
Die Natur braucht den Regen dringend, und gefühlt war der November recht nass. Aber stimmt das wirklich? Tatsächlich verzeichnete Unterfranken im vergangenen Monat durchschnittlich die eineinhalbfache Niederschlagsmenge im Vergleich zum langjährigen Mittel der Jahre 1961 bis 1990.
Betrachtet man die Region allerdings genauer, ergeben sich gewaltige Unterschiede. Darauf weist Wettertechniker Udo Feldinger aus Würzburg hin. Er ist beim Deutschen Wetterdienst in Offenbach beschäftigt und hat ein aus Radardaten abgeleitetes Niederschlagssummen-Bild analysiert.
Im Spessart dreimal so viel Regen wie in Raum Kitzingen
Es zeigt, dass es im November mit über 150 Millimetern (150 Liter pro Quadratmeter) im Spessart und im Odenwald wirklich viel geregnet hat – mit den höchsten Werten zwischen Wiesen und Heigenbrücken (Lkr. Aschaffenburg) sowie im Dreiländereck mit Hessen und Baden-Württemberg.
Ganz anders die Situation im Dreieck Würzburg/Kitzingen/Schweinfurt: Hier kamen nur 40 bis 60 Millimeter herunter, am wenigsten im Gebiet Zeilitzheim/Gaibach (Lkr. Schweinfurt/Kitzingen). Es regnete zwar auch hier mehr als sonst im November, aber regional gesehen doch wenig. Experte Feldinger vergleicht zwei Messstationen: Kolitzheim (Lkr. Schweinfurt) registrierte nur 57 Millimeter Niederschlag, Schollbrunn (Lkr. Main-Spessart) mit 159 Millimeter fast das Dreifache.

Dass sich der Novemberregen in Unterfranken derart unterschiedlich verteilt hat, liegt Feldinger zufolge an der vorherrschenden Westströmung. Heißt: Tiefdruckgebiete sind immer wieder von West nach Ost über die Region gezogen und haben sich im Spessart "abgeregnet". Für das dahinter liegende Maintal blieb entsprechend wenig Niederschlag übrig.
Spessart und Rhön halten Regen fern
"Das ist wie der Föhneffekt in den Alpen", erklärt der Wetterexperte. Genau aus diesem Grund sei Mainfranken generell eine trockene Region – Spessart und Odenwald im Westen sowie die Rhön im Norden halten größere Regenmengen meist fern.

Das Phänomen zeigt sich auch an der bisherigen Niederschlagsmenge des Jahres 2023 im Vergleich ausgewählter Wetterstationen. Während in Würzburg bis 2. Dezember nur 523 Millimeter fielen, regnete oder schneite es in Sandberg (Lkr. Rhön-Grabfeld) mit 1101 Millimetern mehr als das Doppelte.
Raum Würzburg und Kitzingen zu trocken
So fehlen laut Feldinger im Bereich Würzburg/Kitzingen in diesem Jahr noch 60 bis 80 Millimeter, um auf das Jahresmittel zu kommen. "Das wird im Dezember kaum mehr aufzuholen sein." In allen anderen Gebieten in Unterfranken werde der 30-Jahres-Durchschnitt wohl bis zum Jahresende erreicht oder sei bereits überschritten.
Viel geregnet hat es etwa in der Rhön. Auf hessischer Seite wurden auf der Wasserkuppe bisher 1308 Liter pro Quadratmeter gemessen, das sind schon jetzt gut 120 Prozent des 30-jährigen Mittelwerts von 1083 Litern.
Das ergibt in der Zukunft ein neues Landschaftsbild im Einklang mit der Natur.
Für die Natur war dies ein erholsamer Monat. Was aber in den letzten tagen los war, war auch des guten zuviel. Erst Schnee - dann heute über 1 cm dicke Eisschicht auf den Gehsteigen, Schnee schon, aber Eis, nein danke!