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Würzburg
Geldstrafen für verpasste Arzttermine? Das halten 10 Würzburgerinnen und Würzburger davon
Ärztinnen und Ärzte beklagen Terminknappheit. Sie fordern Gebühren, wenn Termine ohne Absage verpasst werden. Wir haben Passanten nach ihrer Meinung gefragt.
Sollen Gebühren anfallen, wenn  Arzttermine nicht abgesagt werden? Umfrage in der Würzburger Innenstadt mit: (von links oben nach rechts unten) Johanna Megow, Franziska Öder, Günter Schneider, Heribert Zang, Elly Schmid, Hansi Grasser, Christa Gebhardt, Emilia Nürnberger, Adrian Platon und Andreas Dürr.
Foto: Patty Varasano | Sollen Gebühren anfallen, wenn  Arzttermine nicht abgesagt werden? Umfrage in der Würzburger Innenstadt mit: (von links oben nach rechts unten) Johanna Megow, Franziska Öder, Günter Schneider, Heribert Zang, ...
Kristina Fuchs
 |  aktualisiert: 18.04.2025 02:35 Uhr

Die Einführung von Strafzahlungen, wenn Patientinnen und Patienten ohne Absage Arzttermine sausen lassen, wird seit langem diskutiert. Vor allem Arztpraxen erhoffen sich dadurch positive Effekte und sind lautstarke Fürsprecher der Regelung: Sie fordern Sanktionen von bis zu 100 Euro. Doch es gibt auch viel Kritik für den Vorschlag. Wir haben Würzburgerinnen und Würzburger nach ihren Erfahrungen mit Terminknappheit und ihrer Meinung zu finanziellen Sanktionen gefragt.

1. Johanna Megow (34), Medizinische Fachangestellte: "In anderen Fachbereichen gibt es das bereits"

Johanna Megow (34) arbeitet selbst in einer Praxis und befürwortet die diskutierte Regelung.
Foto: Patty Varasano | Johanna Megow (34) arbeitet selbst in einer Praxis und befürwortet die diskutierte Regelung.

"Ich arbeite selbst in einer Gemeinschaftspraxis und halte das für eine gute Sache. In anderen Fachbereichen gibt es das ja bereits. Ich finde es gut, dass so eine Verbindlichkeit geschaffen wird, um Termine und Zeit effizient nutzen zu können."

2. Franziska Öder (63), aus Würzburg: "Wenn man nicht absagt, ist es dem Arzt und anderen potenziellen Patienten gegenüber unfair"

 Franziska Öder (63) hält finanzielle Sanktionen ebenfalls für sinnvoll.
Foto: Patty Varasano |  Franziska Öder (63) hält finanzielle Sanktionen ebenfalls für sinnvoll.

"Ich finde das in Ordnung. Die Ärzte richten sich ja nach den vergebenen Terminen. Bei rechtzeitiger Absage sollte keine Gebühr anfallen; aber wenn man einfach nicht hingeht, ist es dem Arzt und anderen potenziellen Patienten gegenüber unfair."

3. Günter Schneider (82), Lkw-Fahrer in Rente: "Ich war vor einer Weile beim Arzt, da haben 12 oder 13 Leute abgesagt"

 Günter Schneider (82) erlebt selbst, dass Termine kurzfristig oder gar nicht abgesagt werden, und erhofft sich durch Gebühren eine Besserung.
Foto: Patty Varasano |  Günter Schneider (82) erlebt selbst, dass Termine kurzfristig oder gar nicht abgesagt werden, und erhofft sich durch Gebühren eine Besserung.

"Ich finde es sehr gut, dass sowas verlangt wird. Doktoren haben auch ihre Termine. Wenn jemand nicht absagt, ist plötzlich Leerlauf drin, dabei hätten andere Leute gerne Termine. Ich war vor einer Weile beim Ohrenarzt, da haben zwölf oder 13 Leute kurzfristig abgesagt. Gestern war ich bei einem anderen Arzt, und wenn dort Operationstermine verpasst werden, dann fallen 100 Euro an. Das halte ich für richtig."

