zurück
Sommerhausen
Grünen-Politikerin Manuela Rottmann: "Landwirtschaft spielt in Berlin keine große Rolle"
Bei der Mitgliederversammlung des Clubs fränkischer Landwirte zeigten Manuela Rottmann (Grüne) und Stefan Köhler (CSU) erstaunlich viel Übereinstimmung.
Beim Club fränkischer Landwirte diskutierten (von links) Professor Peter Breunig, Bauernpräsident Stefan Köhler, LKP-Vorsitzender Jürgen Dietrich und die ehemalige Staatssekretärin Manuela Rottmann über die Agrarpolitik. 
Foto: Gerhard Meißner | Beim Club fränkischer Landwirte diskutierten (von links) Professor Peter Breunig, Bauernpräsident Stefan Köhler, LKP-Vorsitzender Jürgen Dietrich und die ehemalige Staatssekretärin Manuela Rottmann über die ...
Gerhard Meißner
 |  aktualisiert: 23.06.2024 02:33 Uhr

Die Agrarpoltik in Brüssel und Berlin war unter anderem Thema bei der jüngsten Mitgliederversammlung des Clubs fränkischer Landwirte (CFL) kurz vor der Europawahl in Sommerhausen. Daneben standen Neuwahlen und ein Generationswechsel in der Geschäftsführung des Clubs auf der Tagesordnung. Mit dem Bezirkspräsidenten des Bauernverbands und künftigen Europaabgeordneten Stefan Köhler (CSU) und der ehemaligen Parlamentarischen Staatssekretärin beim Bundeslandwirtschaftsminister, Manuela Rottmann (Grüne) hatte der Club zwei Gäste eingeladen, die in ihren Wortbeiträgen erstaunlich viele Parallelen zeigten. 

Der neue gewählte Vorstand des Clubs fränkischer Landwirte (von links): Jugendvertreter Konrad von Thüngen, Vorsitzender Hanskarl von Thüngen, sein Stellvertreter Peter Breunig, der neue Geschäftsführer Christoph Ott und sein Vorgänger Klaus Ziegler.
Foto: Gerhard Meißner | Der neue gewählte Vorstand des Clubs fränkischer Landwirte (von links): Jugendvertreter Konrad von Thüngen, Vorsitzender Hanskarl von Thüngen, sein Stellvertreter Peter Breunig, der neue Geschäftsführer Christoph Ott ...

Der CFL versteht sich als Vereinigung, die über Fachveranstaltungen zur Entwicklung und Optimierung ihrer rund 230 Mitgliedsbetriebe beitragen will und darüber hinaus die Geselligkeit pflegt. Vorsitzender ist seit 1984 Hanskarl Freiherr von Thüngen (Thüngen), und er wird es nach dem Mitgliedervotum auch eine weitere Amtszeit bleiben. Ebenso wie Peter Breunig (Eßfeld), Professor an der Hochschule Triesdorf. Zum Jugendvertreter wurde Konrad von Thüngen gewählt.

Geschäftsführer und Kassenwart Klaus Ziegler (Frickenhausen) hingegen stellte sich nicht mehr für sein Amt zur Verfügung, nachdem er im Jahresverlauf auch als Geschäftsführer des Verbands fränkischer Zuckerrübenbauer seinen Ruhestand antreten wird. Zu seinem Nachfolger wurde Christoph Ott gewählt. Der 32-jährige Agrarwissenschaftler wird Ziegler auch im Verband der Rübenbauern nachfolgen.

Stefan Köhler wirft der Politik Praxisferne vor

Dass Landwirtschaft in der Politik in Berlin keine große Rolle spiele, bedauerte Manuela Rottmann in der von Peter Breunig moderierten Diskussionsrunde. Einig ist sie darin mit Stefan Köhler. "In Berlin hocken Leute, die haben von landwirtschaftlichen Betriebsabläufen keine Ahnung", meinte dieser. 

