
Der demografische Wandel und die schwache Konjunktur setzen der Deutschen Rentenversicherung (DRV) zu. Bis zum Jahr 2036 werden 16,5 Millionen Babyboomer das Rentenalter erreichen, blickte die Rentenversicherung auf ihrer Herbsttagung in Würzburg voraus. Diese Generation wird dann nicht mehr einzahlen, sondern Leistungen beziehen. Bereits in diesem Jahr übersteigen die Ausgaben der Rentenversicherung den Angaben zufolge die Einnahmen.
Für 2024 erwarte man ein Defizit von 2 Milliarden Euro, erklärte Anja Piel, Vorsitzende des Bundesvorstands der Deutschen Rentenversicherung Bund und DGB-Vorstandsmitglied. Die Rentenauszahlungen erhöhen sich laut Piel in diesem Jahr um 6,1 Prozent auf 397,8 Milliarden Euro, die Beitragseinnahmen sinken dagegen auf 395,8 Milliarden Euro. Dieses kann aber aus der Nachhaltigkeitsrücklage gedeckt werden, die Endes des Jahres dann bei voraussichtlich 43,6 Milliarden Euro liegen wird.
Die Führung der DRV zeigt sich nach dem Ende der Ampel-Koalition gelassen. Die Vorstände versicherten auf der Tagung, dass die Finanzen noch stabil seien: "Die Rentenversicherung zahlt weiterhin zuverlässig Renten und erbringt alle Leistungen, etwa Rehabilitationsmaßnahmen", sagte Alexander Gunkel, Co-Vorsitzender des Bundesvorstandes. Allerdings könnten künftige Rentenanpassungen geringer ausfallen.

Die abflauende Konjunktur bekommen Rentnerinnen und Rentner bereits 2025 zu spüren. Die Rentenanpassung werde dann nicht so üppig wie in den Vorjahren ausfallen, prognostiziert Anja Piel: "Vermutlich steigen die Renten 2025 um 3,5 Prozent." Die tatsächliche Höhe wird erst im Frühjahr feststehen.
Höhere Beiträge für die Rentenversicherung bereits ab 2027
Auch die Beitragseinnahmen entwickeln sich schlechter als noch im Sommer angenommen, erklärte Gunkel: "Das wird zur Folge haben, dass der Beitragssatz früher steigt." Laut Prognose erhöht sich der Satz im Jahr 2027 voraussichtlich von 18,6 auf 18,9 Prozent. Ursprünglich war ein Anstieg auf 18,7 Prozent erst für 2028 prognostiziert.
Hans Fehr, Professor für Finanzwissenschaft an der Uni Würzburg, zeigt sich erleichtert, dass das Rentenpaket II der Ampel-Regierung wohl nicht mehr verabschiedet wird. "Es würde die Alterungskosten bis 2040 allein den jungen Generationen aufbürden", sagt Fehr. Er fordert, den Nachhaltigkeitsfaktor wieder einzuführen, der das Verhältnis von Rentenbeziehern zu Beitragszahlern berücksichtigt. Steigt die Zahl der Rentner schneller als die der Beitragszahler, bremse dies die Rentenanpassung, sagt der Finanzwissenschaftler.
Nach Prognose der DRV kann das Rentenniveau ohne eine Reform bis 2039 nicht bei 48 Prozent bleiben, wie es SPD und Grüne geplant hatten. "Es könnte bereits in den nächsten Jahren sinken", prognostiziert Gunkel. Bis 2025 sei das Rentenniveau gesetzlich bei 48 Prozent gesichert.
Warnung vom Sozialverband VdK
Das Rentenniveau gibt an, wie viel Prozent des aktuellen Durchschnittslohns eine Person als Rente erhält, wenn sie 45 Jahre lang zum Durchschnittslohn gearbeitet hat. "Zusätzliche private oder betriebliche Absicherung darf die gesetzliche Rente nicht ersetzen, sondern muss diese ergänzen. Nicht jeder hat die Möglichkeit oder kann sich dies leisten", gibt Carsten Vetter, Bezirksgeschäftsführer des Sozialverbands VdK für Unterfranken, zu Bedenken.
"Wir als Gesellschaft müssen klären, wie viel die Alterssicherung kosten darf und soll", sagte auch Anja Piel. Und: "Wir müssen unsere Bemühungen verstärken, Frauen, ältere Menschen, Migrantinnen und Migranten noch weiter in den Arbeitsmarkt zu integrieren."
Niemand getraut sich darüber zu sprechen, dass immer weniger in die Rentenkasse eingezahlt wird, da frei gewählte Arbeitszeitverkürzungen, Teilzeitmodelle, Sabbatjahre, Berufsfindungsjahre, Auszeiten zur work life balance, ewiglange Studienzeiten, Scheinselbstständigkeiten und und und die Sozialkassen schmälern.
Die Förderung von Digitalisierung und KI am Arbeitsplatz ist kontraproduktiv, solange dies nicht bei Ersatz von Arbeitsplätzen Steuern und Sozialabgaben unterworfen wird. Aber wenn dies sich in einigen Jahrzehnten ein Politiker, Professoren oder Wirtschaftsweise zu diskutieren traut ist es zu spät!