Am Ende war er platt, seine Frau Beate zu Tränen gerührt und die 230 Gäste applaudierten stehend: Rolf Lauer hat am Freitag endgültig Abschied genommen von der Handwerkskammer für Unterfranken. 38 Jahre lang war er dort im Dienst gewesen, 12 Jahre davon als Hauptgeschäftsführer und damit einer der ranghöchsten Vertreter der regionalen Wirtschaft.
Lauer ist 65 Jahre alt und damit ein Fall für den Ruhestand. Den möchte der gelernte Kaufmann erst einmal für Reisen nutzen. Alles andere „will ich auf mich zukommen lassen“, wie der gebürtige Euerdorfer (Lkr. Bad Kissingen) am Rande der Feier im Gut Wöllried zwischen Rottendorf und Würzburg sagte.
Lauers Abschied war schon vor gut einem Jahr klar geworden: Damals wählte die Vollversammlung der Handwerkskammer den Schweinfurter Ludwig Paul zu seinem Nachfolger (wir berichteten). Der auch als Sitzungspräsident der Schwarzen Elf bekannte Paul trat sein Amt als Chef von 200 Kammer-Mitarbeitern am 1. Dezember an.
Dieser Wechsel hat ein Stühlerücken an der Spitze des Hauses abgeschlossen, das die Interessen von gut 18 000 Handwerksbetrieben in Unterfranken vertritt. Denn Präsident Walter Heußlein ist ebenfalls recht neu im Amt: Er wurde vor einem Jahr Nachfolger von Hugo Neugebauer.
Rolf Lauer war als Hauptgeschäftsführer stets ein Mann der leisen Töne gewesen. Dass die aber in all den Jahren offenbar weit über Unterfranken hinaus noch zu hören waren, zeigte die illustre Schar der Gäste bei der Verabschiedungsfeier. So waren unter anderem Vertreter von Bundes- und Staatsministerien gekommen, allen voran Bayerns Justizminister Winfried Bausback und Staatssekretär Franz Josef Pschierer vom bayerischen Wirtschaftsministerium.
Gar jeweils 1000 Kilometer Anreise nahmen Jean-Marie Bernard und Wieslaw Szajda auf sich, die Präsidenten der Partnerkammern im französischen Calvados und im polnischen Danzig. Sie würdigten Lauers Einsatz für das Handwerk auf bilateraler Ebene.
Zudem waren allerlei Repräsentanten aus Wirtschaft, Regionalpolitik und öffentlichem Leben zur Feier erschienen. Als geschätzter Vertreter des unterfränkischen Handwerks in der Bundeshauptstadt Berlin wurde Lauer von Holger Schwannecke bezeichnet, dem Generalsekretär im Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH).
Es ist bei derlei Anlässen Gepflogenheit, das Füllhorn des Lobes über die Hauptfigur auszuschütten. So war es Kammerpräsident Heußlein, der die Dimension von Lauers Arbeit wohl am prägnantesten in Worte fasste: Dass der nicht gerade kleine Saal im Gut Wöllried pickepackevoll war, „zeigt eindrucksvoll, welch tiefgreifende Wirkung dein Schaffen hinterlassen hat“. Als Anerkennung ernannte Heußlein Lauer zum Ehrenmeister des unterfränkischen Handwerks – eine seltene Auszeichnung.
Es ist bei derlei Anlässen auch Gepflogenheit, dass es menschelt.
Dieser Teil war Lauer in der Abschlussrede vorbehalten, der – sichtlich bewegt von all der ihm erbrachten Huldigung – schließlich zwei ihm den Rücken stärkende Frauen in den Vordergrund stellte: seine Gattin Beate („der Mittelpunkt meines Lebens“) und seine langjährige Assistentin im Büro, Christine Kempf. Beide waren von Lauers Worten teilweise zu Tränen gerührt. Lauer selbst machte am Ende der für ihn anstrengenden zwei Stunden aus seinem Herzen auch keine Mördergrube: „Jetzt bin ich platt.“