Große Hitze in der Innenstadt und kein Ende in Sicht: Auch in den nächsten Tagen wird es tropische Temperaturen bei über 30 Grad in Würzburg geben. Schön für den, der sich ins Freibad oder an den Badesee legen kann. Doch die Menschen, die in Würzburg und in der Region am Arbeitsplatz ausharren und Leistung bringen müssen, stöhnen unter der heftigen Hitzewelle.
Heiße Luft am Arbeitsplatz
Am Beispiel des Modehauses H&M in der Schönbornstraße wurden die Schattenseiten des andauernden Hochsommers deutlich: Eine vorhandene Raumluftanlage ist laut einer H&M -Sprecherin an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit gestoßen. Im Modehaus selbst gehen die Temperaturen laut Betriebsrat jeden Tag deutlich über die 29-Grad-Marke hinaus. Die Folgen: Umkleidekabinen, in denen die Hitze zu groß wird, müssen zum Schutz der Mitarbeiter und Kunden gesperrt werden, Ausfälle durch Krankheiten häufen sich.
Gewerbeaufsicht fordert neue Prüfberichte für Anlage
Das Gewerbeaufsichtsamt hatte den Fall unter die Lupe genommen und ordnete die Vorlage neuester Prüfberichte der Anlage zum Schutz der Mitarbeiter an. Alle weiteren flankierenden Maßnahmen bei Temperaturen bis 30 Grad im Modehaus wie steuerbarer Sonnenschutz, Nachtauskühlung, Lüftung am kühleren Morgen und bereitgestelltes Trinkwasser würden von H&M umgesetzt, so das Fazit der Prüfer. Nach einer Rücksprache mit dem Gewerbeaufsichtsamt ist die Hitze-Problematik in der H&M-Filiale in der Schönbornstraße ein Einzelfall im Würzburger Einzelhandel, teilt Nicolas Rupp, Mitarbeiter der Pressestelle der Regierung, auf Anfrage mit. Dem Gewerbeaufsichtsamt, eine Behörde, die der Regierung angegliedert ist, seien keine weiteren solcher Hitzefälle bekannt.
Mehr Ventilatoren und bezahlte Zusatzpausen
Mittlerweile hat die Filialleitung in der Schönbornstraße mit ersten Aktionen reagiert. Nach Angaben des Betriebsrates sind die Hälfte der heißen Strahler im Modehaus abgeschaltet. Die Verantwortlichen sind dabei, mehr Ventilatoren zu besorgen und in einem Meeting wurde kommuniziert, dass jeder Angestellte die vom Arbeitgeber bezahlte Zusatzpause von zehn Minuten pro Stunde nutzen soll. Die Gewerkschaft Ver.di hat sich ebenfalls eine Hilfsaktion einfallen lassen, die bei den H&M-Bediensteten gut ankam: Es gab für alle Wassersprays zur Kühlung. Der H&M-Betriebsrat ist davon überzeugt, dass die Gewerkschaftsaktion, mit den Problemen des Modehauses bei Hitze an die Öffentlich zu gehen, Wirkung zeigte.
Klare Vorgaben vom Gesetzgeber
Aber wie sollen die vielen Beschäftigten in der Region Würzburg bei der Arbeit mit der großen Hitze umgehen? In einer Pressemitteilung hat sich das Gewerbeaufsichtsamt dazu geäußert. Vom Gesetzgeber gebe es klare Vorgaben. Die Raumtemperaturen am Arbeitsplatz müssten für Arbeitnehmer erträglich sein. Diese Forderung sei erfüllt, wenn unter Messbedingungen 26 Grad nicht überschritten werden. Doch auch bei höheren Temperaturen dürfe gearbeitet werden. Voraussetzung sei jedoch, dass im Betrieb geeignete Maßnahmen gegen die Hitze durchgeführt würden. Damit bestünde für die Mitarbeiter ein Anspruch auf Hitzeschutz, nicht jedoch auf „Hitzefrei“.
Abgestuftes Maßnahmenpaket
Was muss nun der Betrieb tun, wenn die Hitze am Arbeitsplatz unerträglich wird? Antwort darauf gibt laut Gewerbeaufsicht die technische Regel für Arbeitsstätten. Darin habe der Gesetzgeber ein abgestuftes Maßnahmenpaket, in Abhängigkeit von der jeweiligen Raumtemperatur, festgelegt. So soll der Dienstherr bei Raumtemperaturen zwischen 26 und 30 Grad Mindestmaßnahmen anbieten.
Fenster mit Sonnenschutzsystemen
Führe die Sonneneinstrahlung durch Fenster, Oberlichter und Glaswände zu einer Erhöhung der Raumtemperatur über 26 Grad , so müssten sie mit Sonnenschutzsystemen ausgerüstet werden. Störende direkte Sonneneinstrahlung auf den Arbeitsplatz sei zu vermeiden.
Und was passiert bei über 30 Grad?
Anders ist es da schon, wenn die Grenze von 30 Grad überschritten wird, teilt die Behörde mit. Dann müsse der Arbeitgeber durch eine Arbeitsplatzbeurteilung die weiteren Schutzmaßnahmen ermitteln und umsetzen. Einige Beispiele: Dies könne unter anderem die effektive Steuerung der Lüftungseinrichtungen und des Sonnenschutzes sein. Würden dagegen sogar 35 Grad am Arbeitsplatz überschritten, so seien die Tätigkeiten nur zulässig, wenn Luftduschen und zusätzliche Abkühlpausen angeboten werden.
Höheres Unfallrisiko bei Hitze
Das Gewerbeaufsichtsamt erinnert daran, dass mit dem Ansteigen der Temperaturen Leistungsfähigkeit und Konzentration der Arbeitnehmer sinken und gleichzeitig das Unfallrisiko steige. Deshalb trügen die genannten Maßnahmen und Tipps nicht nur zum erträglichen Umgang mit der Hitze, sondern auch zur Gesundheit der Mitarbeiter und der Qualität der Arbeitsergebnisse bei.
Maßnahmen? Haha.
Oder ist Ihr Kommentar ein Beispiel dafür, daß nichts zu schwer ist für den, der es nicht selbst machen muß?