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Giebelstadt
Giebelstadt: Wo Menschen mit Behinderung gerne in die Luft gehen
Seit vielen Jahren erfüllt der Flugsportclub Giebelstadt Menschen mit Handicap den Traum vom Fliegen. Nicht nur für die Passagiere sind dies unbeschreibliche Erlebnisse.
Begeisterung von allen Seiten beim Flugtag der Arche in Giebelstadt, im Bild von links: Kristina Lovric, die Piloten Julian Krause und Sebastian Wildfeuer, Arche-Geschäftsführer Rolf Müßig, Jonas Wetzel, Claudia Klein und Philipp Krause vom FSCG.
Foto: Gerhard Meißner | Begeisterung von allen Seiten beim Flugtag der Arche in Giebelstadt, im Bild von links: Kristina Lovric, die Piloten Julian Krause und Sebastian Wildfeuer, Arche-Geschäftsführer Rolf Müßig, Jonas Wetzel, Claudia ...
Gerhard Meißner
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:10 Uhr

Für Jonas ist es der Tag, dem er seit Wochen entgegengefiebert hat. Der junge Mann ist mehrfach schwerstbehindert und lebt in einem Wohnpflegeheim der Arche in Heidingsfeld. An diesem sonnigen Morgen darf er in die Luft gehen. Es ist wieder Flugtag beim Flugsportclub Giebelstadt (FSCG). Nicht nur für Jonas und seine Mitbewohner zählt er zu den Höhepunkten im Jahr, auch die Piloten lassen sich gerne von der Begeisterung ihrer Passagiere anstecken - erst recht nach einer einjährigen, coronabedingten Zwangspause.

Seit 2007 gibt es die Partnerschaft zwischen verschiedenen Einrichtungen für Menschen mit Behinderung und dem Flugsportclub bereits, berichtet Rolf Müßig, Geschäftsführer der Arche. Die gemeinnützige GmbH unter dem Dach der Diakonie betreibt in Würzburg drei Einrichtungen für Menschen mit Behinderung. Früher war der Flugtag am Würzburger Schenkenfeld ein regelmäßiger Termin im Ausflugsprogramm der Bewohner. Dadurch kamen auch die ersten Kontakte zu den Giebelstadter Fliegern zustande.

Gerade für Menschen, die in ihrem Alltag erheblich eingeschränkt sind, sei es ein unbeschreibliches Glückgefühl, sich scheinbar schwerelos in die Lüfte erheben zu können, sagt Müßig. "Es gibt ihnen ein ganz anderes Körpergefühl." Auch Betreuer für die Sonderschicht am Wochenende zu finden sei kein Problem. "Da gibt's immer genügend Freiwillige", so Müßig. Das bestätigt auch Pflegehelferin Melanie Kelber. "Für uns ist das ein Highlight des Jahres", so Kelber, "man erlebt die Bewohner ganz anders, es ist einfach schön."

"Die Flugtage haben auch für uns einen hohen Stellenwert und wir sind stolz darauf, Partner sein zu dürfen."
Sebastian Wildfeuer, Pilot

Ermöglicht wurden die Flugtage durch eine Kooperation zwischen der Stadt Würzburg, dem Flugsportclub, der Diakonie und weiteren Einrichtungen der Behindertenhilfe. Der Kauf eines zweisitzigen Motorseglers wurde finanziert. Der Flugsportclub pflegt und wartet das 80 PS starke Fluggerät, das auf dem Namen Aloisius getauft ist, und darf es auch für eigene Zwecke benutzen.

Angetrieben von einem 80-PS-Motor hebt der Motorsegler nach wenigen hundert Metern von der Startbahn ab. 
Foto: Gerhard Meißner | Angetrieben von einem 80-PS-Motor hebt der Motorsegler nach wenigen hundert Metern von der Startbahn ab. 

"Die Flugtage haben für uns einen hohen Stellenwert und wir sind stolz darauf, Partner sein zu dürfen", unterstreicht Pilot Sebastian Wildfeuer. "Man merkt es es daran, dass wir schon in der zweiten Generation an dieser Partnerschaft festhalten", bestätigt der Vorsitzende des Flugsportclubs, Elias Breunig.  "Diese Tage bringen viele verschiedene Menschen zueinander, auch innerhalb des Vereins."

Spezieller Lifter für Rollstuhlfahrer

Rund 20 Minuten dauert der Rundflug. Das Ziel dürfen die Passagiere wählen, sagt Pilot Julian Krause. Viele wünschen sich eine Schleife über Würzburg, die Festung und ihr Wohnheim, andere möchten ihr Elternhaus einmal von oben sehen. Als Jonas an die Reihe kommt, heben ihn die Betreuer mit einem speziellen Lifter aus seinem Rollstuhl und platzieren ihn auf dem Sitz neben dem Piloten. Für Passagiere, die laufen können, steht eine kleine Gangway zur Verfügung. "Ich bin ganz aufgeregt, aber es wird schon klappen", sagt Jonas und erzählt, dass es schon sein dritter Flugtag sei - "jedes Mal ist es toll."

An bis zu neun Wochenenden im Sommer waren die Piloten in der Zeit vor Corona mit ihren Passagieren unterwegs. Im vergangenen Jahr mussten die Flüge komplett ausfallen. Dass es jetzt wieder langsam anläuft, freut Pflegehelferin Melanie Kelber deshalb ganz besonders. "Wir haben alle darunter gelitten, dass keine Besucher mehr kommen konnten und unsere Bewohner praktisch eingeschlossen waren", sagt sie, während sich Jonas in die Lüfte erhebt. 

 
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