Wenn es um Millionengelder aus der Exzellenzstrategie von Bund und Ländern geht, ringen deutsche Hochschulen in einem harten Wettbewerb miteinander. Nur die Besten bekommen ein Stück vom Kuchen ab. Die Würzburger Julius-Maximilians-Universität konnte zuletzt in der Physik mit einem sogenannten Cluster zur Erforschung von Quantenmaterialien punkten - gemeinsam mit der TU Dresden. In den zwei Runden davor war man praktisch leer ausgegangen. Einzige Ausnahme: die 2007 gestartete Graduiertenschule für Lebenswissenschaften.
Freistaat drohte als Geldgeber auszufallen
Erst im Herbst 2018 ist sie in einen Sechs-Millionen-Euro-Neubau am Campus Nord gezogen. Über 600 Doktoranden, ein gutes Drittel von ihnen aus dem Ausland, wurden zuletzt dort betreut, seit Beginn laut Uni fast 500 Promotionen abgeschlossen. Doch ausgerechnet über dieser Vorzeigeeinrichtung schwebte in den vergangenen Wochen ein Damoklesschwert. Die Befürchtung: Der Freistaat könnte die Uni finanziell hängen lassen.
75 Prozent vom Bund, 25 Prozent vom jeweiligen Bundesland – so war die Finanzierung zum Aufbau der Graduiertenschulen über die Jahre geregelt. Und Bayern packte eins drauf. Auch nach Auslaufen der Exzellenzförderung Ende Oktober dieses Jahres wollte der Freistaat sein Viertel für die Schulen weiterbezahlen. Jedoch – im regulären Doppelhaushalt 2019/20 waren dafür keinerlei Mittel eingestellt. Ein Versehen? Wortbruch? Oder fehlte einfach das Geld?
Am Dienstag jedenfalls erhielt Uni-Präsident Alfred Forchel vom Würzburger Grünen-Landtagsabgeordneten Patrick Friedl eine erlösende Nachricht. Im Nachtragshaushalt sind nun Mittel für die bestehenden Graduiertenschulen vorgesehen – konkret für das kommende Jahr, und in den Planungen bis 2026. Der Nachtragshaushalt muss noch verabschiedet werden. Rund 450 000 Euro jährlich soll die Graduiertenschule erhalten.
Grünen-Anfrage im Landtag, Zusage aus Ministerium
"Der Freistaat Bayern steht zu seiner Zusage, den 25-prozentigen Landesanteil für Projekte aus der ausgelaufenen Exzellenzinitiative zu tragen und gewährleistet eine lückenlose Anschlussfinanzierung", heißt es aus dem Wissenschaftsministerium in der Antwort auf eine Grünen-Anfrage im Landtag. Friedl hatte in den vergangenen Monaten darauf gedrängt, dass der Freistaat seine Zusagen einhält, die Unis bräuchten Planungssicherheit. So auch in Würzburg.
Bis der Nachtragshaushalt verabschiedet ist, springt seit November schon das Wissenschaftsministerium über eigene Mittel ("befristete Universitätsverstärkungsmaßnahmen") bei der Finanzierung der Graduiertenschulen ein. "Das ist eine gute Nachricht für alle Beteiligten an den Graduiertenschulen vor Weihnachten und ein Erfolg hartnäckigen Nachfragens bei der Staatsregierung“, findet Friedl.
Schon 16 Millionen Euro an staatlicher Förderung erhalten
"Hoch erfreut" zeigte sich am Dienstag Uni-Präsident Alfred Forchel. Die Würzburger Graduiertenschule sei ein Vorzeigeprojekt, sagte er auf Anfrage. "Wir sind dankbar, dass wir unsere hochqualifizierte Betreuung von Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern gesichert fortführen können." Das Programm für die Promovierenden sei auf ihre persönlichen Stärken und Entwicklungsbedarfe zugeschnitten und schaffe eine "hervorragende Ausgangslage für berufliche Karrieren".
Nach Angaben der Uni sind seit der ersten Exzellenzrunde 2006 bis zum vergangenen Herbst rund 16 Millionen Euro an staatlicher Förderung in die Würzburger Graduiertenschule geflossen. Ihren Stellenwert hatte der damalige Wissenschaftsminister Ludwig Spaenle (CSU) beim Spatenstich für den Neubau beschrieben: "Die Würzburger Graduiertenschule der Lebenswissenschaften hat als eine der ersten Einrichtungen Standards für eine zeitgemäße Ausbildung von Promovierenden entwickelt und war damit deutschlandweit tonangebend."