
Zwei Monate nach dem Angriff auf eine junge Frau in ihrer Wohnung im Würzburger Stadtteil Frauenland sind die Mordermittler der Kriminalpolizei weiter auf der Suche nach einem Motiv: Was könnte Anfang Mai einen Handwerker dazu gebracht haben, in der Wohnung, in der er gerade tätig war, mit einem Hammer auf die 25-jährige Bewohnerin einzuschlagen?
Ein Ablenkungsmanöver des Verdächtigen?
Die Ermittler sind weitgehend sicher, mit dem 28-jährigen Fensterbauer den richtigen Verdächtigen in Untersuchungshaft gebracht zu haben. "Wir haben sehr deutliche Hinweise", sagt der Würzburger Oberstaatsanwalt Thorsten Seebach auf Nachfrage, ohne während der laufenden Ermittlungen Details zu nennen.
Doch was ist mit dem angeblichen zweiten Angreifer? Hat der Verdächtige einen anderen Täter wirklich gesehen oder nur erfunden, um zwei schnell hinzugeeilte Nachbarinnen von sich selbst abzulenken? Davon geht Seebach offenbar aus, auch wenn die Ermittlungen nach seinen Angaben noch nicht abgeschlossen sind. Dem Opfer, das mit schweren Kopfverletzungen zunächst in Lebensgefahr geschwebt hatte, gehe es inzwischen besser, sagt Seebach auf Nachfrage.
Zur Tatzeit alleine in der Wohnung mit der Frau
Die beiden jungen Nachbarinnen waren der 25-Jährigen zu Hilfe geeilt, als sie in dem neuen Studentenviertel im Frauenland die Schreie hörten. Der Handwerker sollte im Auftrag der Hausverwaltung zusammen mit einem Kollegen Fenster einbauen, sagt eine der beiden Zeuginnen. Zum Zeitpunkt des Überfalls war der Tatverdächtige nach Polizeiangaben aber in der Wohnung alleine mit der Frau. Sein Kollege soll in die Werkstatt gefahren sein, um etwas zu holen.
Kam dann ein dritter Mann? Das hatte der Handwerker gegenüber den zwei Nachbarinnen behauptet, die ihm in einem der oberen Stockwerke im Haus entgegenkamen. Der 28-Jährige sei mit einem Hammer in der Hand eilig nach unten gelaufen, erinnert sich die Zeugin. Dabei habe er etwas von einer Frau gerufen, die verprügelt worden sei. Er habe ihr beistehen wollen.
Nachbarinnen kamen der Schwerverletzten zu Hilfe
Sie hätten dann versucht, die schwer verletzte Bewohnerin zu beruhigen, berichtet die Zeugin: "Zum Glück ist meine Nachbarin geschulte Ersthelferin." Sie selbst habe durch ein Fenster unten auf dem Parkplatz den Handwerker gesehen, der gerufen habe: "Der ist nach da hinten abgehauen." Er sei in diese Richtung gerannt, aber nach drei, vier Minuten erfolglos zurückgekehrt. Der 28-Jährige habe dann mit ihnen auf das Eintreffen von Notarzt und Polizei gewartet. Sie alle seien vernommen worden. "Dann hat ihn die Polizei mitgenommen."
Verdächtiger hält an seiner Version fest
Der Ermittlungsrichter sah offenbar genug Indizien gegen den 28-Jährigen für einen Haftbefehl. Der Mann steht laut Mitteilung der Polizei unter dringendem Tatverdacht "des versuchten Totschlags und der gefährlichen Körperverletzung".
Laut seinem Pflichtverteidiger Tilman Michler beteuert der Festgenommene weiter seine Unschuld. Er bleibe bei der Version mit dem unbekannten Täter.
Gute Besserung, ohne Beeinträchtigungen des Alltags, wünsche völlige Gesundung.