
Eine Woche nach der lebensgefährlichen Attacke auf eine 25-Jährige in ihrer Wohnung in Würzburg rätseln Ermittler noch: Warum wurde die Frau in den eigenen vier Wänden attackiert? Ein festgenommener Handwerker, der in dem Haus in der Rottendorfer Straße arbeitete, behauptete jedenfalls: Er habe der Frau nur helfen wollen und den wahren Täter verfolgt.
Das schilderte dieser Redaktion eine der ersten Zeuginnen am Tatort, die dem Opfer gemeinsam mit einer anderen Frau zu Hilfe geeilt war. Sie ist eine Nachbarin in dem Haus im neuen Studentenviertel im Würzburger Frauenland. In dem Wohnblock auf dem Gelände der ehemaligen Leighton Kaserne wohnten früher US-Soldaten.
Polizei: Zum Zeitpunkt des Überfalls war der Handwerker mit der Frau alleine
Der 28-jährige Handwerker sollte im Auftrag der Hausverwaltung zusammen mit einem Kollegen Fenster einbauen, sagt die Zeugin. Zum Zeitpunkt des Überfalls war er nach Polizeiangaben aber alleine mit der Frau. Der zweite Mann soll zurück in die Werkstatt gefahren sein, um etwas zu holen.
Kam dann ein dritter Mann? Das habe zumindest der Handwerker behauptet, als er den zwei Nachbarinnen im Haus entgegenkam. Sie waren durch Schreie alarmiert worden, die auf einen Streit in einer benachbarten Wohnung hinwiesen. Sie hätten beschlossen, nachzuschauen, erzählt eine der Frauen im Gespräch mit dieser Redaktion. Der Mann sei mit dem Hammer in der Hand eilig nach draußen unterwegs gewesen, erinnert sich die Zeugin. Dabei habe er etwas von einer Frau gerufen, die verprügelt worden sei. Er habe ihr beistehen wollen. Retter und Polizei habe er schon angerufen, habe er gesagt.
War der Handwerker auf der Flucht oder verfolgte er den Täter?
Dann sahen die beiden Nachbarinnen die schwer verletzte Frau. "Wir haben versucht, sie zu beruhigen. Zum Glück ist meine Nachbarin geschulte Ersthelferin", berichtet die Zeugin. Durch ein Fenster habe sie unten auf dem Parkplatz den Handwerker gesehen, der gerufen habe: "Der ist da nach hinten abgehauen." Auch er rannte in diese Richtung – kehrte dann aber nach drei, vier Minuten erfolglos zurück und fragte zur Verwunderung der Frau: "Haben Sie schon die 112 gerufen?" Ihre Antwort: "Nein, wir dachten, das hätten Sie schon gemacht?"
Der Handwerker wartete mit den Frauen auf das Eintreffen von Notarzt und Polizei. Währenddessen telefonierte er nach Wahrnehmung der Zeugin mit seinem Kollegen. Alle wurden vernommen. "Dann hat ihn die Polizei mitgenommen", sagt die Nachbarin.
Die 25-jährige Frau schwebte zunächst in Lebensgefahr
Das 25-jährige Opfer wies schwere Kopfverletzungen auf. Die Frau kam ins Krankenhaus, schwebte zunächst in Lebensgefahr. Ihr Gesundheitszustand sei mittlerweile stabil, heißt es mittlerweile in einer offiziellen Meldung der Polizei.
Die Ermittler fanden offenbar genug Indizien gegen den 28-jährigen Handwerker, die Grundlage für einen Haftbefehl beim Ermittlungsrichter waren. Der Mann steht laut Pressemitteilung der Polizei unter dringendem Tatverdacht "des versuchten Totschlags und der gefährlichen Körperverletzung".
Laut seinem Pflichtverteidiger Tilman Michler beteuert der Festgenommene seine Unschuld und bleibt bei der Version von einem unbekannten Täter. Oberstaatsanwalt Thorsten Seebach erklärt auf Anfrage: "Wir haben objektive Beweismittel und Zeugen, die auf den Beschuldigten als Täter hinweisen." Die Ermittlungen dauern an.
Warum daraus ein Geheimnis gemacht wird, ergibt keinen Sinn.