
Er ist ihre Wohlfühlzone, ihre Oase der Ruhe: Barbara Meyers Balkon, dessen grüne und bunte Pracht üppig über das Balkongeländer in die Egloffsteinstaße ragt. Schaue ihr Mann zwischen Oleander, Geranie und Margeriten hier vom Hochparterre hinaus auf die Straße, erhasche er nicht selten bewundernde Blicke, sagt sie mit einem Schmunzeln. "Aber er stellt sofort richtig, dass nicht er, sondern seine Frau den ,grünen Daumen' hat," sagt sie.
Aber auch sie bekommt Komplimente zu hören. "Ey, das is mal ein geiler Balkon!", hätten neulich junge Männer mit Rasta-Locken gesagt - ein Lob, das sie natürlich auch gerne annimmt.

Sie liebe Grün; sie könne auch kaum eine Pflanze wegwerfen, und habe diese sich auch noch so traurig entwickelt. Im Gegenteil: Barbara Meyer gräbt eher noch ein Gewächs aus, das sich ohne viel Beachtung irgendwo draußen entwickelt hat, und päppelt es auf. Auch was ein Feldrain oder das Mainufer so hergeben, landet manchmal auf dem Balkon der Sanderauerin. Einiges überwintert hier draußen, manches im Keller, und einige Pflanzen müssen jährlich neu angeschafft werden.

Das zusätzliche Zimmer
Der Balkon ist für sie im Sommer ein zusätzliches Zimmer der Wohnung; hier sitzt sie am Sonntagmorgen und genießt das Vogelgezwitscher. Und es summt und brummt: Vor allem Hummeln empfinden das Zimmer im Freien jetzt im Sommer offensichtlich auch als ihr Zuhause.
Ganz nach Bedarf wird hier aber auch gefeiert: "Da sitzen auch mal zehn Männer an einem Biertisch", sagt Barbara Meyer - kaum zu glauben bei den Abmessungen des Balkons: circa drei auf eineinhalb Meter. Wenn also gefeiert wird, werden Blumenkübel an den Seiten verschoben oder nach innen getragen. Irgendwie geht es immer.

Das Paradies zwischen Kletterrosen und Oleander als Balkon-Einfassung auf der linken Seite und Hibiskus, Stockrose, Hortensien, Weinrebe und "Fetter Henne" auf der rechten ist zurzeit aber auch eines, das sehr viel Wasser verschlingt. Auch verschiedene Lavendelarten, ein Elefantenohr, der gelbe Sonnenhut und natürlich der Olivenbaum dürsten bei dieser Hitze, und selbst der genügsame Hauswurz möchte ab und zu ein bisschen Wasser abbekommen. Um das wertvolle Nass nicht zu verschwenden, behält Barbara Meyer sogar das übrige Wasser vom Salat-Waschen zurück und vergießt es in die Pflanzenerde. Für sie ist das auch der Kreislauf des Lebens, dem sie Respekt zollt und den sie auf diese Weise genießt.
Nicht jeder Versuch der Pflanzenzucht gelingt
Nicht jede Pflanze wächst so, wie sie es sich vorstellt. Während die Clematis an ihrem Rankgitter brav nach oben wächst, hat Barbara Meyer einen Blauregen (Glyzinie) aus dem Topf noch nicht hochzüchten können, obwohl der Balkon den ganzen Tag Sonne hat. Und manches Kräutlein mag's lieber auf der einen als auf der anderen Seite des Balkons, vielleicht auch je nach Schatten, den die anderen Pflanzen bieten. Immerhin: Basilikum, Rosmarin und Thymian fühlen sich wohl. Sie dienen als Salatkräuter und bereichern auch andere Speisen.
Vom Garten unter dem Balkon grüßen noch einige Blätter des Topinambur, der hier eigentlich entfernt werden sollte und auch ausgegraben wurde, aber immer wieder ungewollt wuchert; das tut auch der Efeu außen am Balkon. Von draußen zeigen sich dann auch noch Zuckerhutbäumchen und Buxbaum und ein paar Nelken und was sonst noch so durchschimmert: Sonnenblumen in der Vase auf dem Balkontisch, dekoriert mit Rohrkolben und Goldruten zum Beispiel.
Töpfe sind am Geländer gut vertäut
Obwohl Plastiktöpfe nicht so ihr Geschmack sind und auch die einsame, leicht gekrümmte Geranie bewusst in einem alten Tontopf landete statt im Plastikkasten, geht Meyer hier und da Kompromisse ein. Letztlich müssen Kübel und Töpfe, die nicht am Boden stehen, am Geländer vertäut auch halten. Manche würden im Steingut-Gefäß zu schwer und die Gefahr, dass sie nach unten stürzen, zu groß. Dafür dürfen Laternen aus Naturmaterial und die eine oder andere vertrocknete Baumwurzel als schmückendes Element auch noch dazwischen.

"Mir geht es darum zu zeigen, dass man auch im Kleinen etwas Schönes machen kann", sagt Barbara Meyer voller Elan. Ihr Balkon wirkt wild, aber keineswegs verwildert. Er sieht so aus, wie er zu ihrer Umtriebigkeit passt. Wen wundert's also, dass sich diese Frau bei der Initiative zur Schaffung eines grünen Kardinal-Faulhaber-Platzes engagiert hat. Grüne Oasen in der Stadt haben es ihr eben einfach angetan.