Der Krieg in der Ukraine hat die Versorgung der Welt mit Getreide in den Fokus gerückt. Vorhersagen über die Ernten haben in diesem Zusammenhang einen besonderen Stellenwert bekommen. Das kleine Würzburger IT-Unternehmen Greenspin leistet da einen für Landwirte und Regierungen interessanten Beitrag.
Gunther Schorcht weiß rund um die Uhr, wie es im Norden von Kansas, im Westen von Buenos Aires oder im Süden von Paris dem Weizen oder Mais geht. Der Mitgründer und Geschäftsführer von Greenspin muss nur die digitale Weltkarte öffnen und sich auf gewünschte Regionen herunterzoomen, schon hat der 42-jährige Informatiker eine Fülle von Daten über vergangene und aktuelle Anbaubedingungen vor sich.
Greenspin sieht die Getreide-Produktion auch in der Ukraine
Möglich macht das der über Jahre hinweg aufgebaute Datenbestand, der sich im Wesentlichen aus frei zugänglichen Informationen von Satelliten, vom Deutschen Wetterdienst (DWD) und lokalen Behörden speist. Das vierköpfige Greenspin-Team macht damit detaillierte Vorhersagen unter anderem darüber, wie Ernten ausfallen werden.
"Im Moment sieht es in der Ukraine gar nicht so schlecht aus", analysiert Schorcht die aktuellen Ertragsaussichten für das Land, das neben Russland zu den größten Weizenlieferanten der Welt zählt. Das Problem in der Ukraine sei, dass sich die landwirtschaftlich nutzbare Fläche wegen des Kriegs "massiv verringert hat".
Ein Problem mit globaler Tragweite: Weil die Ukraine als Exporteur seit Monaten ausfällt, fehlen nach Expertenschätzungen ungefähr 20 Millionen Tonnen Weizen auf dem Weltmarkt. Sehr zum Leidwesen ärmerer Länder gerade in Afrika, wo bereits Hungersnot vorhergesagt wird.
Bei Greenspin weiß man genau, was bei den größten Getreideerzeugern los ist: Aus 38 Nationen, die Schorcht zufolge zusammen etwa 90 Prozent der Weizen- und Mais-Lieferungen der Welt repräsentieren, sammeln die Würzburger permanent Daten. Mit Hilfe Künstlicher Intelligenz (KI) werden die Informationen zu einer Art Agrarlexikon des Ist- und Soll-Zustandes in den jeweiligen Ländern - jeweils bis auf die Ebene von Landkreisen oder kleineren Regionen hinab.
Greenspin-Daten über Wetter, Boden und Bewuchs
Die Analyse ist feingliedrig: Lufttemperatur, Regenmenge, Feuchtigkeit des Bodens, Intensität des Bewuchses - solche Daten sowohl für die vergangenen Jahre als auch aktuell, also in Echtzeit, wandern in einen großen digitalen Pool. Aus den Millionen von Datensätzen errechnet Greenspin dann mit Hilfe von KI, was die Landwirtschaft in naher Zukunft beim Getreide erwarten kann.
Die Daten können für Regierungen wie Großhändler gleichermaßen wichtig sein, sagt Schorcht, beeinflussen sie doch den Getreide-Weltmarktpreis. Sei irgendwo eine Missernte zu erwarten, könne der Preis blitzartig steigen.
Was die Greenspin-Daten mit dem Weltmarkt für Getreide zu tun haben
Dem Greenspin-Chef zufolge verlässt sich die Mehrheit der Großhändler bei den Vorhersagen bislang auf das US-Landwirtschaftsministerium USDA. Doch diese basierten unter anderem auf persönlichen Gesprächen mit Landwirten - und eben nicht auf der Analyse von Datenpools.
"Croptify" heißt die Datensammlung, die Greenspin anbietet. Sie werde im Moment in der Industrie eingesetzt, so Schorcht. Der nächste Schritt sei, Verantwortliche in Regierungen dafür zu gewinnen.
Nach Unternehmensangaben nutzt die UN-Welternährungsorganisation FAO die Datensätze der Würzburger, um Dürren und Ernteausfälle beobachten zu können. "Unser Ziel ist, Zusammenhänge und Grundlagen globaler Lieferketten abzubilden", erläutert der Geschäftsführer. Greenspin machte zuletzt einen Jahresumsatz von 350.000 Euro.
Bauern können digital direkt auf ihre Äcker schauen
Neben Croptify hat das 2013 aus der Würzburger Universität ausgegründete Unternehmen schon vor einigen Jahren ein Datenanalyse-Programm auf den Markt gebracht, mit der hierzulande für jeden beliebigen Acker Vorhersagen gemacht werden können. Auch hierfür nutzt Greenspin frei zugängliche Satellitenaufnahmen der Weltraumorganisation ESA sowie diverse historische und aktuelle Klimadaten.
Die Kundschaft für dieses Angebot setzt sich laut Schorcht hauptsächlich aus Beraterinnen und Beratern landwirtschaftlicher Betriebe zusammen, die zum Beispiel für Agrargenossenschaften arbeiten. Wer die Datenanalysen nutzen will, loggt sich gegen Gebühr bei Greenspin ein und kann dann pro Acker auf diverse Werte zugreifen. Pro Betrieb kostet die Nutzung zwischen 200 und 700 Euro.
Mit den Datenanalysen lässt sich etwa herausfinden, in welchem Teil seines Feldes der Bauer mehr oder weniger düngen sollte, was dem Boden sonst noch fehlt und welche Erträge zu erwarten sind. Für Schorcht steckt Grundsätzliches dahinter: Es sei wichtiger denn je, offen zugängliche Daten für die Landwirtschaft zu nutzen – lokal und weltweit.
Wer sind die Profiteure!?
Nun, das ist unschwer herauszulesen: Mitarbeiter in Regierungen, das Beraterumfeld der Landwirtschaft, die reichsten Familien Deutschlands.
Wer leidet: Natürlich die Bauern/innen, wenn noch mehr Krumen in die entsprechenden Kanäle umgeleitet werden, kaum mehr Luft zum Überleben bleibt.
Wenn administrativ verordnete Düngevorgaben in Jahren wie diesen komplett danebenliegen, eben selbige schlichtweg einfach nur falsch haben, muss der jeweilige Bauer einzig und alleine dafür seinen Kopf hinhalten. Das ganze hat sogar noch fatale Auswirkungen ins nächste Anbaujahr hinein.
Mit obiger Software gibt man vor zu wissen, was auf der Fläche auf den Quadratzentimeter genau zu düngen ist. - Nun, am Ergebnis 2022 läßt sich statuieren, das ist fehlgeschlagen!
Tretet dafür auch in die Verantwortung ein, grundehrlich!