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Gollhofen
Bauernverband: Vom Lobbyverband zur Denkfabrik
Günther Felßner (rechts) stellte sich den Fragen der Anwesenden bei der Mitgliederversammlung des Clubs Fränkischer Landwirte.
Foto: Gerhard Krämer | Günther Felßner (rechts) stellte sich den Fragen der Anwesenden bei der Mitgliederversammlung des Clubs Fränkischer Landwirte.
Gerhard Krämer
 |  aktualisiert: 26.04.2023 02:36 Uhr

"Wir machen nicht nur Lobbyarbeit, sondern wir sind die Denkfabrik für die gesamte Gesellschaft", gibt sich der Präsident des Bayerischen Bauernverbands, Günther Felßner, selbstbewusst. Egal ob es um die Sicherstellung der Ernährung geht, um Energieversorgung, Klimaschutz oder den Schutz der Lebensgrundlagen – "Die Landwirtschaft kann das alles", sagte der 56-Jährige bei der Mitgliederversammlung des Clubs Fränkischer Landwirte (CFL).

231 Mitglieder zählt der CFL. Wären alle gekommen, wäre der Saal im Gasthaus Stern in Gollhofen voll gewesen. So waren nur gut 40 Zuhörerinnen und Zuhörer im Saal, vor denen Felßner rund zwei Stunden Rede und Antwort stand. Mit seinem Wunsch nach deutlichen Worten wurde CFL-Vorsitzender Hanskarl Freiherr von Thüngen nicht enttäuscht.

Blick nach vorn raus aus der Opferrolle

Der Landwirtschaft seien in den vergangenen Jahren viele Werkzeuge durch Verbote genommen worden, die Umwelt- und Klimabewegung mache Druck. "Unsere Kinder werden in der Schule als Umweltvergifter und Tierquäler bezeichnet", berichtete Felßner. Für ihn unverständlich. Denn eigentlich sollten alle wissen: "Wir ernähren die Menschen." Doch "Menschen mit vollem Magen" sagten, wir zerstörten die Umwelt.

Das sei das gesellschaftliche Umfeld, in dem sich die Landwirtschaft bewege. Doch Jammern ist nicht sein Ding, Felßner blickt nach vorne, will Lösungen, um die Landwirte aus der "gefühlten Opferrolle" herauszuholen.

Schutz landwirtschaftlicher Flächen sei von besonderer Bedeutung

Die Land- und Forstwirtschaft habe dazu alles. Sie sichere nicht nur die Ernährung, sondern auch die Energieversorgung, sie sei ein Dekarbonisierungsverband und der "Schutz der Ressourcen ist ein Urantrieb von uns". Hier müsse ein Umdenken stattfinden, stellt Felßner deshalb fest. "Wir schaffen die Lebensgrundlagen für Menschen", müsste es heißen. Wir müssten uns selbst ernähren und mit Energie versorgen und nicht auf Importe vertrauen. Denn wer sollte für uns mitproduzieren, stellte der Bauernpräsident die entscheidende Frage und fügte provozierend hinzu: "Afrika vielleicht?" Oder sollte es "Südamerika sein und weiter Regenwälder dafür roden?"

Deshalb sei der Schutz landwirtschaftlicher Flächen von besonderer Bedeutung, sie seien ein "rares Gut". Denn alles hier zu leisten, sei eine Herausforderung. Deshalb kritisierte er die, die nur Naturschutz um jeden Preis, die Energie oder Fleischverzicht im Fokus hätten. "Das Ganze muss man im Blick haben", betonte er. Das mache der Bayerische Bauernverband (BBV), der aber auch noch gegen "wahnwitzige Ideen" aus Europa kämpfen müsse. Atomenergie als grüne Energie zu bezeichnen und Holz als nicht nachhaltig – wer solche Gedanken formuliere, der "ist am Ende seiner Möglichkeiten." Diesen Leuten müsse man mit besseren Ideen helfen. Holz sei nun als nachhaltig etabliert.

Zukunftsvertrag soll geschlossen werden

Felßner wandte sich auch dem Thema Düngeverordnung zu. Hier habe der BBV Verbesserungen erreichen können. Gleichwohl bedürfe es einer besseren Datengrundlage, was mehr Grundwassermessstellen bedeutet. Hart ins Gericht ging er mit dem Green Deal, mit dem Europa bis 2050 klimaneutral werden möchte. "Da sind Dinge enthalten, die gefährden die Stabilität Europas", sagte Felßner. Bei bestimmten Kulturen sei Pflanzenschutz notwendig. Ansonsten könnten diese nicht mehr wirtschaftlich angebaut werden. Dann würden Landwirte diese auch nicht mehr anbauen. Sie müssten importiert werden, darauf zu setzen, sei "zu kurz gesprungen", erklärte er.

"Auf unseren Bauernhöfen liegen die Lösungen", sagte Felßner. "Wir wollen uns als Denkfabrik für die gesamte Gesellschaft präsentieren." So soll mit der Staatsregierung und Landwirtschaft ein Zukunftsvertrag geschlossen werden. Felßner hofft, dass diesen möglichst alle Parteien unterschreiben.

In der regen Diskussion ging es dann unter anderem um Vereinfachungen bei der Bürokratie, um die Chancengleichheit der Landwirtschaft zumindest in Europa und um einheitliche Produktionsstandards, um Biolandwirtschaft und um Pachtpreise.

Günther Felßner war beim Club Fränkischer Landwirte zu Gast.
Foto: Gerhard Krämer | Günther Felßner war beim Club Fränkischer Landwirte zu Gast.
 
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