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Veitshöchheim
Fränkische Trüffel in Veitshöchheim: Nach sieben Jahren die erste Ernte
Fränkische Burgundertrüffel aus Veitshöchheim haben eine "super Qualität und besonders frisches Aroma". Was könnte der Anbau von Trüffeln der Region bringen? 
LWG-Experte Michael Zänglein riecht an einem Trüffel.
Foto: Fabian Gebert | LWG-Experte Michael Zänglein riecht an einem Trüffel.
Dieter Gürz
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:07 Uhr

Seit 2014 untersucht die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) den Anbau von Trüffeln auf aufgelassenen Weinbergsflächen wie im Thüngersheimer Scharlachsgrund. Auf einer Fläche von einem halben Hektar wurden damals 240 mit Trüffelsporen versehene Haselnuss- und Eichensträucher gepflanzt. Nach sieben Jahren hat Mischlingshündin "Elli", die Sabine Will aus Veitshöcheim zum Trüffelspürhund ausgebildet hat, jetzt die ersten fünf Burgundertrüffel erschnüffelt. 

Wie viele von diesen Edelpilzen liegen noch im Boden und wie geht es mit dem Franken-Trüffel weiter? Darum ging es bei einem Mediengespräch mit den LWG-Experten Dr. Michael Zänglein und Roman Döppler, fränkischen Weinbaupräsident Artur Steinmann und Koch Marc Wiederer vom Restaurant "Kings&Queens" in Schweinfurt. 

Trüffel aus Franken: Zu sehen ist ein etwa 100g schweres Exemplar.
Foto: Fabian Gebert | Trüffel aus Franken: Zu sehen ist ein etwa 100g schweres Exemplar.

Einen der sieben Trüffel hat Gourmet-Koch Wiederer erhalten und den 100 Gramm schweren Pilz in seinem Restaurant über ein warmes Nudelgericht gehobelt. Wiederer: "Die Qualität war super und die Aromen sehr vielversprechend. Man merkte sofort die Frische, die man bei Bezug aus einem Italien oder Frankreich nicht so hat."

Weinbaupräsident Steinmann sagte, er sei glücklich das die LWG das Thema aufgenommen und hier angewandte Forschung betreibe. Es gebe in Franken viele Muschelkalk-Steillagen, die nicht unbedingt für Weinreben genutzt werden müssen. Trüffelplantagen würden wie hier am Scharlachsgrund zu einem abwechslungsreichen Landschaftsbild beitragen. Auch könne Trüffelanbau kleineren Weinbaubetrieben eine zusätzliche Einnahmequelle erschließen.

Trüffel aus Franken: Am Thüngershimer Scharlachsgrund fanden sich (von links) Marc Wierer, Roman Döppler, Michael Zänglein, Lisa Röppel, Artur Steinnmann und Sabine Will mit ihrem Trüffelhund ein.
Foto: Fabian Gebert | Trüffel aus Franken: Am Thüngershimer Scharlachsgrund fanden sich (von links) Marc Wierer, Roman Döppler, Michael Zänglein, Lisa Röppel, Artur Steinnmann und Sabine Will mit ihrem Trüffelhund ein.

Wie von den LWG-Experten zu hören war, stellt sich allerdings der volle Ertrag erst nach 13 bis 14 Jahren ein. In Deutschland gebe es schon 400 Hektar Flächen für Trüffelanbau. Pro Hektar sei mit einem Ertrag von 20 bis 40 Kilogramm Trüffel im Jahr zu rechnen. Bei 700 Euro pro Kilogramm, seien das um die 14 000 Euro bis 28 000 Euro pro Hektar im Jahr. Da die Haupterntezeit für Trüffel Oktober bis Januar sei, könne Trüffelanbau neben Spargel, Obst und Wein eine zusätzliche Attraktion für Touristen sein. Davon könne die Gastronomie profitieren. 

Auch in Wäldern, die auf Kalkböden stehen, fühlt sich der Trüffel wohl und wurde einst gesammelt. Mit Beginn des 20. Jahrhunderts verschwanden die einheimischen Trüffeln aus der Küche und dem Bewusstsein der Bevölkerung. Die Trüffeln galten in der Folgezeit gemeinhin als nicht existent und waren selbst dem Blickwinkel der allermeisten Pilzexperten entschwunden, wurden unter Schutz gestellt.

Seitdem ist das Sammeln von Trüffeln, auch in kleinen Mengen, in Deutschland untersagt. Steinmann bedauert sehr, dass so jedes Jahr angeblich bis zu 20 Millionen Trüffel verrotten. Für ihn stelle sich die Frage, ob dieser Pilz noch geschützt werden müsse. Denn hier in der Plantage wie auch in freier Wildbahn würden die Myzele der Trüffel durch die Ernte nicht zerstört werden, sondern brächten im nächsten Jahr neue Pilzkörper hervor. 

 Sabine Will mit ihrem Trüffelhund 'Elli'.
Foto: Fabian Gebert |  Sabine Will mit ihrem Trüffelhund "Elli".

In der Anlage im Scharlachsgrund wurden laut Döppler Haselnusspflanzen und Eichenjünglinge gepflanzt, deren Wurzeln im Labor mit den Sporen von Trüffelpilzen infiziert wurden. Diese würde in Deutschland einzig eine Trüffelbaumschule in Radolfszell am Bodensee vertreiben. Die LWG hat mit der Gabe von Muschelkalk-Schotter Kalkgehalt und PH-Wert des Bodens erhöht. Andere Varianten würden die Erde mit Laub oder Stroh, jeweils mit und ohne Tropfbewässerung, anreichern.  

Leider fand "Elli" beim Pressetermin keine weiteren Trüffel. Damit die Medienvertreter trotzdem einen fränkischen Burgundertrüffel in natura sehen und riechen konnten, holte Zänglein ein Exemplar das in der Vorwoche gefunden worden war aus dem Kühlschrank. 

 
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    Unterstützt die LWG zukünftig auch, wenn es, nach dem Ende einer gescheiterten Drogenpolitik zu einem vermehrten Anbau von Cannabis in Unterfranken kommt.
    Denn schließlich wächst Cannabis auch im Garten.
    Immerhin ist Cannabis näher am Garten, wie der Trüffel.
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