zurück
WÜRZBURG
Handy-Parken gibt's künftig auch in Würzburg
Bald können Autofahrer in Würzburg ihre Parkgebühren per Sms oder App bezahlen.
Foto: Dita Vollmond | Bald können Autofahrer in Würzburg ihre Parkgebühren per Sms oder App bezahlen.
Holger Welsch
 |  aktualisiert: 07.04.2020 11:45 Uhr

Vor allem bei ortsunkundigen Autofahrern ist diese Szene öfters zu beobachten. Sie freuen sich, in Würzburgs Innenstadt endlich einen Parkplatz gefunden zu haben, steigen aus und halten hilfesuchend nach einem Parkscheinautomaten Ausschau.

Die Suche und den Weg zum Ticket-Gerät können sie sich bald schenken: Die Würzburger Versorgungs- und Verkehrs GmbH (WVV) will voraussichtlich ab 11. Juni das Bezahlen von Parkgebühren mittels Handy oder Smartphone einführen.

Wer öfters in anderen Städten unterwegs ist, dürfte diese Neuerung nicht als sonderlich neu empfinden. Das Parkschein-Bezahlen per elektronischer Kurznachricht (SMS) oder per Applikation (App) auf dem Smartphone – kurz Handy-Parken– wird bundesweit in über 100 Kommunen angeboten, teilweise seit zehn Jahren. In Unterfranken brauchen beispielsweise Autofahrer in Schweinfurt, Bad Kissingen oder Bad Neustadt schon länger nicht mehr nach Kleingeld in der Tasche kramen, sondern bezahlen mittels Tastendruck.

3,2 Millionen Parkgebühren im Jahr

Warum kommt der Service so spät nach Würzburg? „Die Nutzung ist noch verhältnismäßig gering, so hatte die Stadt zuerst mal kein Interesse“, sagt Walter Beck, Geschäftsführer der beim Stadtkonzern WVV angesiedelten Stadtverkehrs-GmbH (SVG). Diese bewirtschaftet für die Stadt die rund 2200 öffentlichen Oberflächenstellplätze mit 124 Parkautomaten. An diesen nahm die Stadt im vergangenen Jahr rund 3,2 Millionen Euro Parkgebühren ein.

Zudem, so erklärt Beck die Verzögerung, war das Bezahlen ursprünglich nur per SMS möglich, was „relativ umständlich“ sei. Beim Bezahlen per SMS muss man neben der Wahl der Parkzeit auch die Nummer der Parkzone eingeben, die am jeweiligen Parkscheinautomaten steht. Doch mittlerweile kann man auch mittels einer App auf dem Smartphone mit einem Klick seine Parkgebühr entrichten. „Das ist viel komfortabler“, erklärt Beck.

Parkzeit kann nachgebucht werden

Außer, dass man kein Kleingeld mehr braucht, gibt es beim Handy-Parken weiteren Komfort. Der Nutzer wird informiert, dass seine Parkzeit abläuft und erspart sich so gegebenenfalls ein Knöllchen durch die städtischen Verkehrsüberwacher. Zudem kann man problemlos Parkzeit von unterwegs nachbuchen – allerdings nur bis zur erlaubten Höchstparkdauer.

Das System soll auch zur Reduzierung des Parksucherverkehrs beitragen, indem die App dem Nutzer per globalem Positionsbestimmungssystem (GPS) automatisch die passende Parkzone anzeigt. Laut Beck ist allerdings noch nicht klar, ob dieser Service von Anfang an zur Verfügung steht.

Registrierte Nutzer zahlen weniger

Die bequeme Bezahlmöglichkeit wird über das „TraviPay“-Systems des Vertragspartners, der Firma Sunhill Technologies aus Erlangen, „TraviPay“ abgewickelt. SVG und Stadt entstehen keine Kosten. Den Service finanziert der Nutzer mit einem Aufschlag auf seine Parkgebühr.

