zurück
Gelchsheim
Gelchsheim: Wie läuft die Corona-Impfung "to go"?
Sind Gleichgültigkeit und Bequemlichkeit die wahren Gründe für sinkende Impfzahlen? Und sind mobile Impfteams in den Gemeinden das passende Gegenmittel?
Ein kleiner Pieks und Johannes Berger aus Hopferstadt hat seine zweite Corona-Impfung hinter sich. Impfarzt Franz Heger bei seiner Arbeit in der Gelchsheimer Deutschherrenhalle.
Foto: Gerhard Meißner | Ein kleiner Pieks und Johannes Berger aus Hopferstadt hat seine zweite Corona-Impfung hinter sich. Impfarzt Franz Heger bei seiner Arbeit in der Gelchsheimer Deutschherrenhalle.
Gerhard Meißner
 |  aktualisiert: 19.02.2024 12:03 Uhr

Seit dieser Woche gehen die mobilen Corona-Impfteams auf die Dörfer. Sind die Impfaktionen in Mehrzweckhallen und Bürgerheimen das richtige Gegenmittel gegen die Impfmüdigkeit? Die ersten Erfahrungen stimmen zuversichtlich, wie das Beispiel aus Gelchsheim zeigt. "Impfen to go" nennt das Landratsamt die Aktion - Impfen im Vorübergehen. Ganz so einfach wie den "Coffee to go" darf man sich die Corona-Schutzimpfung allerdings nicht vorstellen.

Als Impfarzt Dr. Franz Heger kurz nach zehn mit seinem Team an der Gelchsheimer Deutschherrenhalle eintrifft, wartet dort schon ein rundes Dutzend Impf-Aspiranten. An diesem sonnigen Morgen ist die Wartezeit ein willkommener Anlass zum Plausch über Dorfgrenzen hinweg. Es dauert nicht lange, bis Franz Heger, von Haus aus Notfallmediziner und Anästhesist, mit der Impfung beginnen kann. Die Gemeinde hat sich um die Vorbereitung gekümmert. Ein Wartebereich mit ausreichend Abstand und der Raum für die Impfungen sind eingerichtet. Kurz vor dem Termin hat sich Bürgermeister Roland Nöth nochmal selber überzeugt, dass alles passt. "Wir sagen den Gemeinden, was wir brauchen; das funktioniert bestens", sagt Quirin Zednik, Projektleiter des BRK. 

Derweil drehen sich die Gespräche vor der Halle um Neuigkeiten aus dem Ochsenfurter Gau und natürlich um die Corona-Pandemie. Renate Rummel aus dem Nachbarort Sonderhofen holt sich heute ihre zweite Spritze ab. "Wir haben lange auf unsere erste Impfung warten müssen", sagt sie. Ein zweites Mal kann sie sich auch vom mobilen Impfteam impfen lassen. Vorausgesetzt, der empfohlene Zeitabstand wird eingehalten. Beim Vakzin von Biontech, das sie gewählt hat, sind es mindestens drei Wochen. Die Stornierung des Termins, den sie bereits bei der ersten Impfung im Impfzentrum vereinbart hat, erledigt das Team gleich mit. 

"Ich find's gut, dass man nicht groß rumfahren muss, zwei Kilometer und schon wird man geimpft."
Renate Rummel, Sonderhofen

"Ich find's gut, dass man nicht groß rumfahren muss, zwei Kilometer und schon wird man geimpft", sagt Renate Rummel. Auch ihr Mann sei bereits vollständig geimpft. Das gebe ihr ein gutes Gefühl für die  Urlaubszeit und vor dem Hintergrund wieder steigender Infektionszahlen. Gleiches betont auch Bernhard Theuerkaufer aus Aub. "Ich finde es gut, dass das alles ohne Anmeldung vonstatten geht", sagt er. Seine erste Spritze hat ihm der Hausarzt gegeben. Dort hätte er in zwei Wochen auch seine zweite Impfung erhalten. Dank des mobilen Teams sei er nun schon vor Beginn der Urlaubszeit vollständig geimpft. 

Corona-Risiken gelten auch für Jüngere

Mit 22 Jahren gehört Johannes Berger aus Hopferstadt zu keiner Risikogruppe. Trotzdem hat er sich schon frühzeitig für eine Impfung registriert. "Wir Jüngeren können ja auch Corona kriegen, wenn auch nicht so schlimm", sagt er. Außerdem sei noch lange nicht ausreichend erforscht, welche Spätfolgen eine Erkrankung auch für junge Menschen haben kann.

Als ihm der Hausarzt schließlich eine Impfung mit dem Vakzin von Astrazeneca anbot, habe er deshalb gleich zugegriffen, sagt Johannes Berger. Über die leichten Erkältungssymptome in der Nacht danach hat er sich keine Sorgen gemacht. "Das ist doch nichts Neues, wenn man geimpft wird", sagt er. Als zweite Dosis erhält nun auch er Biontech, der Impfabstand für diese sogenannte Kreuzimpfung beträgt mindestens vier Wochen.

"Mir geht es um die Allgemeinheit, man sollte das große Ganze sehen."
Magdalena Jörg, Bolzhausen

Anita Langer aus Gelchsheim erhofft sich von der Impfung vor allem eine schnellere Rückkehr zur Normalität. Vor allem ihre Schwiegermutter habe sehr darunter gelitten, monatelang kaum aus dem Haus und unter Leute zu kommen. Nachdem die Schwiegermutter im März geimpft wurde, habe sie sich lange Zeit vergeblich um einen Termin bemüht. "Ende Juni hab ich dann zeitgleich von allen Seiten die Aufforderung bekommen", so die 55-Jährige. Mit ihrer Entscheidung will sie dazu beitragen, eine erneute Corona-Welle und die damit verbundenen Einschränkungen zu verhindern. "Wir haben die Nase voll", so Anita Langer.

Den Eintrag ins Impfbuch und den digitalen Impfnachweis, der sich ins Smartphone übertragen lässt, gibt's natürlich auch bei den mobilen Impfteams. 
Foto: Gerhard Meißner | Den Eintrag ins Impfbuch und den digitalen Impfnachweis, der sich ins Smartphone übertragen lässt, gibt's natürlich auch bei den mobilen Impfteams. 

"Bei der Impfung kommt es mir nicht auf mein eigenes Risiko an", sagt Magdalena Jörg aus Bolzhausen. Mit 23 Jahren habe sie persönlich wenig zu befürchten, so die Studentin. Auch Freiheiten, die Geimpfte bei einem erneuten Anstieg der Infektionszahlen erwarten dürfen, seien für sie nicht ausschlaggebend gewesen. "Mir geht es um die Allgemeinheit", so Magdalena Jörg, "man sollte das große Ganze sehen." Für kategorische Impfverweigerer habe sie deshalb wenig Verständnis.

"Ich kenne aus meinem Bekanntenkreis niemanden, der grundsätzlich nicht geimpft werden will", meint Johannes Berger. Es liege wohl eher an Gleichgültigkeit oder Bequemlichkeit, wenn sich Jüngere noch nicht haben impfen lassen, vermutet er.

Jüngere sind derzeit die Treiber der Pandemie

Dabei sind es vor allem die 15- bis 34-Jährigen, die nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) derzeit hauptsächlich zu einem Wiederanstieg der Infektionszahlen beitragen. Von den zehn Neuinfizierten, die das RKI in den vergangenen sieben Tagen im Landkreis Würzburg registriert hat, gehören fünf dieser Altergruppe an. In der Stadt Würzburg sind es sogar 19 von insgesamt 24 neuen Fällen. 

Deshalb sei es so wichtig, dass sich gerade die Jüngeren impfen lassen, sagt Magdalena Jörg - jetzt wo Impfstoff im Überfluss zur Verfügung steht. Die Aktion "Impfen to go" sei dafür ein geeignetes Mittel, meint sie, schlägt aber vor, Impftermine auch in den Abendstunden anzubieten.

Nach den Erfahrungen der ersten Woche will man die Aktion gegebenenfalls nachbessern, heißt es aus dem Landratsamt, etwa hinsichtlich der Öffnungszeiten. In der Stadt Würzburg denkt man derweil ebenfalls über niederschwellige Impfangebote nach, teilt Pressesprecher Christian Weiß auf Anfrage mit. "Wir bereiten Impfaktionen in einzelnen Stadtteilen vor und arbeiten auch an weiteren Angeboten", sagt Weiß. 

Impfung in Sekundenschnelle

Als Johannes Berger aufgerufen wird, geht alles ganz schnell. Nach der vorgeschriebenen Aufklärung dauert es keine zwei Sekunden, bis ihm Impfarzt Franz Heger die Spritze wieder aus dem Oberarm zieht. "So, schon vorbei", sagt Heger gut gelaunt. Wichtig sei vor allem, dass die Impfwilligen ihren Personalausweis und - soweit vorhanden - ihr Impfbuch und die Unterlagen zur Erstimfpung mitbringen, appelliert der Arzt.

Mehr als zwei Dutzend Impfungen wird Heger an diesem Vormittag in Gelchsheim verabreichen, bevor das Team am frühen Nachmittag nach Kirchheim weiterzieht. Rund 40 Prozent der Impflinge haben sich an diesem Tag für das Vakzin von Johnson & Johnson entschieden, teilt das Landratsamt später mit. Sie haben den Vorteil, dass sie bereits 14 Tage nach der ersten Spritze als vollständig geimpft gelten. 

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Gelchsheim
Gerhard Meißner
AstraZeneca
BioNTech
Bolzhausen
Coronavirus
Covid-19
Covid-19-Pandemie
Hausärzte
Impfungen
Pandemien
Robert-Koch-Institut
Stadt Würzburg
Ärzte
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Arcus
    Da waren jetzt viele dabei, die sich eh hätten impfen lassen. Mobile Impfdienste ja, aber dann muss da viel stärker getrommelt werden.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten