
Zwei Jahre Corona. Zwei Jahre mit fast nichts, wenn man das kulturelle Leben betrachtet. Kaum Konzerte, Bühnenstücke, Lesungen. Und was ist jetzt, wo die Beschränkungen endlich weggefallen sind? Da finden die Menschen offenbar nur mühsam in die unbeschwerte Vor-Corona-Ära zurück. Diesen Eindruck hat zumindest Hans Well, ehemals Chef-Autor der Biermösl Blosn und Mitbegründer der Wellbappn, die am 27. Mai in Giebelstadt auftreten werden. Vor dem Gastspiel hat diese Redaktion mit Hans Well gesprochen.
Früher, erinnert er sich, hätten die Leute dem Vorverkauf die Türen eingerannt, sobald sich die musikalischen Oberbayern in Unterfranken ankündigten. Jetzt aber sei das Interesse verhaltener - auch bei Veranstaltungen anderer Künstler. Alle Kollegen litten darunter, sagt Hans Well. Warum ist das so? "Die Gewohnheiten ändern sich", vermutet er. Vielleicht hat sich die Menschheit Lockdown-bedingt ja tatsächlich an eher individualisierte Formen der Unterhaltung gewöhnt. Dabei haben Hans Well und seine drei Kinder so einiges zu erzählen bei ihrem Auftritt im Gutshof unter den Linden, einer Veranstaltung des Kulturfestivals in Giebelstadt in dieser Woche. Denn es hat sich ja nicht gerade wenig ereignet in den vergangenen beiden Jahren.
Hans Well widmet sich der Entidiotisierung der Volksmusik
"Die Themen, die in Bayern so raufgespült werden, sind geradezu ein Jungbrunnen für die Unterhaltung", sagt Well. Und eignen sich daher hervorragend für die Kunstform des Musikkabaretts, mit der die Truppe unterwegs ist. "Der Söder hat jetzt jedes Virus persönlich erwürgt und die Hl. Andrea Tandler von Altötting hat ihre mit Altöttinger Weihwasser besprenkelten Masken günstig an den Staat geliefert. Für nur zehn Euro pro Stück! Dafür singen wir jeden Abend ein Dankgebet an die CSU", verrät Well.
Von Geburt an erlebten seine Kinder das sprachliche und musikalische Wirken ihres Vaters mit, der schon vor 40 Jahren anfing, gemeinsam mit seinen Brüdern die Volksmusik zu entidiotisieren, wie er sagt. Das färbte ab. Heute spielen die drei nicht nur eine Vielzahl von Instrumenten, sondern reden ihrem Vater auch beim Texten permanent dazwischen, wie Hans Well scherzhaft beklagt. Darin, seinem unterfränkischen Publikum oberbayerisches Kabarett vorzusetzen, sieht Well überhaupt kein Problem. Bayerisch, meint er selbstbewusst, sei eine absolute Weltsprache und die Franken unglaublich sprachbegabt.
Der Auftritt wurde schon zwei Mal verschoben
Der Weg zum jetzt endlich stattfindenden Auftritt in Giebelstadt war übrigens ziemlich holprig: Zuerst sollte er im März 2021 stattfinden, dann wurde er auf Januar 2022 und schließlich auf den 27. Mai verschoben. Jedes Mal sei Corona Schuld gewesen, nicht der mangelnde Orientierungssinn der Wellbappn, versichert Hans Well. "Wir Oberbayern sind absolut Hightec-affin mit Navis in unseren Lederhosen."
Die Wellbappn treten am Freitag, 27. Mai, um 19 Uhr im Gutshof unter den Linden auf. Informationen gibt es im Internet unter www.kulturverein-giebelstadt.de, Karten gibt es in der Florian-Geyer-Apotheke.