
Eigentlich sollte der Stadtrat in seiner letzten Sitzung des Jahres über die geplante Umnutzung der Frankenhalle diskutieren und über die Baugenehmigung entscheiden – dazu kam es am vergangenen Donnerstag aber nicht: Das Projekt wurde zwar im nichtöffentlichen Teil der Sitzung vom Investor vorgestellt und besprochen, die öffentliche Debatte und Entscheidung wurde aber auf das kommende Jahr vertagt. Die Redaktion hat bei Projektentwickler Markus Gildner nachgefragt, was als neue Nutzung der ehemaligen Viehauktionshalle geplant ist.
Wer hat die Frankenhalle und das Grundstück gekauft?
Den Zuschlag im Investoren-Angebotsverfahren erhielt 2018 die Beethoven 21 VerwaltungsGmbH, ein Teil der Würzburger Beethovengruppe. Der Kaufvertrag mit der Stadt für das Frankenhallen-Grundstück wurde 2020 abgeschlossen und beurkundet. Darin ist festgelegt, dass bei der Sanierung mindestens die Hälfte des denkmalgeschützten Holzgestühls erhalten bleiben muss. 50-prozentiger Teilhaber der Beethoven 21 VerwaltungsGmbH ist der Projektentwickler Markus Gildner, der sich als "Social Entrepeneur" (Anm. d. Red.: Sozialer Unternehmer) versteht, der bezahlbaren Wohnraum unter anderem für Menschen in besonderen Lebensverhältnissen schaffen will.

Was soll nach den Plänen des Investors aus der Frankenhalle werden?
Aus dem vorderen Teil des denkmalgeschützten Gebäudes soll, wie im ursprünglichen Konzept vorgesehen, eine Markthalle mit gastronomischem Angebot werden. Die Produktpalette soll dabei "komplett auf Nachhaltigkeit getrimmt werden, vor allem was die Herkunft angeht", erläutert Gildner. Das bedeutet konkret, dass viele der Produkte von Unternehmen und Landwirten aus der Region hergestellt und geliefert werden sollen.
Das Kopfgebäude der Frankenhalle an der Veitshöchheimer Straße soll abgerissen und durch einen Plätz mit Bäumen ersetzt werden. Vor der Umnutzung der Frankenhalle selbst sollen im hinteren Teil des Grundstücks an der Ecke Steinstraße/Scanzonistraße 73 Wohneinheiten entstehen. Am höchsten Punkt werden die hufeisenförmig um einen begrünten Innenhof gruppierten Gebäudeteile rund 21 Meter hoch sein, darunter wird es eine Tiefgarage geben.
Sind auch weiterhin Sozialwohnungen vorgesehen?
Im Ursprungskonzept sollten gut hundert neue Wohnungen gebaut werden, die Hälfte davon als sozial geförderter Wohnungsbau. Ins Detail will Markus Gildner zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht gehen, kündigt aber eine "ausgesprochen soziale Nutzung" an: "Es ist ein Wohnprojekt für unterschiedlichste Bevölkerungsschichten.
Die Idee ist, dass die Bewohner eine auf Nachbarschaftshilfe basierende Gemeinschaft bilden, so wie es früher gang und gäbe war. Die Quote ist dann eigentlich 100 Prozent, und die Sozialbindung wird 30 Jahre und länger sein." Bei dem Projekt sollen mehrere Träger aus dem sozialen Bereich zusammenarbeiten, der Arbeitstitel des Nutzungskonzepts lautet "Sozialcampus Frankenhalle".
Wie nachhaltig soll das Grundstück bebaut werden?
Geplant sind nach aktuellem Stand Wohngebäude in Holzhybridbauweise, die den Aktivhaus-Standard erfüllen, also unter dem Strich weniger Energie verbrauchen als sie mit ihrer Photovoltaikanlage selbst produzieren. "Auch bei der CO2-Bilanz sind wir deutschlandweit auf jeden Fall in der absoluten Spitzengruppe dabei", betont Gildner. Verwendet werden sollen unter anderem das schnell nachwachsende leichte Hartholz des in Deutschland noch relativ unbekannten Kiri-Baums sowie innovative Bau- und Dämmstoffe aus Recycling-Material.
Warum hat der Stadtrat die Baugenehmigung noch nicht erteilt?
Nachdem der Stadtrat von dem vorgestellten Nutzungskonzept teilweise überrascht wurde, wollen sich die Fraktionen vor einer Entscheidung erst noch einmal eingehend damit beschäftigen und darüber nachdenken, teilt Stadtbaurat Benjamin Schneider auf Anfrage mit. Die nächste Befassung im Bau- und Ordnungsausschuss und im Stadtrat dürfte aber nicht allzu lange auf sich warten lassen: Nach Informationen der Redaktion ist im Kaufvertrag für das Grundstück eine Frist zur Umsetzung enthalten, die in der ersten Jahreshälfte 2022 abläuft.
Anstelle sich jetzt mit neuen Entwicklungen zu befassen werden alte Kamellen wieder und wieder aufgewärmt. Also wäre man in einer zeitschleife gefangen.