Das hat es in der Würzburger Kommunalpolitik noch nicht gegeben: Erstmals unternehmen die Würzburger SPD und Bündnis 90/Die Grünen gemeinsam den Versuch, bei den Kommunalwahlen 2014 den Würzburger Oberbürgermeister zu stellen. Ihr Kandidat ist der städtische Kultur-, Schul-, und Sportreferent Muchtar Al Ghusain. Der 49-Jährige erhielt von den Delegierten beider Parteien bei der Abstimmung im Felix-Fechenbach-Haus am Mittwochabend 94,6 Prozent der Stimmen. Die Grünen votierten mit 90, die Sozialdemokraten mit 98 Prozent für Al Ghusain.
Neu war auch das Nominierungsverfahren: Zeitgleich fanden im selben Raum eine Mitgliederversammlung der Grünen und ein Parteitag der SPD statt. Zu Beginn „fremdelten“ beide Partner noch etwas hinsichtlich der Abläufe, als einige SPD-Delegierte ihre roten Stimmkarten hoben, obwohl gerade die Grünen am Abstimmen waren. Doch das legte sich schnell und das Prozedere nahm in großer Einmütigkeit und gelöster und lockerer Atmosphäre seinen Lauf.
Zunächst stimmten SPD-Vorsitzender Eberhard Grötsch und seine Grünen-Kollegin Barbara Pfeuffer die Delegierten und viele ebenfalls erschienene Unterstützer ein. Man habe in den letzten Jahren erlebt, welche Nachteile durch viele kleine Gruppierungen im Stadtrat entstanden sind. Dem wolle man ab 2014 eine „zuverlässige Gestaltungsmehrheit“ von Rot und Grün entgegen setzen. Denn man habe „den Schlingerkurs der Mehrheitsfraktion satt“, sagte Grötsch. Und einen weiteren Seitenhieb auf die CSU verkniff er sich nicht. Die sei „mächtig erschrocken“, als man den gemeinsamen Kandidaten Anfang Mai vorstellte und sei „heute noch unsicher, mit wem sie gegen uns in den Wahlkampf ziehen will.“
(s. hierzu aktuellen Main-Post-Bericht: www.mainpost.de/7519875)
„Mei Name is Detlev Pumpernickel und ich will Oberbürchermäsderin von dem schöne Würzburch wern“, eröffnete Al Ghusain humoristisch seine dreiviertelstündige programmatische Ansprache im Würzburger Dialekt. In seiner mehrfach von Beifall unterbrochenen Rede unternahm er dann einen in zwölf Themenbereiche unterteilten „Stadtrundgang“, in dem der „konsequente Rot-Grün-Wähler“, wie er sich selbst bezeichnete, sich inhaltlich gleichermaßen als roter Grüner und grüner Roter darstellte.
Würzburg habe großes Potenzial, das aber noch nicht ausgeschöpft sei. Er möchte als OB erreichen, dass möglichst viele Anteil an der Entwicklung der Stadt nehmen. Er will sich für weniger Autos auf den Straßen einsetzen, die Umweltverschmutzung reduzieren und innovative Arbeitsplätze schaffen. Al Ghusain plädierte für eine weltoffene und plurale Stadtgesellschaft und einen verantwortlichen Umgang mit den Finanzen. Neben allgemeinen Aussagen wie diesen wurde er auch konkret: „Ich lehne die dauerhafte und verpflichtende Unterbringung von Flüchtlingen in der Gemeinschaftsunterkunft ab.“ Dafür gab es riesigen Applaus.
Al Ghusain hielt keine polternde (Wahl)Kampfrede, versuchte vielmehr die Zuhörer auch emotional mitzunehmen, indem er um Mithilfe und Unterstützung bei der Entwicklung einer attraktiven und lebendigen Stadt warb. Scharfe Attacken gegen die politische Konkurrenz blieben weitgehend aus, stattdessen verdeutlichte Al Ghusain, wofür er als OB stehen will.
In der kurzen Aussprache gab es viel Lob: Grünen-Fraktionschef Matthias Pilz sagte, dass er den Staffelstab als grüner OB-Kandidat gerne weitergebe, weil Al Ghusain in Inhalt und Stil ein sehr guter Kandidat sei. Pilz warb auch darum, bei der Wahl für die richtige Mehrheit im Stadtrat zu sorgen: „Dafür müssen wir gemeinsam kämpfen, jeder auf seine Weise.“ Auch OB Georg Rosenthal machte sich für Al Ghusain als seinen Nachfolger stark. Er sei der Richtige, um Würzburg in eine erfolgreiche Zukunft zu führen.
Nach Verkündung des Wahlergebnisses gab es stehende Ovationen und Geschenke für den Kandidaten. Von den Grünen gab es zwei grüne Hanteln, damit „das Rathaus eine Mucki-Bude wird“, so Stadträtin Barbara Lehrieder. Erklärung: „Mucki“ ist seit seiner Jugend der Spitzname Muchtar Al Ghusains bei seinen Freunden.
Für die Würzburger SPD überreichte deren stellvertretende Vorsitzende Homaira Mansury dem „bunten“ Kandidaten einen Malkasten samt Pinsel und Palette. Der frischgekürte Kandidat und ausgebildete Musiker revanchierte sich seinerseits, indem er zur Gitarre griff und einige Lieder, darunter „Meine Stadt“, zum Besten gab.
Im Internet ist der OB-Kandidat Al Ghusain ab sofort mit einer eigenen Seite vertreten: www.mag-wuerzburg.de
WÜRZBURG
Grüne und SPD nominieren Al Ghusain als OB-Kandidaten
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Sarkasmus beiseite: was für Qualifikationen hat der gute Mann denn tatsächlich, "Chef" einer 130000-Einwohner-Stadt mit (Dank augenscheinlich völlig fehlenden Konzeptes) einer Reihe ungelöster höchst anspruchsvoller Aufgaben zu werden? Sorry, sein musikalisch-kultureller Werdegang in allen Ehren, davon hab ich bislang bitter wenig gesehen. WÜ bräuchte imho einen OB mit klaren umfassenden Vorstellungen (Gesamtkonzept!) für die Zukunft und persönlichem Überzeugungs-/ Durchsetzungsvermögen, keinen "Winkeladvokaten", der mit mieser Masche Leute billig abschießt die ihm nicht passen - das ist a) schlechter Stil und b) einfach zuwenig.
Zum Glück hab ich noch nichts gegessen, sonst müsste ich jetzt, naja, das behalte ich lieber für mich...
das Beste für Würzburg zu wollen. Wenn er das nicht schafft, gibt es genug Gründe - verbohrte Stadträdte und deren Frakionen, die nur um die Show, nicht um das Ziel
kämpfen.
Hat einfach die falschen Parteien hinter sich.