Das liegt nicht zuletzt an stellenweisen Empfangsproblemen. Allein um die Marktgarage handytauglich umzurüsten, müsste man 50 000 Euro investieren, sagt Beck. Die SVG plant stattdessen im Herbst die Einführung einer „WVV-Komfortkarte“.
Kommt nach mehr Service für die Autofahrer auch ein elektronischer Komfort für die ÖPNV-Nutzer? Digitale Bezahlsysteme für Fahrtkarten im Verkehrsverbund Mainfranken habe man auf dem Radar, erklärt WVV-Sprecher Jürgen Dornberger. Eine Prognose für die Einführung könne man derzeit aber noch nicht abgeben.
Wie dumm muss man eigentlich sein um da mitmachen zu dürfen? Gibt es Kriterien?
Oder aber es liegt am Geiz und Verhandlungsunvermögen der Stadt: wollte man keine Lizenzgebühren abführen? Leichtere Kontrolle, selteneres Leeren der Automaten, kein Papiermüll … in anderen Städten (wie über 100) längst Realität und ganz im Gegensatz zu der Behauptung das es noch nicht so angenommen würde sehr erfolgreich (so sehr das ein großer Auto-Hersteller eingestiegen ist) – und das alles bei GLEICHEN Parkgebühren. Nur Würzburg muss mal wieder „cleverer“ sein … statt das zu fördern und Geld einzusparen erstickt man die intensive Nutzung im Keim. Dabei hätte die Stadt hier deutlich profitieren können. Erschreckend wie wenig unternehmerisches Denken bei Stadtverwaltern hier mitgebracht wird.
Ich bin gespannt ob in der App auf die höheren Kosten hingewiesen wird – die Mehrkosten müssen nämlich explizit genannt werden …
Positiv ist zu bemerken, dass man mittlerweile im Parkhaus sogar kontaktlos bezahlen kann (Apple Pay, etc.)
Wo haben Sie das Rechen gelernt? Oder das Abschreiben?
Und wieso soll die Kosten der Kunde übernehmen wenn sich die Stadt dann die Parkautomaten einspart?
Lesen Sie mal genauer: ein Aufschlag von 14% plus Gebühr von 14 Cent werden fällig.
Ihre Frage, warum alles der Kunde zahlt, wenn die Stadt Einsparungen an anderer Stelle ist allerdings berechtigt.
dann bleibt Ihnen noch das ganz alte analoge Parkschein ziehen.
Und billiger ist es auch
Dass aber die digitalen Helferlein im ÖPNV so wenig Beachtung finden, ist fast schon ein Skandal. Geht es doch gerade darum mehr Menschen vom Auto weg auf die Öffentlichen zu bringen. Die digitalen Helfer können ja deutlich mehr als nur das heutige Tarifsystem abbilden. Deutlich günstigere Tickets in verkehrsschwachen Zeiten zum Beispiel und vieles mehr lassen sich da problemlos abbilden.
Die Öffentlichen sind zu den Stoßzeiten häufig an ihrer Belastungsgrenze angelangt. Insgesamt jedoch kann die heute durchschnittliche Gesamt-Auslastung von ca. 30% noch deutlich gesteigert werden.