
Trotz Kälteeinbruch und Schneefall vor dem zweiten Wochenende: Die Menschen aus Würzburg und Umgebung hatten in der ersten Woche richtig Lust auf das Frühjahrsvolksfest. Die Veranstalter gehen bisher von gut 100 000 Besuchern aus. "Die Würzburger haben zu uns gehalten. Ziel eines guten Volksfestes sind immer 200 000, dafür brauchen wir noch ein paar gute Tage", betonte Uwe Zimmermann, Chef der städtischen Volksfest-Organisatoren, am Montag bei der Halbzeitbilanz im Festzelt.
2019 fand zuletzt ein Frühjahrsvolksfest statt, damals kamen insgesamt rund 190 000 Menschen auf die Talavera. Nach der Corona-Zwangspause sorgten die Besucherzahlen schon an den ersten Tagen für zufriedene Schausteller. "Da wurden wir etwas überrannt", sagte Zimmermann und erzählte von einer Schaustellerin, die beim Volksfest-Auftakt nach eigenen Angaben mehr Umsatz gemacht hat als 2019 beim ersten Oktoberfest-Wochenende in München. "Selbst bei dieser Kälte werden auch die großen und schnellen Fahrgeschäfte sehr gut angenommen. Dann wird eben Schal und Mütze getragen", so Zimmermann weiter: "An den Wochenenden kommen die Leute in voll besetzten Straßenbahnen."
Besucher haben sich an Festzelt-Regeln gehalten
Am zweiten Wochenende war der Besuch ebenfalls sehr stark, wie Schausteller-Sprecher Heiner Distel bestätigte: "Nach zwei Jahren, in denen gar nichts ging, sind wir natürlich umso glücklicher. Die Leute sehnen sich nach einer kurzen Flucht aus dem Alltag, wir erwarten insgesamt ein sehr gutes Frühjahrsvolksfest."
Auch nach dem Ende fast aller Beschränkungen bleibt die Pandemie ein Thema. "Das Volksfest ist nicht zum Infektionstreiber geworden", stellte Zimmermann angesichts sinkender Inzidenzen in Stadt und Landkreis an den ersten neun Volksfesttagen fest. Im Festzelt galten bis Samstag die Gastronomieregeln mit 3G-Zugang und FFP2-Maskenpflicht beim Verlassen des Sitzplatzes. "Unsere Besucher haben sich vernünftig verhalten, wir hatten keine Vorfälle. Dank aller Mitwirkenden ist das Konzept aufgegangen", betonte Festwirt Michael Hahn. Auch er ist zufrieden: "Der Verlauf war bisher bestens. Wir hoffen, dass das an den letzten Tagen auch so sein wird."
Zum 60. Frühjahrsvolksfest braut die Würzburger Hofbräu erstmals ein eigenes Festbier
Nach dem Wegfall aller Beschränkungen werden die Gäste mit Schildern gebeten, im Zelt Masken zu tragen. Tische und Bänke stehen weiterhin mit größeren Abständen als vor der Pandemie, die Musikgruppen spielen leiser, verzichten auf typische Partysongs und machen spätestens nach zwanzig Minuten Pause.

Einen besonderen Dank richteten Zimmermann und Hahn an die Würzburger Hofbräu, die im Januar trotz unsicherer Pandemielage entschieden hat, zum 60. Frühjahrsvolksfest erstmals ein eigenes Festbier zu brauen. "Das lag mir damals ein paar Nächte lang im Magen, aber wir sind froh, dass wir es gemacht haben", sagte Geschäftsführer Norbert Lange. Am ersten Wochenende musste die Hofbräu bereits in der Nacht von Samstag auf Sonntag zum ersten Mal neue Fässer liefern.
Mit der Sicherheitslage auf dem Volksfestplatz ist Zimmermann derweil nur "gemischt zufrieden". Sein Appell ging vor allem an jungen Menschen, die immer wieder Alkohol in Glasflaschen oder gar ganze Bierkästen mitbringen. "Bisher hat es noch zu keinen Vorfällen geführt, ist aber objektiv zu gefährlich", betont der städtische Volksfest-Chef. Trotz deutlich erhöhter Toilettenkapazitäten habe der Kommunale Ordnungsdienst an den ersten neun Tagen außerdem 45 kostenpflichtige Verwarnungen an Wildpinkler ausgesprochen: "Da ist das Verhalten unserer Besucher noch verbesserungswürdig."