An Musikfestivals herrscht in Würzburg wahrlich kein Mangel. Ob Klassik oder Jazz, Liedermacher oder Weltmusik, Neue oder Alte Musik – fast alle Sparten haben im Laufe des Jahres ihr eigenes Festival in der Stadt. Jetzt kommt noch ein weiteres hinzu, das sich dem „Neuen Lied“ verpflichtet sieht. Mit vollem Namen heißt es „Internationales Festival für Neues Kunstlied“ und soll zum ersten Mal am 15. Dezember im Burkardushaus stattfinden. Unterstützt wird die von der Pianistin Esthea Kruger organisierte Veranstaltung vom Tonkünstlerverband Würzburg.
Das neue Festival, das künftig jährlich stattfinden soll, hat sich zum Ziel gesetzt, das „Neue Lied“ nicht nur einem „klassischen“ Publikum zu präsentieren, sondern es will auch neue Zuhörer in die Konzerte locken, um diesen die Klangwelt der Neuen Musik zu eröffnen, heißt es in einer Pressemitteilung. Deshalb wird es vor allen Konzerten erläuternde Einführungen geben. Um Barrieren erst gar nicht entstehen zu lassen, ist der Eintritt zu den Veranstaltungen frei.
Drei Konzerte an einem Tag
Das Premieren-Programm im Kardinal-Döpfner-Saal des Burkardus-Hauses ist in drei Teile gegliedert. Der erste besteht aus Kompositionen von Claus Kühnl, Wilhelm Killmayer und Moritz Eggert, wobei ein Komponistenporträt von Kühnl im Mittelpunkt steht. Der 1957 geborene Komponist, der in Frankfurt am Main lebt, wird - vor dem eigentlichen Konzertbeginn um 11 Uhr - ab 10. 30 Uhr in einem Gespräch über seine Arbeit Auskunft geben. Im Konzert sind dann vier Kompositionen von ihm zu hören, darunter eine eigens für das Festival entstandene Gedicht-Vertonung. Den Werken Kühnls werden ein Werk des Münchner Komponisten Eggert, einem ehemaligen Schüler Kühnls, und Lieder von Moritz Eggert, der Kühnl in seinen frühen Kompositionen beeinflusst hat, zur Seite gestellt.
Das zweite Konzert beginnt um 16 Uhr und ist dem Avantgarde-Lied gewidmet. Nach der Einführung von Hansjörg Ewert (15.30 Uhr) stehen laut Ankündigung „zwei radikale Werke der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts“ von George Crumb und Salvatore Sciarrino auf dem Programm. Die Zuhörer können dabei neben „experimentellen Klangwelten“ auch „schöne melodische Linien“ erleben, heißt es in der Ankündigung.
Mit dem abschließenden Abendkonzert ab 19.30 Uhr wird der 110. Geburtstag von Olivier Messiaen, einem der bedeutendsten Vertreter der klassischen Moderne, mit dessen drei wichtigsten Gesangszyklen gefeiert, darunter der monumentale und nur selten auf der Konzertbühne zu hörende Zyklus „Harawi“. Einleitende Worte spricht um 19 Uhr Hansjörg Ewert.
Die teilnehmenden Künstler
Das neue Festival hat sich zum Ziel gesetzt, den Austausch und die Zusammenarbeit von renommierten und noch unbekannten, jungen Musikern zu fördern. Deshalb reicht das Spektrum der teilnehmenden Künstler von weltweit bekannten Musikern bis hin zu Studierenden, die sich noch am Anfang ihrer Karriere befinden.
Als Gesangssolisten sind dabei: Der Tenor Maximilian Argmann, der an der Würzburger Musikhochschule studierte und unter anderem am Staatstheater Meiningen, im Leipziger Gewandhaus und am Theater Koblenz gastierte. 2016/17 war er Ensemblemitglied am Mainfranken Theater in Würzburg. Die kanadische Mezzosopranistin Sarah Champion studierte in Montreal und London und tritt regelmäßig als Solistin in Nordamerika, Großbritannien und Europa mit namhaften Ensembles auf. Die Sopranistin Silke Evers repräsentiert das Mainfranken Theater beim Festival, wo sie seit 2003 festes Ensemblemitglied ist. Daneben gastierte sie an Opernhäusern wie in Meiningen, Kassel, Augsburg und Chemnitz. Sie ist mit vielen Preisen ausgezeichnet und regelmäßig in großen Konzertsälen zu Gast.
Internationale Mitwirkende
Bariton Tohru Iguchi ist in ganz Europa, aber auch in Japan ein gern gesehener Gast. Die aus Coburg stammende Mezzosopranistin Nora Meyer studierte Gesang an der Würzburger Musikhochschule, wo sie erste Erfahrungen in verschiedenen Opernproduktionen sammelte. Sopranistin Andrea Oswald studierte am Konservatorium in Wien. Ein Schwerpunkt ihrer Tätigkeit liegt auf dem Kunstlied. Sopranistin Theresa Maria Romes studierte ebenfalls an der Würzburger Musikhochschule, erhielt mehrere Stipendien und gewann bereits mehrere Preise. Trotz ihres jungen Altes, sie ist 1992 geboren, konzertiert sie regelmäßig in ganz Europa.
Als Klavierbegleiter fungieren: Alexander Fleischer studierte an der Berliner Hochschule für Musik „Hans Eisler“, besuchte zahlreiche Meisterkurse und wurde bei internationalen Festivals mit Preisen ausgezeichnet. Seit 2015 ist er Dozent für Liedgestaltung an der Würzburger Musikhochschule. Gerold Huber studierte als Stipendiat an der Münchner Musikhochschule. Er besuchte die Liedklasse von Dietrich Fischer–Dieskau und bildet seit Schülertagen ein festes Lied-Duo mit Bariton Christian Gerhaher. Er ist regelmäßiger Gast bei renommierten internationalen Festivals.
Festivalleiterin aus Südafrika
Festivalleiterin Esthea Kruger studierte Klavier in ihrer südafrikanischen Heimat, wo sie ihr Studium als Jahrgangsbeste abschloss. 2012 begann sie ihr Studium in Würzburg bei Bernd Glemser, das sie 2015 erfolgreich abschloss. Esthea Kruger lebt in Würzburg. Sie ist Preisträgerin mehrerer Wettbewerbe und bildet seit 2015 ein festes Lied-Duo mit Theresa Romes.