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Würzburg
Franz Reinisch: Ein Priester verweigert sich Hitlers Wehrmacht
Der Priester Franz Reinisch verweigerte den Kriegsdienst in der Wehrmacht und bezahlte dafür mit dem Leben. Jetzt gibt es eine Ausstellung in der Zellerau über den Märtyrer.
Der katholische Priester Franz Reinisch (1903-1942) wurde hingerichtet, weil er den Fahneneid auf Hitler verweigerte.
Foto: Archiv Franz Josef Tremer | Der katholische Priester Franz Reinisch (1903-1942) wurde hingerichtet, weil er den Fahneneid auf Hitler verweigerte.
Bearbeitet von Torsten Schleicher
 |  aktualisiert: 15.06.2020 02:10 Uhr

Es gab nur ganz wenige Deutsche und Österreicher, die während des Zweiten Weltkriegs den Kriegsdienst verweigerten. Einer dieser mutigen Menschen war der österreichische Priester Franz Reinisch. Er wurde 1903 geboren, stammte aus Tirol – und seine Spur führt auch nach Würzburg. In einer Ausstellung in der Heiligkreuzkirche kann man sich zurzeit über Reinisch und seine Verbindungen zum Würzburger Stadtteil Zellerau informieren.

Reinisch trat schon Mitte der 30er Jahre als Nazigegner hervor

Reinisch war im Orden der Pallottiner und begeistertes Mitglied der Schönstattbewegung. Er trat schon etwa ab 1934 als Hitler- und Nazikritiker hervor. 1940 bekam er durch die Gestapo Rede- und Predigtverbot, ließ sich jedoch nicht einschüchtern. "Bei mir beißen die auf Granit" - dieser Ausspruch von Anfang 1942 ist von ihm überliefert. 

Am 14. April 1942 sollte er als Sanitätssoldat in die Kaserne von Bad Kissingen einrücken. In Bad Kissingen bekannte er, dass er den Fahneneid auf Hitler und damit den Kriegsdienst nicht leisten werde, weil sein Gewissen ihm das verbietet. So kam es am 22. April 1942 in Würzburg im Gericht der Division 173 in der Zellerauer Sedanstraße zur ersten kriegsgerichtlichen Vernehmung – nur wenige Meter von der Heiligkreuzkirche entfernt. Reinisch war indes nicht zum ersten Mal in Würzburg. Bereits 1939 hatte er in Würzburg einen Einkehrtag für Frauen und Mädchen der Schönstattbewegung gehalten.

Die Todesstrafe drohte

Der vernehmende Kriegsgerichtsrat Dr. Georg Oehrlein war ein gläubiger Katholik. Er hat nach dem Krieg einen sehr berührenden Erlebnisbericht über diese ungewöhnliche Vernehmung verfasst. Dort schrieb er über den ersten Eindruck von Reinisch: „Ein großer, schlanker, sympathischer, aber ernster Mann in grauer Uniform trat in das Zimmer.“  Oehrlein versuchte den Priester umzustimmen, wusste er doch, dass bei Kriegsdienstverweigerung die Todesstrafe drohte.

Franz Reinisch hatte das alles aber bereits bedacht und sich schon auf eine mögliche Hinrichtung eingestellt. Oehrlein berichtet, ihm selbst seien die Tränen gekommen, weil er den 39-jährigen Mann nicht von seiner Verweigerung abbringen konnte. Er versuchte, den sehr schwierigen Fall an einen älteren Kollegen, Dr. Stoll, abzugeben, was ihm nicht gelang. So musste er Haftbefehl erlassen und die Akten an das Reichskriegsgericht in Berlin weiterleiten. 

Die ganze Vernehmung dauerte etwa drei Stunden und war Oehrleins Bericht zufolge voller Dramatik und Spannung. Beide Richter, Oehrlein und Stoll, waren „tief beeindruckt von der aufrechten, männlichen Haltung des Beschuldigten“, wie Oehrlein festhielt.

Danach kam der Angeklagte entweder in das angrenzende Militärgefängnis oder er kehrte gleich wieder nach Bad Kissingen zurück, das ist nicht mehr sicher zu klären. Auf jeden Fall kam er am 8. Mai ins Gefängnis Berlin-Tegel. Weil man hoffte, dass er die Verweigerung aufgab, verzögerte man das Verfahren. Dann kam es am 7. Juli zur Verhandlung, die mit dem Todesurteil endete. Am 21. August 1942 wurde Franz Reinisch wegen seiner Verweigerung des Fahneneides und des Kriegsdienstes in Brandenburg an der Havel hingerichtet.

Eine Ausstellung über Franz Reinisch ist in der Heiligkreuzkirche in Würzburg-Zellerau (Friedrichstraße 26) zu sehen. Auf 14 großformatigen Schautafeln wird über das Leben und die Nachwirkung des christlichen Märtyrers informiert. Die Kirche ist täglich von 9 bis 19 Uhr geöffnet (Eingang beim Altenbetreuungszentrum, vor der Kirche rechts). Die Ausstellung wird bis Ende Juli gezeigt. 

Text: Franz Josef Tremer

 
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