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FRICKENHAUSEN
Neue Marke: Theater um den Silvaner
Gerhard Meißner
 |  aktualisiert: 03.12.2019 10:12 Uhr

Beliebt ist Frankens Silvaner zweifellos. Jetzt stellt der Fränkische Weinbauverband die Rebsorte in den Mittelpunkt einer neuen Markenoffensive. „Franken – Heimat des Silvaners seit 1659“ heißt der Slogan, der sich in den Köpfen der Verbraucher gleichsam als Synonym für den Frankenwein und die vom ihm vertretenen Werte und Qualitäten einprägen soll. Der Verband lässt nichts unversucht, um die Winzer zu Botschaftern dieser Marke zu machen. So tingelt das Präsidium derzeit sogar mit einem eigens geschriebenen Theaterstück durch regionale Weinbauversammlungen.

Präsidium geht auf die Bühne

An diesem Abend steht Weinbaupräsident Artur Steinmann in der Rolle eines Philosophen auf der Bühne im ehrwürdigen Ratskeller von Frickenhausen (Lkr. Würzburg). Neben ihm agieren Verbandsgeschäftsführer Hermann Schmitt und die Vizepräsidenten: Andreas Oehm, Vorsitzender der Winzergemeinschaft Franken (GWF), der Leiter des Weinguts Juliusspital Horst Kolesch, Wendelin Grass, Geschäftsführer der Genossenschaft Divino Nordheim, und Bruno Kohlmann, der bodenständige Winzer, der, tief verwurzelt in seiner fränkischen Heimat, modernen Strömungen eher Misstrauen entgegenbringt.

Den Reichtum an Kultur, die einzigartige Bodenbeschaffenheit des fränkischen Trias, die Passion zur Perfektion und die Bodenständigkeit – das sind Werte, die sich mit der Marke verbinden sollen. Der Enthusiasmus, mit die Darsteller ihr Rollenspiel darbieten, zeigt an, wieviel Herzblut sie in das Projekt investiert haben. Vor allem Juliusspital-Chef Horst Kolesch beeindruckt mit nahezu professioneller Schauspielkunst.

22 Monate dauerte die Entwicklung des Markenkonzepts. Dem Kieler Autor Heiko Michels haben sie den Rohentwurf überlassen, der daraus ein durchaus tiefsinniges Bühnenstück entwickelt hat. Es trägt den Titel „Die Findung – eine fränkische Gärung“. Die Gerolzhöfer Sängerin und Schauspielerin Silvia Kirchhof übte es ein und führte Regie.

Meilenstein für Zukunft des Frankenweins

Doch wozu der immense Aufwand für eine Markenpräsentation? Weinbaupräsident Artur Steinmann (Sommerhausen) sieht in der Neuausrichtung der Marke einen gewichtigen Meilenstein für die Zukunft des Frankenweins und seiner Erzeuger. Den ersten hatte man vor rund 20 Jahren mit der Qualitätsinitiative gesetzt. Ein zweiter war die Entwicklung des Weintourismus.

Konsequentes Qualitätsstreben habe Franken inzwischen zu einer europäischen Spitzenregion werden lassen. Jetzt gehe darum, eine eingängige Marke zu entwickeln, die nicht nur für den Frankenwein, sondern für ganz Franken stehe. Als Repräsentant dieser neuen Marke eigne sich keine Rebsorte besser als der Silvaner.„Die Kunden kommen wegen des Silvaners nach Franken“, sagt Steinmann. Und dieses Potenzial gelte es zu nutzen und zu stärken. Dabei sollen auch andere Rebsorten wie der Riesling oder der Weiße Burgunder ihre Stellung behaupten, so der Weinbaupräsident. „Aber wir brauchen einen Helden, der die anderen mitzieht.“

Vorbilder Österreich und Südtirol

Marktuntersuchungen, Exkursionen, Kundenbefragungen und zahllose Stunden der Diskussion seien Teil des Entwicklungsprozesses gewesen. So habe man sich beispielsweise Österreich zum Vorbild genommen, wo der Grüne Veltliner den Rang einer Nationalsorte genießt, oder Südtirol, wo eine konsequente Qualitätspolitik und Markenprägung seit Jahren Früchte trägt.

Bewusst habe man sich auf wenige, eingängige Schlagworte konzentriert. Die aber sollen umso konsequenter in Umlauf gebracht werden, von Winzern als Multiplikatoren auf die Verbraucher, die Gastronomie und die Tourismusbranche. „Wer Silvaner hört, soll an Franken denken, und umgekehrt“, sagt Verbandsgeschäftsführer Hermann Schmitt.

Eigener Markenmanager

Um diesen Prozess zu unterstützen, will der Weinbauverband in Kürze einen eigenen Markenmanager einstellen. Und das Logo, das Verband für die Markenoffensive hat entwickeln lassen, wünscht sich Schmitt künftig nicht nur auf Weinetiketten und Kartons, sondern auch auf Speisekarten und Tourismusprospekten.

„Es geht um Selbstbewusstsein und Bewusstseinsbildung“, sagt Steinmann. Bewusstsein für die Qualität der heimischen Erzeugnisse. Dass da noch eine große Aufgabe vor den fränkischen Winzern liegt, zeigt ein Blick in die Landeshauptstadt München. Schätzungen zufolge werden dort jedes Jahr zwei Millionen Liter italienischer Wein konsumiert, so Steinmann, viermal so viel wie die fränkischen Winzer produzieren.

 
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  • hansi07
    Ja soll ich jetzt alle meine Weinberge roden, weil ich die falschen Sorten anbaue? Ich meine mich zu erinnern, dass in Franken weit mehr Müller-Thurgau-Reben stehen stehen als Silvaner. Gerade für die kleinen Genossenschaftswinzer, die nur ein oder zwei Wengert (und die auch noch außerhalb der Spitzenlagen) haben, war das meist die geeignetere Sorte. Wer Franken hört, darf eben nicht nur Silvaner denken!
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