Wer über SMS bucht, zahlt einen Aufschlag von 14 Prozent: beispielsweise auf eine Stunde Innenstadtparken, die 1,50 Euro kostet. Zusätzlich werden jeweils 14 Cent pro Transaktion fällig. Die Abrechnung erfolgt über den Mobilfunkanbieter. Etwas billiger wird's, wenn sich der Autofahrer oder die Autofahrerin bei TraviPay registrieren lässt. Dann kann er oder sie auch per Lastschrift oder Kreditkarte bezahlen. Der Aufschlag auf die Parkgebühr beträgt dann „nur“ sieben Prozent und weitere sieben Cent pro Transaktion.

Problemlose Kontrolle ohne Parkschein

Der Service ist nicht ganz billig und es bleibt die Frage, wie viele Autofahrer ihn in Anspruch nehmen werden. Was die bisherige Nutzung von Handy-Parken angeht, stehen offenbar unterschiedliche Zahlen im Raum, wie SVG-Geschäftsführer Beck im Gespräch mit der Redaktion erklärt: Laut den Handy-Parken-Anbietern liege der Nutzungsgrad zwischen zehn und zwanzig Prozent. Nach den Erfahrungen seiner Kollegen bei der Parkraumbewirtschaftung bezahlten dagegen nur drei bis fünf Prozent der Autofahrer elektronisch. „Die Tendenz ist allerdings steigend“, sagt Beck.

Problemlos soll auch die Kontrolle sein, wenn kein Parkschein mehr auf dem Armaturenbrett liegt oder hinter der Windschutzscheibe klemmt: Die städtischen Verkehrsüberwacher der Stadt können auf ihren mobilen Datenerfassungsgeräten anhand des Autokennzeichens erkennen, ob der Parkende auch gezahlt hat.

Noch kein digitales Bezahlen beim ÖPNV

In den Parkhäusern der SVG ist das Handyparken nicht möglich. Das liegt nicht zuletzt an stellenweisen Empfangsproblemen. Allein um die Marktgarage handytauglich umzurüsten, müsste man 50 000 Euro investieren, sagt Beck. Die SVG plant stattdessen im Herbst die Einführung einer „WVV-Komfortkarte“.

Kommt nach mehr Service für die Autofahrer auch ein elektronischer Komfort für die ÖPNV-Nutzer? Digitale Bezahlsysteme für Fahrtkarten im Verkehrsverbund Mainfranken habe man auf dem Radar, erklärt WVV-Sprecher Jürgen Dornberger. Eine Prognose für die Einführung könne man derzeit aber noch nicht abgeben.

Derartige Informationen bekommt der Nutzer des Handy-Parkens auf sein Smartphone.
Foto: sunhill technologies GmbH | Derartige Informationen bekommt der Nutzer des Handy-Parkens auf sein Smartphone.
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Holger Welsch
App
Digitaltechnik
SMS
Smartphones
Walter Beck
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • jlattke
    Typisch Würzburg: unsere Stadtoberen überspannen den Bogen regelmäßig.

    Wie dumm muss man eigentlich sein um da mitmachen zu dürfen? Gibt es Kriterien?

    Oder aber es liegt am Geiz und Verhandlungsunvermögen der Stadt: wollte man keine Lizenzgebühren abführen? Leichtere Kontrolle, selteneres Leeren der Automaten, kein Papiermüll … in anderen Städten (wie über 100) längst Realität und ganz im Gegensatz zu der Behauptung das es noch nicht so angenommen würde sehr erfolgreich (so sehr das ein großer Auto-Hersteller eingestiegen ist) – und das alles bei GLEICHEN Parkgebühren. Nur Würzburg muss mal wieder „cleverer“ sein … statt das zu fördern und Geld einzusparen erstickt man die intensive Nutzung im Keim. Dabei hätte die Stadt hier deutlich profitieren können. Erschreckend wie wenig unternehmerisches Denken bei Stadtverwaltern hier mitgebracht wird.

