
Der Putz bröckelte. Große Risse klafften in den Mauern. Das Dach war beschädigt, die Fenster undicht und das Zifferblatt der Turmuhr verblasst. Die schmucke Trinitatiskirche in Rottenbauer war über Jahre das gotische Sorgenkind der evangelischen Kirchengemeinde im Stadtteil. "Wir mussten lange bohren, damit die Stadt Geld für eine Renovierung bereitstellt", sagt Regine Neuhauser-Riess vom Kirchenvorstand.
Im Mai 2023 verschwand das kleine Kirchlein schließlich hinter einem Gerüst. Gut 280.000 Euro standen der städtischen Hochbauverwaltung zur Verfügung, um die gravierenden Schäden an der Trinitatiskirche zu reparieren, informiert Pressesprecherin Claudia Lother. Dass sich der Beginn der Arbeiten so lange hinzog, hatte auch mit Corona zutun, weiß die ehemalige SPD-Stadträtin Lore Koerber-Becker aus Rottenbauer.
Bereits im November 2018 hatte sie in den Haushaltsberatungen des Stadtrates auf den schlechten Zustand der historisch bedeutenden Kirche hingewiesen und gefordert, Geld für die Renovierung zur Verfügung zu stellen. Denn die Baulast der Trinitatiskirche trägt die Stadt, weil die Kirche schon vor der Eingemeindung Rottenbauers im alleinigen Besitz der Gemeinde war, erläutert Lother.
Die letzten größeren Arbeiten an der Außenfassade der Kirche liegen über 30 Jahre zurück
"Dass der Putz bröckelt, das Dach Schaden nimmt und die Fenster undicht werden, kommt in einem gewissen zeitlichen Abstand regelmäßig vor", sagt Architekt Stephan Burkert. Auch die Risse seien üblich. Zuletzt gab es Anfang der 1990er Jahre, rechtzeitig zur 500-Jahr-Feier der Kirche, umfangreiche Ausbesserungen an der Außenfassade. "Die Renovierung jetzt war genau zur richtigen Zeit", ergänzt sein Kollege Claus Arnold vom gleichnamigen Architekturbüro. "Das spricht für das Sanierungsmanagement der Stadt", lobt er.
Bei den Arbeiten haben die beiden besonders darauf geachtet, dass diese auch "behutsam ausgeführt werden und das alte Erscheinungsbild der Kirche bewahrt wird", erklärt Burkert die einzelnen Arbeitsschritte und zeigt auf die mit Leinöl frisch verkitteten Fenster, deren gotisches Maßwerk erhalten bleibt. Bewahrt wird auch eine historisch wertvolle Sandsteintafel an der Außenwand des Chorraums. Schemenhaft sind noch hier ein paar verwitterte Buchstaben der römischen Jahreszahl aus der Bauzeit der Kirche zu erkennen.
Eine Platte aus Sandstein aus der Bauzeit 1490 trägt das Wappen des Bauherrn

"Das Epitaph ist das ältestes steinerne Zeugnis der Ortsgeschichte", erklärt Regine Neuhauser-Riess. Es trägt das Wappen des Reichsfreiherren Wolf von Wolfskeel, der sich ganz in der Nähe seines Schlosses im Jahr 1490 eine Kirche mit vier Altären und einer Familiengruft unter dem Altarraum errichten ließ.
Drei Jahre später, im Jahr 1493, wurde die katholische Trinitatiskirche geweiht, heißt es in der Inschrift der Sandsteintafel, die frisch renoviert nun wieder gut von der Wolfskeelstraße aus in der Außenmauer der Kirche zu erkennen ist.
Evangelisch wird die Trinitatiskirche fast ein Jahrhundert später. Nämlich mit Wolfs Enkel Jakob von Wolfskeel, der 1581 zum Protestantismus übertrat. Ein prägendes Jahr für Rottenbauer, denn die Bevölkerung musste diesem Religionswechsel folgen. Trotz vieler Spannungen und Auseinandersetzungen zwischen den Konfessionen blieb die Gemeinde bis heute evangelisch.
Taufstein und Teile der Kanzel aus dem Jahr 1581 sind noch erhalten
Historische Spuren dieser Geschichte sind noch in der Kirche zu finden. Im achteckigen Taufstein an der Nordseite des Innenraums ist die Jahreszahl 1581 gemeißelt. Ein Holzfragment, das heute im Aufgang zum Turm aufbewahrt wird, gehört zu einer Kanzel und ist auf das Jahr 1581 datiert. "Leider wurde sie bei einer Renovierung Anfang der 1970er-Jahre abgebaut", bedauert Regine Neuhauser-Riess.
Dass der Putz jetzt nicht mehr abbricht, die Risse verpresst und die schmucke Trinitatiskirche nun vom Gerüst befreit in einem frischen Glanz erstrahlt, wird an diesem Sonntag in Rottenbauer gefeiert. Zunächst im evangelischem Gotteshaus mit Pfarrerin Anna Bamberger und einem Festgottesdienst um 10 Uhr, anschließend mit einem Empfang im Gemeindesaal.