4. Heribert Zang (57), selbstständiger Handelsvertreter: "Ich sage immer rechtzeitig ab"

Heribert Zang (57) bemüht sich, seine eigenen Termine immer rechtzeitig abzusagen. 
Foto: Patty Varasano | Heribert Zang (57) bemüht sich, seine eigenen Termine immer rechtzeitig abzusagen. 

"Wenn Termine ausgemacht werden, sollten sie auch wahrgenommen werden. Bei Leerlauf fehlt Geld in der Kasse. Ich musste auch schon Termine absagen, durch Krankheit oder andere Gründe, aber ich sage immer rechtzeitig ab. Dass ich eine Geldstrafe zahlen musste, habe ich noch nie erlebt."

5. Elly Schmid (29), Master-Absolventin Geoinformatik: "Ich halte die Idee für problematisch"

 Elly Schmid (29) lehnt den Vorschlag ab. Sie hält ihn für ungerecht und schlägt mildere Sanktionen wie Verwarnungen vor.
Foto: Patty Varasano |  Elly Schmid (29) lehnt den Vorschlag ab. Sie hält ihn für ungerecht und schlägt mildere Sanktionen wie Verwarnungen vor.

"Ich persönlich halte die Idee für problematisch. Es ist sowieso schwer, Termine zu bekommen oder überhaupt eine Praxis zu finden. Wenn dann direkt Sanktionen verhängt werden, obwohl es gute Gründe geben kann, warum jemand einmalig einen Termin verpasst, wird Leuten das Leben nur noch schwerer gemacht. Ich kenne das von Therapeuten, da finde ich es auch schwierig. Die Patienten stecken sowieso in psychischen Krisen, die so nur verschlimmert werden. Man könnte stattdessen auch erst einmal eine Verwarnung aussprechen."

6. Hansi Grasser (64), selbstständiger Gebäudereiniger: "Wenn einer meiner Kunden nicht auftaucht, bleibe ich auf den Kosten sitzen"

Hansi Grasser (64) betrachtet das Problem aus der Perspektive eines selbstständigen Unternehmers.
Foto: Patty Varasano | Hansi Grasser (64) betrachtet das Problem aus der Perspektive eines selbstständigen Unternehmers.

"Ich habe selbst eine Firma, und ich habe selbst Termine. Wenn einer meiner Kunden nicht auftaucht, weiß ich nicht, was ich mit meinen Mitarbeitern machen soll. Die müssen dann ohne Arbeit nach Hause und ich bleibe auf den Kosten sitzen. Gebühren für verpasste Termine halte ich also für eine sinnvolle Maßnahme. Eine Höhe von etwa 50 Euro wäre eine angemessene Kompensation für alle Kosten, die durch die Versäumung entstehen."

7. Christa Gebhardt (79), Gastronomin in Rente: "Auch ich hatte bereits Probleme, Arzttermine zu bekommen"

Christa Gebhardt (79) spürt die Terminknappheit am eigenen Leib, lehnt aber hohe Gebühren ab.
Foto: Patty Varasano | Christa Gebhardt (79) spürt die Terminknappheit am eigenen Leib, lehnt aber hohe Gebühren ab.

"Man kann ja ans Telefon gehen und anrufen, um abzusagen. Ohne weiteres nicht aufzutauchen, das akzeptiere ich nicht. Ich denke, dass Leute dann auch wieder einfacher Termine bekommen werden. Auch ich selbst hatte bereits Probleme, Arzttermine zu bekommen. Eine kleine Strafzahlung von 20 Euro halte ich da für angemessen. Höher muss die Strafe aber nicht sein; dafür fehlt vielen Menschen das Geld."

8. Emilia Nürnberger (21), studiert Biologie und Chemie auf Gymnasiallehramt: "Ich bemühe mich, Termine lange im Voraus auszumachen"

Emilia Nürnberger (21) kennt die Schwierigkeit, kurzfristig fachärztliche Termine zu bekommen.
Foto: Patty Varasano | Emilia Nürnberger (21) kennt die Schwierigkeit, kurzfristig fachärztliche Termine zu bekommen.

