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WÜRZBURG
Ein halbes Geständnis und ein blamierter Prüfer
Manfred Schweidler
 |  aktualisiert: 07.02.2016 03:30 Uhr

Im Frankonia-Prozess gegen fünf Manager des Finanzberater-Unternehmens hat ein zweiter Angeklagter sein Schweigen gebrochen. Kaufmann Thorsten S. gab zu, als Geschäftsführer und Vorstand verschiedener Firmen zur Fassade des Unternehmens beigetragen zu haben. Er hat Verträge unterschrieben, die den mutmaßlichen Betrug in Höhe von 51 Millionen Euro an 25 000 Anlegern möglich machten.

Auf der Anklagebank sitzen neben ihm Thomas und Michael Gerull, zwei frühere Spitzenfechter und mit Slobodan Cvetkovic ein Ex-Sponsor aus dem Motorsport. Sie schweigen. Ein Anwalt gestand und wurde zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt.

Thorsten S. behauptet, lange sei er ahnungslos gewesen. Strippenzieher seien die Brüder Gerull gewesen, die Geld der Anleger aus Firmen herausgezogen hätten. Das Gericht lässt Zweifel an dieser Version erkennen, konfrontiert S. mit abgehörten Telefonaten von 2014. Da ließ er durchblicken, dass er das Ausmaß des Betruges in manchen Facetten erkannte – und machte doch weiter mit.

Obwohl ihm seine Verteidiger helfen wollen, ringt sich der Angeklagte nur mühsam zur Erkenntnis eigener Schuld durch. Er habe unterschrieben, was ihm vorgelegt wurde – etwa 2012 beim Verkauf des Beton-Eis im Mainfrankenpark in Dettelbach (Lkr. Kitzingen), in dem die Firma zuletzt residierte.

Aus 1,7 Millionen werden 4,9

Das 30 Meter hohe Gebäude – erworben aus der Insolvenzmasse des Parkgründers – stand nur noch mit 1,7 Millionen Euro in den Büchern, weil es schwer zu verwerten war. Es war laut Gutachten nicht mehr wert. Doch 2012 wurde es plötzlich für 4,9 Millionen Euro an den eigenen CSA 5-Fonds verkauft – und mit Geld der Investoren bezahlt. Allein dafür soll Thomas Gerull, 622 000 Euro Provision kassiert haben – „obwohl er keinerlei Leistungen erbracht hat, die eine solche Provision rechtfertigen würden“, sagt die Anklage.

Thorsten S. war Geschäftsführer der Firma, die das Ei verkaufte – und kannte den Wert sowie die Schwierigkeiten, die Immobilie seriös zu bewirtschaften. Nur Tage vor dem Verkauf wechselte er in den Vorstand des Fonds, der das Bauwerk erwarb. Er verkaufte also mit fremdem Geld das Gebäude an sich selbst.

„Wozu gibt es Sie überhaupt?“

Für Kopfschütteln sorgte der Auftritt eines Wirtschaftsprüfers im Zeugenstand. Der gab als Aufgabe „Mittelverwendungs-Kontrolleur“ an. Er sollte prüfen, ob die Gelder der Anleger in den Firmen auftragsgemäß verwendet wurden. Bohrende Fragen zeigten aber, dass diese Prüfung eine Farce war: Er prüfte nur die Zahlen, die ihm vorgekaut wurden. Merkwürdige Geldflüsse, ausbleibende Zahlungen, unglaubwürdige Verwendungszwecke waren ihm in Prüfberichten für die Anleger keine Erwähnung wert. „Das war nicht meine Aufgabe,“ murmelte er, blies die Backen auf und blätterte konfus in seinen Aktenordnern.

„Jetzt platzt mir aber gleich der Kragen: Was hatten Sie denn zu prüfen?“ fragte kopfschüttelnd der Vorsitzende Reinhold Emmert. „Was ist der Mehrwert Ihrer Arbeit?“ fragte ein Beisitzer. „Wozu gibt es Sie überhaupt?“ fragte sogar ein Verteidiger.

Nur eine Handvoll Zeugen stehen noch auf der Liste. Dem Zeitplan des Gerichts ist zu entnehmen, dass ein Urteil Ende Februar denkbar ist. Unter den Zuschauern war auch Insolvenzverwalter Markus Schädler. Seine Arbeit beginnt erst: Das Firmengeflecht abzuwickeln und so viel Geld wie möglich zurückzuholen – nicht nur von den Angeklagten, die jahrelang von den Geschäften profitiert haben. Wie hoch der Schaden ist, den sie angerichtet haben sollen, steht in der Anklageschrift: Cvetkovic 20 Millionen Euro, Thomas Gerull 13. Michael Gerull 17 Millionen, Thorsten S. 15 Millionen.

 
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