Gerade endete an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt (FHWS) wegen der Coronavirus-Pandemie ein besonderes Semester im Fachbereich Gestaltung, der auf Kommunikations- und Informationsdesign spezialisiert ist. Erich Schöls ist seit 20 Jahren Professor für Interaktive Medien und derzeit Dekan der Fakultät Gestaltung. Im Gespräch fällt sein Fazit fällt gemischt aus, und er zieht erste Schlussfolgerungen.
Erich Schöls: Der Lockdown ging natürlich auch an uns nicht spurlos vorüber. Am 10. März kam die Nachricht vom Ministerium, den Start des Sommersemesters auf den 20. April zu verschieben. Dennoch haben wir am 11. März die Einschreibungen durchgeführt und bereits fünf Tage später mit dem Sommersemester begonnen. Die Fakultät Gestaltung hat innerhalb weniger Tage auf die digitale Lehre umgestellt und alle Veranstaltungen gemäß Stundenplan angeboten.
Schöls: Es hat funktioniert, aber eine Design-Ausbildung ohne direkten, praktischen Austausch ist unvollständig. Als wir dann Ende April einzelne Studierende unter strengen Vorgaben wieder in die Labore lassen durften, konnte die Fakultät wenigstens in Teilen so etwas wie Normalität bieten. Allerdings waren die Prozesse extrem aufwändig und bedeuteten sehr viel zusätzliche Arbeit.
Schöls: Der Studiendekan der Fakultät Gestaltung führte zwei Evaluationen durch, immer mit der Digitalisierung der Lehrveranstaltungen im Mittelpunkt. Nach der ersten Erhebung Ende April/Anfang Mai wurde die digitale Lehre insgesamt mit "gut" bewertet. Zum Semesterende zeigte die neuerliche Befragung jedoch, dass den Studierenden die Einschränkungen digitaler Lehrformate auf lange Strecke bewusster wurden. Und vor allem sahen sie Defizite bei der eigenen Motivation und dem direkten Austausch auf fachlicher und persönlicher Ebene.
Schöls: Es waren wertvolle Erfahrungen, und ohne die technischen Möglichkeiten wäre pandemiebedingt überhaupt keine Lehre möglich gewesen. Für das kommende Wintersemester bieten wir so viel Präsenzlehre wie möglich an – natürlich abhängig von der Infektionslage und im Rahmen der Vorgaben. Wir haben die Auslastungsmöglichkeiten aller Räume bewertet, um möglichst vielen Studierenden die Ausbildung vor Ort anzubieten. Wir werden Veranstaltungen auf mehrere Räume verteilen, Zeitfenster besser ausnützen und eventuell größere Gruppen im wöchentlichen Wechsel unterrichten. Sollte es ganz schlimm kommen, dann kennen und können wir jetzt die digitale Lehre.
Schöls: Bei der Sichtung der eingereichten Mappen haben uns als Fakultät die Vorteile beim digitalisierten Bewerbungsverfahren sehr beeindruckt. Sie haben den Prozess deutlich vereinfacht und insgesamt stark optimiert – übrigens nicht nur für die Fakultät, sondern auch für die Bewerber.
Schöls: Die Bewerberinnen und Bewerber stellen meist aufwendige Mappen zusammen, die sowohl in der Herstellung als auch im Versand viel Geld kosten. Nun können die Arbeitsproben ganz einfach als PDF-Datei verschickt werden und lassen sich gegebenenfalls mit wenig Anpassungen auch an einer anderen Hochschule einreichen. In Bayern haben sich die Dekane der Designhochschulen im Vorfeld regelmäßig ausgetauscht, um von den jeweiligen Erfahrungen bei der digitalen Bewerbung zu profitieren. Soweit ich weiß waren die Erkenntnisse sehr positiv und insgesamt wurden überall gute Bewerberzahlen erreicht. In Würzburg freuen wir uns natürlich sehr darüber, dass die Zahl der Einreichungen im Vergleich zu den anderen Standorten außerordentlich hoch war.