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WÜRZBURG
Für Rebstock-Neubau gibt es 1,33 Millionen vom Staat
Die Baustelle im Franziskanerkloster: Hier entsteht das neue Bettenhaus des benachbarten Hotel Rebstock. Den Neubau bezuschusst der Staat mit Geldern aus der „PremiumOffensive Tourismus“.
Foto: Thomas Obermeier | Die Baustelle im Franziskanerkloster: Hier entsteht das neue Bettenhaus des benachbarten Hotel Rebstock. Den Neubau bezuschusst der Staat mit Geldern aus der „PremiumOffensive Tourismus“.
Ernst Jerg
Ernst Jerg
 |  aktualisiert: 07.04.2020 11:31 Uhr

Dem bayerischen Staat ist die Förderung des Tourismus ein hohes Anliegen. Die Zahlen: Allein im Jahr 2016 haben über 35 Millionen Gäste Bayern besucht und über 90 Millionen Übernachtungen getätigt, teilt das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft mit. Um so genannte Ankerprojekte voranzubringen, ist die „PremiumOffensive Tourismus“ gestartet worden mit einem Topf von 50 Millionen Euro. Und aus diesem Topf bekommt das Hotel Rebstock für den Neubau seines Bettenhauses für Würzburg einen Zuschuss von 1,33 Millionen Euro.

„Ich habe die Mittel aus dem Programm bei der Regierung von Unterfranken als mittelständisches Unternehmen bis 50 Mitarbeiter beantragt“, erläutert Rebstock-Chef Christoph Unckell. Er baut gerade auf dem Gelände des Franziskanerklosters in der Neubaustraße sein neues Bettenhaus im Vier-Sterne-Plus-Segment. Noch tummeln sich die Archäologen in der Baugrube. Doch bis 2019 soll das Projekt mit 55 Zimmern am Start sein.

Gerechter Ausgleich für die vielen Hindernisse

Unckells Freude war natürlich groß, als er die gute Nachricht über die staatliche Förderung bekam. „Ich hatte wohl Glück, dass der Fördertopf gut gefüllt ist“, mutmaßt der Hotel-Chef. Vor dem Hintergrund der Hindernisse auf dem Gelände sei das ein gerechter Ausgleich. Immerhin muss er als Bauherr, der das Areal von den Franziskaner-Minoriten langfristig gepachtet hat, die Kosten für die aufwändigen archäologischen Grabungen übernehmen. Der planende Architekt schätzt die Ausgaben dafür auf 1,6 Millionen Euro.

Die Experten sind auf dem Klosterareal seit Mai diesen Jahres fleißig am Buddeln. Sie sind äußerst erfolgreich bei ihrer Tätigkeit und förderten viele Fundstücke aus dem Klostergrund. Neben vollständig erhaltenen Gebrauchsgegenständen aus dem 13. Jahrhundert fanden die Archäologen auch Schmuckstücke aus dem 9. Jahrhundert.

1000 Jahre alte Latrine

Jüngster Fund, der für Aufsehen in der Baugrube sorgte, sind die Reste eines Aborts. Laut dem Chef des Grabungsbüros Dieter Heyse ist so etwas vorher noch nicht in Würzburg gefunden worden. Immerhin soll das Klo nach Schätzungen der Archäologen etwa 1000 Jahre alt sein. Und ein vollständig erhaltener Topf lag auch im Umfeld. Die Toilette besteht aus rechteckigen Holzpfosten und an den Ecken sind dazwischen Bretter.

Die Latrine liegt laut Heyse im aufgeschütteten Graben, eine Wallanlage zum Schutz gegen feindliche Reiterheere. Der Abort wird gerade freigelegt und dokumentiert, die Hölzer geborgen und auf Holzart und Alter bestimmt.

Die Kostenschätzungen für den Bau des Vier-Sterne-Plus Hauses liegen momentan bei 12,3 Millionen Euro. Der staatliche Fördersatz errechnet sich aus der Bausumme. Unter den bayernweiten staatlichen Zuwendungen aus dem Fördertopf steht Würzburg mit dem Rebstock-Projekt ganz oben an der Spitze. Danach folgt erst das Hotel Rappen in Rothenburg ob der Tauber mit einem Fördersatz von 1,1 Millionen Euro. Die staatlichen Gelder bewegen sich zwischen 70 000 und 1,3 Millionen Euro.

Förderung für Ankerprojekt

„Die Freude war groß, als die Regierung von Unterfranken mich informierte“, sagt der Hotelchef. Die Fördersumme bestätigt auch Regierungssprecher Johannes Hardenacke. „Der Zuwendungsbescheid über die Gelder ist Mitte Juli offiziell an Hotelier Unckell rausgegangen.“ Den Neubau bezeichnet er als Ankerprojekt, das den Förderrichtlinien entspricht. Zuständig für den Vollzug des bayerischen Programmes sind die Wirtschaftsabteilungen der jeweiligen Bezirksregierungen. Hardenacke: „Die geförderte Erweiterung des Hotels wertet die gesamte Tourismusregion auf und sichert damit langfristig Arbeitsplätze.“

Das bestätigt auch Bauherr Unckell: „Mit dem Förderbescheid verbunden ist die Auflage, acht Vollzeit-Arbeitsplätze zu schaffen.“ Er spricht von einem äußerst aufwändigen Antragsverfahren, um in das Förderprogramm „PremiumOffensive Tourismus“ aufgenommen zu werden. Den Ausschlag für die Förderung hat nach seiner Einschätzung der langjährige gute Ruf und die Qualität seines Hauses Rebstock gegeben. „Ich habe immer Geld, das im Hotel verdient wird, reinvestiert.“

Bayerische Tourismusoffensive

Der Bayerische Staat will den zunehmenden Qualitätsansprüchen der vielen Gäste Rechnung tragen, steht in der Förderbroschüre des Wirtschaftsministeriums. Und dafür wurde das Programm „PremiumOffensive Tourismus“ aufgelegt für eine Laufzeit von fünf Jahren.

