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FRICKENHAUSEN
Frankenland ist Silvanerland
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Foto: Gerhard Meißner
Gerhard Meißner
 |  aktualisiert: 07.04.2020 11:35 Uhr

„Franken – Silvaner-Heimat seit 1659“ ist der Slogan, mit dem der Fränkische Weinbauverband Frankens bekannteste Rebsorte in den Mittelpunkt seiner künftigen Markenstrategie stellt. Um die fränkischen Winzer auf die neue Marke einzuschwören, hat das Verbandspräsidium sogar ein eigens verfasstes Theaterstück einstudiert. Im Interview erklärt Weinbaupräsident Artur Steinmann aus Sommerhausen Beweggründe und Ziele der neuen Markenoffensive und warum es ausgerechnet der Silvaner sein musste.

Warum diese Festlegung auf den Silvaner?

Bereits 1999 haben wir ja angefangen, den Silvaner in den Fokus zu stellen und sind damit einen erfolgreichen Weg gegangen. Inzwischen werden Franken und Silvaner immer in einem Atemzug genannt. Jetzt machen wir den nächsten folgerichtigen Schritt. Wir sagen, in der Kommunikation zählt nicht die Vielfalt, sondern man möchte einen Spezialisten haben, einen Helden. Und da ist Silvaner für Franken die Identität stiftende Sorte schlechthin. Darauf fokussieren wir ganz bewusst, halten quasi das Brennglas unter die fränkische Sonne und entzünden damit die Flamme für den Silvaner, deren Leuchtkraft ganz Franken erhellt.

Das heißt natürlich nicht, dass wir andere Rebsorten nicht mehr pflanzen, aber der Silvaner steht im Mittelpunkt.

In den vergangenen Jahren haben sich auch andere hochwertige Sorten wie der Riesling und der Weiße Burgunder sehr gut entwickelt. Brüskiert man die Winzer nicht, wenn man sich jetzt so auf den Silvaner festlegt?

Nein, ganz und gar nicht. Das ist wie in der Wachau, wo man sich sehr erfolgreich auf den Grünen Veltliner als Leitsorte festgelegt hat. Bei uns ist es der Silvaner. Wir haben festgestellt, dass das keine andere Rebsorte kann. Der Riesling kann?s nicht, auch weil er in der öffentlichen Wahrnehmung fest anderen Gebieten zugeordnet ist. Gleiches gilt für die Burgunderfamilie. Gut, dass wir da den Silvaner haben. Man kann den Silvaner vom Alltagswein bis zu ganz, ganz großen Weinen spielen. Er ist ein fast universeller Speisenbegleiter. Und er lädt ein, mit ihm auch neue, spannende Wege zu gehen: Deshalb experimentieren wir ja so gerne mit ihm, zum Beispiel mit verschiedenen Lagergebinden und Verfahren, ob das das Betonei ist, die Amphore, das Holzfass oder die Maischegärung. Der Silvaner zeigt dadurch neue Facetten. Das ist eine phantastische Rebsorte, auch was die Lagerfähigkeit angeht. Und auch mit Blick auf den Klimawandel, ist der Silvaner genial. Der geht damit unheimlich gut um.

Bei nationalen und internationalen Prämierungen steht Frankenwein inzwischen regelmäßig in der vordersten Reihe. Die Qualitätsoffensive, die vor 20 Jahren eingeläutet wurde, hat also offensichtlich viel bewegt. Warum braucht man trotzdem eine Dachmake?

Wir müssen uns fokussieren, damit wir im internationalen Wein-Kontext ein unverwechselbares Gesicht haben, leicht gefunden werden. Uns fragen Fachjournalisten häufig: Ihr macht so viele Sachen, was sollen wir denn jetzt über euch schreiben? Wir haben in diesem 20-monatigen Prozess 200 Spitzenleistungen entdeckt, die Franken ausmachen. Und die haben wir auf fünf Markenwerte eingedampft: das Kulturreiche, das echt Fränkische, das Verwurzelte, dann die fränkische Trias, die ja wirklich einmalig ist, das gibt?s in dieser Form sonst nirgendwo auf der Welt. Und natürlich unsere Passion zur Perfektion, dieses Streben nach höchster Qualität. Und das braucht man heute. Der Verbraucher braucht Klarheit. Weniger ist mehr.

