Im Backzubehörgeschäft Amon in der Herzogenstraße 11 gibt es seit 82 Jahren alles, was das Bäckerherz begehrt - Formen, Ausstecher, Dekor, Fondant und vieles mehr. Wie bereits berichtet schließt Inhaberin Anita Amon ihr Geschäft nun. Grund dafür sei die fehlende Nachfolge in der Familie.
1938 gründete Schwiegervater August Amon das Fachgeschäft und baute es 1952 nach dem zweiten Weltkrieg zusammen mit seiner Frau Ruth wieder auf. "Amon Backen & mehr" wurde in den Jahren zum Inbegriff des Backens, einerseits für Menschen, die das Backen lieben, wie auch für Bäckereien, Konditoreien und Großküchen. Anita Amon hat das Geschäft 1995 von ihren Schwiegereltern übernommen, auch damals gab es keinen Nachfolger in der direkten Familie – und so nahm sie sich der Aufgabe an.
Vom Einrichtungshaus ins Backfachgeschäft
Die gelernte Kauffrau war 20 Jahre lang Einkäuferin bei einem großen Würzburger Einrichtungshaus. Ihre dort gesammelten Erfahrungen konnte sie in den vergangenen 25 Jahren im eigenen Geschäft umsetzen. "Mir ist das am Anfang durchaus schwer gefallen, weil das doch eine andere Welt war. Aber der Laden ist mir in den Jahren sehr ans Herz gewachsen und ich habe die Arbeit immer gerne gemacht" sagt Amon. Sie hat versucht, nach der Übernahme das Geschäft in der Tradition ihres Schwiegervaters weiterzuführen. Er hatte einen Handel für Bäcker und Konditoren und da kam immer mehr die Nachfrage von Hausfrauen, die meinten "das was der Bäcker hat, möchten wir auch". So entstand die Idee des Geschäftes für private Kunden. In den Jahren habe Anita Amon den Laden ein wenig modernisiert und zum Beispiel auch das Kochen mehr einfließen lassen.
Ein eingespieltes und kompetentes Team
Auch Amons Mitarbeiter waren zum größten Teil zehn bis 20 Jahre mit ihr im Laden. "Dieses eingespielte Team war vielleicht auch ein Grund für den Erfolg, weil wir einfach gerne miteinander gearbeitet haben", merkt die Geschäftsführerin an. "So ein Geschäft steht und fällt mit den Menschen, die es machen." Im Geschäft gab es zum Beispiel den exklusiven Festungsausstecher und auch Kursangebote von Firmen und professionelle Beratung der Mitarbeiter waren Alleinstellungsmerkmale.
Dabei sei vor allem der Austausch zwischen Kunden und Mitarbeitern ein besonderer gewesen. "Manchmal hat man ein Gespräch mit dem Kunde angefangen, ein anderer Kunde hat sich angeschlossen und zum Schluss hatte jeder ein Stift in der Hand gehabt und der ganze Laden unterhielt sich", meint Amon. So etwas fände man heutzutage nur noch in wenigen Geschäften. So hat sich das Geschäft in 82 Jahren einen Namen in der ganzen Stadt gemacht und die Kunden hätten den Laden immer geschätzt. Amon freut sich über Kundenaussagen wie "Ich kenne Würzburg nur mit Amon, da kommen bei mir Kindheitserinnerungen hoch."
"Man muss aufhören, wenn es noch Spaß macht"
Für Amon sei jetzt der Punkt gekommen, einen Schlussstrich zu ziehen. "Und es wird auch etwas nach Amon geben", sagt sie mit einem Lächeln. Die Zeiten für Fachgeschäfte würden nicht einfacher werden. "Wir merken, dass viele Leute in den Laden kommen, sich beraten lassen und dann im Internet bestellen." Auch aufgrund der Corona-Situation könnte das Geschäft im Herbst schwieriger laufen. Amon ist der Meinung "man muss aufhören, wenn es auch noch Spaß macht."
Amon und ihre langjährigen Mitarbeiter begeben sich mit der Geschäftsaufgabe gemeinschaftlich in Rente. Einen Nachmieter gibt es auch schon und so viel darf Amon sagen: Der Laden wird kein Backzubehörgeschäft bleiben, die Straße solle zukünftig mehr zu einer "Essensmeile" werden.
Die Geschäftsführerin und ihr Team seien sehr dankbar für das jahrzehntelange Vertrauen ihrer Kunden und blicken auf 25 gute Jahre zurück. "Es war uns jeden Tag eine Freude, im Geschäft zu stehen und für die Kunden da zu sein."
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