Die Agrarpoltik in Brüssel und Berlin war unter anderem Thema bei der jüngsten Mitgliederversammlung des Clubs fränkischer Landwirte (CFL) kurz vor der Europawahl in Sommerhausen. Daneben standen Neuwahlen und ein Generationswechsel in der Geschäftsführung des Clubs auf der Tagesordnung. Mit dem Bezirkspräsidenten des Bauernverbands und künftigen Europaabgeordneten Stefan Köhler (CSU) und der ehemaligen Parlamentarischen Staatssekretärin beim Bundeslandwirtschaftsminister, Manuela Rottmann (Grüne) hatte der Club zwei Gäste eingeladen, die in ihren Wortbeiträgen erstaunlich viele Parallelen zeigten.
Der CFL versteht sich als Vereinigung, die über Fachveranstaltungen zur Entwicklung und Optimierung ihrer rund 230 Mitgliedsbetriebe beitragen will und darüber hinaus die Geselligkeit pflegt. Vorsitzender ist seit 1984 Hanskarl Freiherr von Thüngen (Thüngen), und er wird es nach dem Mitgliedervotum auch eine weitere Amtszeit bleiben. Ebenso wie Peter Breunig (Eßfeld), Professor an der Hochschule Triesdorf. Zum Jugendvertreter wurde Konrad von Thüngen gewählt.
Geschäftsführer und Kassenwart Klaus Ziegler (Frickenhausen) hingegen stellte sich nicht mehr für sein Amt zur Verfügung, nachdem er im Jahresverlauf auch als Geschäftsführer des Verbands fränkischer Zuckerrübenbauer seinen Ruhestand antreten wird. Zu seinem Nachfolger wurde Christoph Ott gewählt. Der 32-jährige Agrarwissenschaftler wird Ziegler auch im Verband der Rübenbauern nachfolgen.
Stefan Köhler wirft der Politik Praxisferne vor
Dass Landwirtschaft in der Politik in Berlin keine große Rolle spiele, bedauerte Manuela Rottmann in der von Peter Breunig moderierten Diskussionsrunde. Einig ist sie darin mit Stefan Köhler. "In Berlin hocken Leute, die haben von landwirtschaftlichen Betriebsabläufen keine Ahnung", meinte dieser.
Erschwert werde Agrarpolitik zusätzlich durch die unterschiedlichen Interessen innerhalb der Branche und ihrer Verbände, meint Rottmann. "Jeder, der sagt, er vertritt die ganze Landwirtschaft, erzählt Käse", so die Grünen-Politikerin. Sie spricht sich stattdessen für weniger Direktzahlungen aus, von denen vor allem die Großbetriebe und Verpächter profitieren, und für mehr gemeinwohlorientierte Agrarförderung, die vor allem kleineren und bäuerlichen Betrieben zugutekäme.
Weniger Verbote, dafür mehr positive Anreize für die Landwirte
"Ich möchte mit dem Vorurteil aufräumen, wir wären gegen den Artenschutz", konstatiert Stefan Köhler. Auch zum europäischen Green Deal stehe der Bauernverband. Aber die Regeln seien zu kompliziert, praxisfern und mit unnötiger Bürokratie verbunden. Statt pauschaler Verbote wünscht er sich deshalb mehr positive Anreize für die Bäuerinnen und Bauern. Langfristig hofft Manuela Rottmann auf mehr direkte Vermarktung und eine Abkehr von der Macht der großen Einzelhandelsketten. "Meine Perspektive von der Landwirtschaft ist, dass jeder Landwirt frei von dem leben kann, was er tut", so Rottmann.
Der Runde gehörte auch Jürgen Dietrich (Leinach) an, Vorsitzender des Landeskuratoriums für Pflanzliche Erzeugung in Bayern (LKP). Er hatte über die Rolle des LKP bei der Praxisberatung referiert.
Die Realität und der Weg, der (schon seid Jahren) vorgegeben wird vernichtet die kleinbäuerliche Landwirtschaft.
Es werden aber alle Betriebsformen gebraucht und keine Ideologien, damit die Landwirtschaft alle Stärken in Lebensmittelproduktion, Energieproduktion und Ökologie umsetzen kann.
Vielleicht sucht Manuela Rottmann ja eine neue Aufgabe, wenn sie demnächst auws dem Bundestag ausscheidet. In Frankfurt und Berlin konnte sie sich jedenfalls nicht durchsetzen.
Um mit einem Irrtum aufzuräumen, die besten Politiker sind nicht die einseitig Fachkompetenten, die sich dann fürb sich ertragreich als Lobbyisten in den Parlamenten tummeln. Namentliche Beispiele gab und es gibt es viele.
Gute Politiker sind solche, die vielfältigen Gesamtüberblick haben und dem Gemeinwohl dienen wollen.
die das Zitat aufbrachte: "ein Minister braucht keine Fachkompetenz".
Mir scheint, eben das ist die Problematik: Politik wird in der Regel gemacht von Leuten, die zwar das Talent hatten irgendwie dahinzukommen wo sie heute sind, aber offenbar selten bis nie die Kompetenz aufweisen, die Aufgaben zu lösen, die sie dort bekommen. Hm - ob da vielleicht der Dunning-Kruger-Effekt ins Spiel kommt? Wie ich vermute, sagt man hierzulande nicht umsonst, wir haben kein Erkenntnis- sondern ein Umsetzungsproblem.