    Ich bin gespannt ob in der App auf die höheren Kosten hingewiesen wird – die Mehrkosten müssen nämlich explizit genannt werden …
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • franz_rothenfusser
    Zahlen per Handy oder Smartphone - wenn das heißt, dass es dann keine Möglichkeit mehr gibt, wie bisher über einen naheliegenden Ticketautomaten zu bezahlen, was ist dann mit all jenen, die weder Handy noch Smartphone besitzen? Dann wäre das ein Zwang, sich Geräte anzuschaffen, die man nicht will. Besonders ältere Menschen wären davon betroffen. Und die ganze Bezahlsystemumstellung wäre dann eine Förderung von Anbietern von Geräten, deren negative Wirkungen auf die biologischen Systeme der Menschen mittlerweile fachkundig belegt sind (weil sie elektrosmogproduzierende Technik - Mobilfunktürme, Welanspots usw. - benötigen). Im Endeffekt geht es wieder um Gewinnmaximierung zu Lasten der menschlichen Gesundheit!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Die WVV Parken App sollte stattdessen lieber mal angefasst und auf einen aktuellen Stand gebracht werden. Auf einem aktuellen Smartphone sieht man der App, dass sie zuletzt vor 2 Jahren ein Update erfahren hat.
    Positiv ist zu bemerken, dass man mittlerweile im Parkhaus sogar kontaktlos bezahlen kann (Apple Pay, etc.)
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • bkk
    Alles viel zu umständlich! Mehr als 2 Klicks sollten es nicht sein, v.a keine umständliche Dateneingaben
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • kritischerbeobachter
    Wenn man dieses Vorantasten der WVV mitverfolgt, sieht man wieder einmal, wie wahr der Satz ist: Der Fortschritt ist eine Schnecke.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • 1958kosb
    14% von 1,50 € sind als 14 Cent?
    Wo haben Sie das Rechen gelernt? Oder das Abschreiben?
    Und wieso soll die Kosten der Kunde übernehmen wenn sich die Stadt dann die Parkautomaten einspart?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Lebenhan1965
    @ kosb

    Lesen Sie mal genauer: ein Aufschlag von 14% plus Gebühr von 14 Cent werden fällig.

    Ihre Frage, warum alles der Kunde zahlt, wenn die Stadt Einsparungen an anderer Stelle ist allerdings berechtigt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • jebusara@web.de
    Ganz einfach: Preiserhöhung durch die "Hintertür".
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • 1958kosb
    stimmt, ist ja noch krasser 23,3% mehr
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • info@softrie.de
    Ist das eigentlich datenschutzmäßig Okay? Ich will eigentlich nicht, dass eine Fremdfirma meine Daten auf ausländischen Servern speichert.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Lebenhan1965
    @ max

    dann bleibt Ihnen noch das ganz alte analoge Parkschein ziehen.
    Und billiger ist es auch zwinkern
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Sarah1234
    @max deine Daten werden bei travipay nur aus deutschen Servern gespeichert. Keine Sorge also 😊
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Arcus
    Gegen das digitale Zahlen und Parkplatzsuchen ist nichts einzuwenden.
    Dass aber die digitalen Helferlein im ÖPNV so wenig Beachtung finden, ist fast schon ein Skandal. Geht es doch gerade darum mehr Menschen vom Auto weg auf die Öffentlichen zu bringen. Die digitalen Helfer können ja deutlich mehr als nur das heutige Tarifsystem abbilden. Deutlich günstigere Tickets in verkehrsschwachen Zeiten zum Beispiel und vieles mehr lassen sich da problemlos abbilden.
    Die Öffentlichen sind zu den Stoßzeiten häufig an ihrer Belastungsgrenze angelangt. Insgesamt jedoch kann die heute durchschnittliche Gesamt-Auslastung von ca. 30% noch deutlich gesteigert werden.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten