Ein großes Netz, zwei Pfosten und eine Querlatte: Das Tor sieht aus wie viele andere. Dieses jedoch symbolisiert für die einen einen sportlichen Triumph, für die anderen eine schmerzhafte Niederlage - das Original-Tor aus dem Halbfinale Deutschland - Brasilien der WM 2014. Damals waren die Zeiten für den deutschen Fußball noch besser: Deutschland gewann gegen Brasilien 7:1 im Halbfinale (in diesem Tor mit fünf Treffern), Miroslav Klose wurde Torschützenkönig der WM. Das Tor, in dem er seinen entscheidenden Treffer erzielte, kam nun für eine Benefizveranstaltung der Deutschen Lepra- und Tuberkulosehilfe (DAHW) nach Würzburg.
Höhepunkt war ein XXL-Menschen-Tischkicker-Turnier
Diese veranstaltete, unterstützt von den Würzburger Kickers, am Sonntag ein großes Fußball-Family-Event im Innenhof des Rathauses. Highlight war ein "XXL-Menschen-Tischkicker-Turnier", bei dem sich Schulen, Vereine, Firmen und Freizeitmannschaften gegen eine Spende anmelden konnten. Der Clou dabei: Zwei Mannschaften mit jeweils fünf Spielern stehen sich wie Figuren in einem Tischkicker gegenüber und versuchen, möglichst viele Tore zu erzielen.
"Wir sind natürlich primär für das Turnier hier", sagt Katharina Strunz aus Theilheim, die gekommen ist, um ihren Sohn Maximilian und sein Team beim Turnier anzufeuern. Aber auch über die Arbeit des DAHW wisse sie Bescheid, später wolle sie noch gegen eine Spende ein Stück des Original-Tores aus Brasilien erstehen. Um es bei ihrem Sohn ins Kinderzimmer zu hängen, wie sie sagt.
8150 Netzteile zu verkaufen
"Bei uns dreht sich seit acht Wochen alles um dieses Tor", sagt Jenifer Gabel vom DAHW. Das Tor wurde der Lepra- und Tuberkulosehilfe anlässlich der WM 2018 vom brasilianischen Stadion Estádio Mineirão geschenkt. Es soll nun dabei helfen, Spenden für die sozialen Projekte des DAHW in Brasilien zu sammeln. Unter dem Motto "Deine Spende. Dein Stück vom Tor." haben Fußballfans die Chance, eines der 8.150 Original-Netzstücke gegen eine Spende von 71 Euro zu erstehen.
Es gibt sie immer noch, Tuberkulose und Lepra
Die spaßige Aktion hat jedoch einen ernsten Hintergrund. "Uns geht es vor allem um Aufklärung über die Krankheiten Lepra und Tuberkulose", sagt Jenifer Gabel. Die meisten Menschen wüssten nicht, dass es diese, häufig mit dem Mittelalter assoziierten, Krankheiten immer noch gebe. Obwohl die Infektionskrankheiten mit Antibiotika relativ einfach behandelt werden könnten, erlebten sie vor allem in Brasilien und in vielen Krisenländern gerade eine Renaissance. Bis zu 20 Jahre lang könnten Menschen die Infektion mit sich herumtragen, ohne dass es zu einem Ausbruch komme. Erst bei einer Schwächung des Immunsystems, etwa durch Hungersnöte und Krieg, würde die Krankheit dann ausbrechen. Zurzeit sei dies aufgrund der vielen weltweiten Krisen vermehrt der Fall. Eine traurige Tatsache, die den wenigsten bewusst sei.
"Das Tor ermöglicht uns eine andere Art der Aufklärung", erklärt Gabel, die hofft, durch das Event in Würzburg möglichst viele Menschen erreichen zu können. Einen Strich durch die Rechnung machte ihr dabei das Wetter am Sonntag. Aufgrund des Regens am Vormittag kamen deutlich weniger Leute als erhofft.
Gute Laune und ein Riesen-Kicker-Spaß
Diejenigen, die trotzdem da waren, ließen sich jedoch die gute Laune nicht vermiesen. Das Kicker-Turnier war ein großer Spaß für Alt und Jung und auch, wenn es dabei attraktive Preise wie etwa Tickets für ein Heimspiel der Würzburger Kickers zu gewinnen gab, ging es dabei freundschaftlich zur Sache. Für Maximilian und sein Team reichte es leider nicht zu einem Sieg. Die Jungs nahmen es aber sportlich und machten Fotos mit dem Tor aus dem 7:1-Spiel und ließen sich Autogramme von den Würzburger Kickers geben.
Auch Jenifer Gabel war trotz des schlechten Wetters einigermaßen zufrieden mit dem Tag. Man habe die Besucher sehr gut über die DAHW-Arbeit informieren können.