„Herr Kriebel, können Sie mit so viel Lob leben?“ Besser als es Stadtbaurat Christian Baumgart tat, hätte man die Präsentation des Entwurfs für den Erweiterungsbau des Hotels Rebstock in der Kommission für Stadtbild und Architektur (KoSA) am Freitagvormittag kaum zusammenfassen können. Nur ganz selten waren sich die „Architektur-Kommissare“ so einig, wenn es um die positive Bewertung eines Bauvorhabens ging.
Bauherr Christoph Unckell, der Eigentümer des Hotels Rebstock, und sein Architekt Rainer Kriebel vom Würzburger Büro Grellmann Teichmann Kriebel überzeugten die auswärtigen Architekten und die Würzburger Stadtratsmitglieder in der Kommission auf ganzer Linie. Unckell möchte sein Hotel auf dem gegenüberliegenden Areal des Franziskanerklosters erweitern (wir berichteten). Eine dafür notwendige Änderung des Bebauungsplans wurde vom Bau- und Ordnungsausschuss bereits genehmigt. Nächster Schritt ist nun die Erteilung der Baugenehmigung. Im Idealfall möchte Unckell im Frühjahr 2017 mit dem Bau beginnen.
Schon 1997 habe er sein Ansinnen, auf dem Parkplatz des Klosters zu bauen, an den Orden herangetragen, berichtete der Hotelier in der KoSA. Doch damals hätten die Franziskaner noch abgewunken. Durch Architekt Kriebel, der die gerade beginnende Sanierung und Neuordnung der Klostergebäude begleitet, sei der Kontakt wieder hergestellt worden. Und diesmal sei man sich einig geworden.
Er und sein Architekt seien sich schnell darüber im Klaren gewesen, dass der Bauplatz in der Nachbarschaft ein sehr sensibler Bereich berichtete Unckell weiter. Daher lautete die Devise bei der Planung: „Eigene Akzente setzen ohne zu dominieren“. Deshalb möchte Kriebel beispielsweise darauf verzichten, ein Übergangsbauwerk zwischen dem bestehenden Hotel und dem Neubau über die Franziskanergasse zu errichten. Eine Verbindung sei auch durch eine Unterkellerung vorstellbar, erklärte er.
Hinter der historischen Klostermauer an der Neubaustraße ist ein viergeschossiger Neubau mit 58 Hotelzimmern im Vier Sterne plus-Segment geplant. Damit könnte das Hotel seine Kapazität auf 120 Zimmer erhöhen. Im Untergeschoss ist auf einer Fläche von 240 Quadratmetern ein Tagungszentrum geplant. Die Foyerfläche stößt nicht direkt an die Mauer an, sondern wird etwas weg gerückt. Durch eine Verglasung bleibt die alte Mauer sichtbar. Für die Hotelzimmer im dritten Obergeschoss wird eigens ein Dachgarten angelegt.
Für die Fassadengestaltung wurde eine moderne und zeitgemäße Architektursprache gewählt, die behutsam Elemente der Situation der Umgebung aufnimmt, ohne auch nur annähernd historisierend zu sein. Als Material ist, so Kriebel, hochwertiger geätzter und sandgestrahlter Architekturbeton vorgesehen. In einer zweigeschossigen Tiefgarage, die von der Franziskanergasse aus angefahren wird, sind 60 bis 65 Stellplätze vorgesehen.
Dieses Konzept und seine Gestaltung überzeugte die Kommission voll und ganz. „Sehr gelungen“, „beispielgebend“, „angetan über den Mut zur Fassade“, „reife Leistung mit viel Einfühlungsvermögen und architektonischer Kenntnis“, „hohes architektonisches Niveau“ oder „wunderbares Beispiel wie gute Architektur den Dialog mit dem Bestehenden aufnehmen kann“ – so viel Lob und Anerkennung hört man in der Stadtbildkommission nun wirklich nicht alle Tage.
Die hohen Fenster vermitteln den Charakter von Büroetagen.
Aber: sehr schön, dass jemand den Mut hat, in der Innenstadt zu investieren und damit deren Attraktivität zu steigern...
p.s. man kann erkennen, dass die abschreckenden Altglas-Container endlich verlegt werden
Das ist in der Fotomontage gar nich so leicht zu erkennen, wird aber wohl so sein.
Der Neubau wird dann sehr present/dominant sein. Hoffentlich wirkt er dann nicht sogar klotzig. Als Vergleich könnte man den Neubau am Marktplatz heranziehen, dessen Fassade durch den Knick und die zurückliegende obere Etage entschärft wurde. Das ist hier nicht der Fall.
Insofern kann man das Zitat „angetan über den Mut zur Fassade“ auch anders interpretieren.