Für jahrelangen Betrug an 25.000 Anlegern winkt zwei früheren Spitzensportlern nun jahrelang ein Leben im Gefängnis: Der frühere Weltklasse-Fechter Thomas Gerull wurde am Dienstag vom Landgericht Würzburg zu acht Jahren Haft verurteilt. Sein Zwillingsbruder Michael erhielt sieben Jahre und drei Monate Knast für seinen Anteil an Geschäften des Finanzberater-Unternehmens Frankonia.
Noch ist das Urteil nicht rechtskräftig. Der Kaufmann Thorsten S., der als williges Werkzeug in verschiedenen Firmen als Geschäftsführer oder Vorstand agierte, kassierte eine Haftstrafe von fünf Jahren und drei Monaten.
„Die Beweislage war erdrückend,“ machte der Vorsitzende Richter Reinhold Emmert in der Urteilsbegründung am Abend klar. „Ohne Ihre Geständnisse wäre es noch wesentlich schlimmer gekommen.“ Dies zielte auf das Plädoyer von Staatsanwältin Claudia Kahnke ab, die in ihrem Plädoyer am Morgen jeweils über elf Jahre Haft für die früheren Spitzensportler gefordert hatte. Sie sprach von „so etwas wie Geständnissen“, bei denen das Gericht aber fürsorglich „Geburtshilfe“ habe leisten müssen.
Michael Gerulls Verteidiger Peter Möckesch widersprach ihr als erster seiner sieben Anwalts-Kollegen. Er sprach von einem „beeindruckenden Prozess der Erkenntnis“ bei seinem Mandanten und bat das Gericht um ein milderes Urteil. „Sein Leben ist ruiniert,“ betonte er. „Er steht vor dem Aus.“
Nach nur drei Monaten – also vergleichsweise schnell für ein großes Wirtschaftsstrafverfahren – kam das Landgericht auf die Zielgerade. Termine waren bis in den Sommer reserviert für den denkbaren Fall einer Konflikt-Verteidigung oder die Möglichkeit, in der Beweisaufnahme mühsam zum Ziel zu finden.
Nun sitzt Slobodan Cvetkovic allein auf der Anklagebank. Der ehemalige Sponsor eines Rennstalls im Motorsport hatte 2009 die CSA erworben, die einst von der Frankonia gegründet worden war. Auch er steht im Verdacht, einen Millionenbetrag in die eigene Tasche umgeleitet zu haben. Daneben führt die Staatsanwaltschaft derzeit weitere Ermittlungen gegen mindestens drei weitere Beteiligte.
In dem Prozess ging es um die Tätigkeit der Angeklagten als Finanzberater und das Firmennetzwerk um die Frankonia sowie deren Nachfolgefirmen. Die Finanzberater hatten Tausenden von Anlegern stille Beteiligungen als Altersabsicherung verkauft. Über ein Netzwerk von Firmen schleusten sie dann Kundengelder in die eigene Tasche, statt sie wie versprochen zu investieren.
„Sie haben davon gelebt“, stellte Emmert fest. Die Beweisaufnahme habe nicht – wie von der Staatsanwaltschaft angenommen – beweisen können, dass ein Betrug von Anfang an geplant war. „Aber wie da jemals ein Gewinn herauskommen sollte, bleibt mir ein Rätsel.“
Mit Geschäften wie dem Verkauf des Beton-Eis im Mainfrankenpark (Lkr. Kitzingen) wurde Geld der Kunden von einer Firma zur andern bewegt und in die eigene Tasche geschaufelt. Der Schaden liegt im zweistelligen Millionenbereich. Das bestätigt Befürchtungen mehrerer Verbraucherschutz-Zentralen und der Stiftung Warentest. Die zweifelten seit mehr als zehn Jahren am seriösen Geschäftsgebaren der Frankonia.
Ein Anleger, der gedacht hatte, er investiere sein Erspartes in eine Altersabsicherung, sagte im Zeugenstand: Er habe aus Verzweiflung daran gedacht, sich umzubringen.
Worte wie diese hatten Michael Gerull dazu gebracht, vor Gericht reinen Tisch zu machen. „Leuten wie uns dürfte man keine Anlegergelder anvertrauen“, sagte er.