Die „PremiumOffensive“ zielt in erster Linie auf Ankervorhaben, die als Besuchermagnet neue, zusätzliche Gäste anziehen. Mit dem staatlichen Sonderprogramm soll eine Signalwirkung erreicht werden: Ein qualitativ anspruchsvoller Tourismusmagnet lockt nicht nur neue Gästeklientel an, sondern wertet durch seine Strahlkraft gleichzeitig die gesamte lokale Tourismusregion auf.

 
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Kommentare
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  • robertkremling@web.de
    Da baut jemand privat einen Hotelanbau und man sollte eigentlich dankbar sein, dass es noch private Unternehmer gibt die solche Projekte angehen, aber seine Kalkulation mit über 12 Mio€ hatte keinen öffentlichen Zuschuss beinhaltet. Also hat dieser Bauherr von jetzt auf gleich einfach mal 1,33 Mio € mehr zur Verfügung mit der Auflage 8 Arbeitsplätze zu schaffen. Da bin ich gespannt ob und wie das kontrolliert wird, denn gerade das Housekeeping wird ja gerne mal outgesourct, aber auch da wird es nach einiger Zeit Mittel und Wege geben.
    Er nutzt ja nur seine Möglichkeiten aus, die eine unfähige Regierung und Gesetzgebung vorgeben. Woanders gibt es total kaputte Straßen (zb Nürnberger str) oder marode Schwimmbäder, Schulen usw. Aber diese Politik ist zu unfähig Gelder sinnvoll im Land zu verteilen. Nein da wird immer und immer wieder an falschen Stellen Geld gegeben, wo die Notwendigkeit gar nicht vorhanden ist (siehe kürzlichen Sanierung der B 8 vom Greinberg Richtung Rottendorf)
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  • hessd
    Bei diesem Bericht steigt auch mir die Galle hoch. Ich arbeite als Facharbeiter 10 - 12 Stunden am Tag, fast die Hälfte meines sauer verdienten Lohnes wird gleich wieder für Steuern und Abgaben abgezogen. Und dann werden mit meinem sauer verdienten Geld Luxus-Tempel für Reiche gefördert. Ich wundere mich nur noch warum diese Lobby-Politiker der etablierten Parteien auch noch gewählt werden
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  • lausdeandl@yahoo.de
    Zitat MP: Die „PremiumOffensive“ zielt in erster Linie auf Ankervorhaben, die als Besuchermagnet neue, zusätzliche Gäste anziehen.

    Bei Zimmerpreisen ab 222 € aufwärts ist das doch hauptsächlich eine Absteige für Wohlbetuchte. Da ist es kein Wunder, dass Politiker die Herbergen ihrer Lobbyisten unterstützen.
    Und: Der Teufel sch... aut auch immer am liebsten auf den größten Haufen.
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  • wernie
    PremiumOffensive Tourismus ...
    nach Bayern kommen ja bekanntermassen kaum Touristen .....
    Wann kommt den mal die PremiumOffensive Altenpflege oder PremiumOffensive Schulgebäude, Schwimmbäder, Straßenbau etc. etc. ?????
    Fragen sie doch mal die unteren Mitarbeiter dies neudeutsch genannten HouseKeepings welchen Stundenlohn sie dort bekommen, ein Doppelzimmer kostet nach meiner nur kurzen Recherche dort mind. 222 € ...
    Mir ist beinahe das Frühstück im Hals steckengeblieben als ich das gelesen habe ...
    eingentlich ist es eine Unverschämtheit was sich die Politiker heute so erlauben !!!
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  • schwabayer
    Verstehe, Luxusschuppen werden gefördert, die kleine Familienpension, in der ich als (Rad)-Wanderer/in zu bezahlbaren Preisen übernachten kann, vermutlich nicht.
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  • agkv
    Für Premium-Förderung ist Geld da, für den Straßenausbau nicht, den muss der Bürger über Straßenausbaubeiträge tragen. In Südbayern ist der Wellnessbereich eines Fünf-Sterne-Hauses, in dem auch der FC Bayern gerne absteigt gefördert worden. Da sage doch mal einer, der Staat kümmert sich nicht um seine Bürger. Manche sind halt doch gleicher.
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  • al-holler@t-online.de
    Das Posting verstößt gegen unsere Netiquette und wurde daher gesperrt.
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  • reutjo
    eigentlich .....

    sollte "man".... die tausendjährige Latrine so wieder herstellen. NEIN nicht zur künftigen Benutzung; sondern um zu zeigen, wie vor tausend Jahren geschissen wurde. Denkmalschutz......
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