"Es gehört sich einfach, abzusagen, wenn man einen Termin nicht wahrnehmen kann. Sonst nimmt die Arztpraxis Schaden. Ich könnte mir auch vorstellen, dass sich die Terminknappheit dann etwas entspannt. Ich selbst bemühe mich, Termine lange im Voraus auszumachen. Kurzfristige Termine zu bekommen, ist sehr schwer."

9. Adrian Platon (35), Süßwarenverkäufer: "Auch hohe Gebühren würde ich befürworten"

Adrian Platon (35) befürwortet den Vorschlag ebenfalls.
Foto: Patty Varasano | Adrian Platon (35) befürwortet den Vorschlag ebenfalls.

"Ich finde den Vorschlag gut. Ich selbst sage Arzttermine immer ab. Probleme, Termine zu bekommen, wenn ich sie brauche, hatte ich aber bislang nicht. Auch hohe Gebühren würde ich befürworten."

10. Andreas Dürr (38), Mechatroniker: "Ich selbst habe keine Probleme, Termine zu bekommen"

Andreas Dürr (38) hatte selbst noch keine Probleme, Arzttermine zu bekommen, findet Sanktionen aber dennoch sinnvoll.
Foto: Patty Varasano | Andreas Dürr (38) hatte selbst noch keine Probleme, Arzttermine zu bekommen, findet Sanktionen aber dennoch sinnvoll.

"Es gehört zur Höflichkeit, Termine abzusagen. Natürlich kann immer etwas dazwischenkommen, sodass ein Termin nicht wahrgenommen werden kann, aber ein kurzes Telefonat mit der Praxis sollte dann machbar sein. Ich selbst habe keine Probleme, Termine zu bekommen, auch nicht bei Fachärzten, aber habe gehört, dass andere Leute Schwierigkeiten damit haben. Zehn bis 25 Euro würde ich als Strafzahlung für angemessen halten."

 
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Kommentare
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  • Ute Vahid
    Es gibt leider immer mehr Arztpraxen, die telefonisch nur schwer erreichbar sind. Das macht ein rechtzeitiges Absagen nicht leicht. Nicht jeder hat immer und überall die Möglichkeit per Email abzusagen. Daher halte ich eine generelle "Strafgebühr" für nicht gerechtfertigt.
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  • Norbert Dümpert
    Leider verstößt der Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de (unbelegte Behauptung). Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • Astrid Geiger-Schmitt
    Hab schon einmal einen Termin auf der Fahrt zum Arzt absagen müssen da kurz vorher ein Unfall war und es kein durchkommen oder Wendemöglichkeit gab. Hab keine Gebühr zahlen müssen und hab dann auch gleich einen Ersatztermin bekommen.
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  • Erich Fritscher
    Bei nicht "rechtzeitiger" Absage oder Verspätung von mehr als 30 Minuten fände ich eine Gebühr ok. Aber dann bitte auch, wenn ich trotz Termin länger als 30 Minuten warten muss.
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  • Hans-Dieter Dr. Müller
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  • Michael Zink
    Gibt es dann im Gegenzug auch Geld, wenn man trotz Termin lange im Wartezimmer sitzt?
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  • Stefan Krug
    im Gegenzug möchte ich aber auch keine 3 Stunden warten
    wenn ich einen Termin ausgemacht habe!
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  • Zita Voit
    Grundsätzlich eine gute Idee.
    Dann müsste mir aber der Arzt auch eine Gebühr bezahlen, wenn ich trotz Termin eine Stunde oder länger warten muss.
    Geht ja oft zu Lasten meines Arbeitszeitkontos. Gleiches Recht für alle.
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  • Dietmar Eberth
    Hausarztpraxen arbeiten üblicherweise im 10-Minuten-Takt. D.h. sollte die Zeit (10 Min pro Patient) nicht ausreichen oder sie kommen doch mal 5min zu spät, werden sie spätestens nach 10 Minuten "rausgeworfen" und müssen neuen Termin ausmachen.
    Also ich brauche das nicht, wenn Patient und Arzt ständig auf die Uhr schauen müssen.
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