Das heißt also, wenn man sich zu viel vornimmt, wird man undefinierbar?

Genau! Everybody?s darling is everybody?s Depp. Jeder braucht ein Profil. Und man diffamiert damit auch nicht die anderen Sorten. Das ist, wie wenn Sie ein Schaufenster bestücken. Das, was Sie am meisten ausmacht, das stellen Sie so ins Schaufenster, dass man es sofort sieht. Zu mir ins Weingut kommen die Leute heute und kaufen erst mal Silvaner. Und dann sagen sie: Ich nehme noch einen Riesling mit, oder will einen Weißburgunder aus dem Barrique, oder einen Rotwein. Aber heute kommen die Kunden wegen des Silvaners nach Franken, genial. Und das macht in Deutschland mit dem Silvaner keine andere Weinbauregion.

Ist das internationale Renommee des Silvaners inzwischen so gut, dass man damit auch über die Grenzen hinaus punkten kann?

International gesehen, ist Silvaner ein Nischenprodukt. Man kann den Silvaner ins Ausland verkaufen. In Norwegen und Schweden zum Beispiel hypt der Silvaner richtig. In Amerika hat man vom Riesling aus Deutschland inzwischen genug gehört. Da will man langsam was anderes. Als Begleiter hochwertiger Speisen ist der säuremilde Silvaner dem internationalen Publikum sicher näher als mancher Riesling.

Von daher hat er auch dort eine große Chance. Aber unser Zielgebiet ist der inländische Markt. Wir exportieren gerade einmal zwei Prozent unserer Weine. Ich persönlich merke selbst hier in Bayern immer wieder, dass das Bewusstsein dafür fehlt, dass Bayern eine ganz tolle eigene Weinbauregion hat. Daran müssen wir erst einmal arbeiten und weniger am Export.

Also erst Bewusstseinsbildung vor der eigenen Haustüre?

Ja, genau! Und damit wir möglichst viele Winzer emotional erreichen, haben wir dieses Rollenspiel als sehr besonderen Weg gewählt. Keine Powerpointpräsentation, kein Vortrag, sondern unser ganz persönliches Statement, unser tief empfundenes Bekenntnis zu Franken und dem Silvaner. Die Winzer müssen die Multiplikatoren ihrer eigenen Identität sein, müssen das leben und dann an ihre Freunde, ihre Kunden herantragen. Eine Identität, die nicht von oben aufgesetzt wird, sondern die echt ist. Die Winzer sind das Wurzelwerk. Und dann wird daraus eine schöne Pflanze. Das ist ein langsamer Prozess, der uns die nächsten zehn Jahre begleitet. Eine tolle Geschichte. Als wir diese Marke in diesen 20 Monaten entwickelt haben, da wurde uns selber erst so richtig bewusst, welchen Weg wir bisher gegangen sind, wer wir heute sind und welchen Schatz wir eigentlich hüten.

Das kommt dann vom Unterbewusstsein ins Bewusstsein und dann kommt das Selbstbewusstsein. Und das gilt es jetzt in die Welt zu tragen. Nach der Qualitätsoffensive und der Stärkung des Weintourismus, ist das jetzt der nächste große Schritt.

Es gab ja schon Jahrgänge, in denen der Silvaner knapp geworden ist. Müsste man da nicht aufpassen, nicht zu erfolgreich zu sein, damit Ihnen keine enttäuschten Kunden auf der Strecke bleiben?

Darüber mache ich mir keine Sorgen.

„Der Verbraucher braucht heute Klarheit. Weniger ist mehr.“
Artur Steinmann, Weinbaupräsident
 
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