Erschwert werde Agrarpolitik zusätzlich durch die unterschiedlichen Interessen innerhalb der Branche und ihrer Verbände, meint Rottmann. "Jeder, der sagt, er vertritt die ganze Landwirtschaft, erzählt Käse", so die Grünen-Politikerin. Sie spricht sich stattdessen für weniger Direktzahlungen aus, von denen vor allem die Großbetriebe und Verpächter profitieren, und für mehr gemeinwohlorientierte Agrarförderung, die vor allem kleineren und bäuerlichen Betrieben zugutekäme.

Weniger Verbote, dafür mehr positive Anreize für die Landwirte

"Ich möchte mit dem Vorurteil aufräumen, wir wären gegen den Artenschutz", konstatiert Stefan Köhler. Auch zum europäischen Green Deal stehe der Bauernverband. Aber die Regeln seien zu kompliziert, praxisfern und mit unnötiger Bürokratie verbunden. Statt pauschaler Verbote wünscht er sich deshalb mehr positive Anreize für die Bäuerinnen und Bauern. Langfristig hofft Manuela Rottmann auf mehr direkte Vermarktung und eine Abkehr von der Macht der großen Einzelhandelsketten. "Meine Perspektive von der Landwirtschaft ist, dass jeder Landwirt frei von dem leben kann, was er tut", so Rottmann.

Der Runde gehörte auch Jürgen Dietrich (Leinach) an, Vorsitzender des Landeskuratoriums für Pflanzliche Erzeugung in Bayern (LKP). Er hatte über die Rolle des LKP bei der Praxisberatung referiert.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Sommerhausen
Gerhard Meißner
Agrarwissenschaftler
Bauernverbände
CSU Würzburg
Landwirtschaftspolitik
Manuela Rottmann
Politikerinnen von Bündnis 90/ Die Grünen
Stefan Köhler
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Hiltrud Erhard
    Frau Rottmann zeigt wieder einmal ihr Unwissen und paart dies mit Özdemirs ideologischen Sumpf.
    Die Realität und der Weg, der (schon seid Jahren) vorgegeben wird vernichtet die kleinbäuerliche Landwirtschaft.
    Es werden aber alle Betriebsformen gebraucht und keine Ideologien, damit die Landwirtschaft alle Stärken in Lebensmittelproduktion, Energieproduktion und Ökologie umsetzen kann.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Jochen Freihold
    Vom Club Fränkischer Landwirte mit seinen nur verkündetMitgliedern hat man in nder Vergangenheit wenig gehört. Nun verkündet Ex-Staatssekretärin Manuela Rottmann reichlichn spät ihre zutreffende Analyse. Gleichzeitig zieht sie die falsche Schlussfolgerungen. Von seiner Arbeit allein der ausschließlich produzierende Landwirt nicht leben angesichts des internationalen Subventionswettbewerbs. Der Ausweg über die Direktvermarktung wirde nicht für alle Erzeuger erfolgreich sein können.

    Vielleicht sucht Manuela Rottmann ja eine neue Aufgabe, wenn sie demnächst auws dem Bundestag ausscheidet. In Frankfurt und Berlin konnte sie sich jedenfalls nicht durchsetzen.

    Um mit einem Irrtum aufzuräumen, die besten Politiker sind nicht die einseitig Fachkompetenten, die sich dann fürb sich ertragreich als Lobbyisten in den Parlamenten tummeln. Namentliche Beispiele gab und es gibt es viele.
    Gute Politiker sind solche, die vielfältigen Gesamtüberblick haben und dem Gemeinwohl dienen wollen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Hans-Martin Hoffmann
    Da gab es mal vor etlichen Jahren eine Ministerin

    die das Zitat aufbrachte: "ein Minister braucht keine Fachkompetenz".

    Mir scheint, eben das ist die Problematik: Politik wird in der Regel gemacht von Leuten, die zwar das Talent hatten irgendwie dahinzukommen wo sie heute sind, aber offenbar selten bis nie die Kompetenz aufweisen, die Aufgaben zu lösen, die sie dort bekommen. Hm - ob da vielleicht der Dunning-Kruger-Effekt ins Spiel kommt? Wie ich vermute, sagt man hierzulande nicht umsonst, wir haben kein Erkenntnis- sondern ein Umsetzungsproblem.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten