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Eibelstadt
Feldgeschworenentag in Eibelstadt: Die Siebener kennen kein Nachwuchsproblem
Sträußchen aus Feldblumen überreichte eine Passantin den Feldgeschworenen bei ihrem Festzug in die Eibelstadter Pfarrkirche.
Foto: Antje Roscoe | Sträußchen aus Feldblumen überreichte eine Passantin den Feldgeschworenen bei ihrem Festzug in die Eibelstadter Pfarrkirche.
Antje Roscoe
 |  aktualisiert: 09.02.2024 13:22 Uhr

Beflaggung, Fahnenabordnungen, die Musik der Feuerwehrkapelle, die festlich geschmückte Stadtkirche und Feldblumensträußchen aus der Bevölkerung: Eibelstadt hatte sich fein gemacht für den Festtag der Feldgeschworenenvereinigung Ochsenfurt. Sie stehen durch die Jahrhunderte für Kontinuität und scheinen selbst heute, wo der Personalmangel grassiert, nicht mal ein Nachwuchsproblem zu haben.

Tatsächlich gibt es in jedem Dorf des Feldgeschworenenverbands Ochsenfurt aktive Siebener. In den kleineren Ortschaften seien es manchmal auch nur vier, aber ein Nachwuchsproblem? "Nein, eigentlich nicht" sagt Vorsitzender Werner Wenninger. Etwa zwei Drittel der 286 Aktiven und 32 passiven Mitglieder waren diesmal zum Feldgeschworenentag gekommen, einem mit dem Verbandstag verbunden Festtag. Vier neue Siebener wurden feierlich aufgenommenen: Max Nörpel aus Oesfeld, Andreas Korbmann und Matthias Zehnter aus Rittershausen sowie Johannes Kreußer aus Röttingen.

Es könnten sich im Notfall auch Siebener benachbarter Ortschaften untereinander aushelfen, so Wenninger. Nicht nötig, winken Martin Geißler und Jürgen Breunig ab, beide Stadträte und Siebener für ihr Weinbaustädtchen Eibelstadt. Bei dem, was hier zu tun ist, käme man auch zu viert klar, wie das früheste Eibelstadter Feldgeschworenen-Gremium, von dem Anfang des 16. Jahrhunderts nachzulesen ist.

Digitalisierung ersetzt die klassische Arbeit der Feldgeschworenen 

Seit der Weinbergsumlegung Mitte der 1970er Jahre habe man in den Weinbergen fast nichts mehr zu tun. Die Reihen sind auf Jahrzehnte fest, die Grenzen digital erfasst. Ackerflächen hat Eibelstadt nicht viele und keinen einzige Ackerbau-Betrieb mehr. Das ist ein deutlicher Unterschied zu Gau-Gemeinden. Das Gewerbegebiet und das Baugebiet am Mühlweg waren die letzten klassischen Einsätze mit dem Setzen neuer Grenzsteine – einmal im Jahr vielleicht auch eine Grundstücksteilung, berichten Geißler und Breunig.

Im Rahmen eines Festgottesdienstes wurden (von links) Matthias Zehnter und Andreas Korbmann (beide Rittershausen), Max Nörpel (Oesfeld) und Johannes Kreußer (Röttingen) durch Landrat Thomas Eberth, Anton Lesch und Werner Wenninger, den beiden Vorsitzenden der Feldgeschworenenvereinigung Ochsenfurt, feierlich in den Kreis der Siebener aufgenommen. 
Foto: Ulla Jänicke | Im Rahmen eines Festgottesdienstes wurden (von links) Matthias Zehnter und Andreas Korbmann (beide Rittershausen), Max Nörpel (Oesfeld) und Johannes Kreußer (Röttingen) durch Landrat Thomas Eberth, Anton Lesch und ...

In der relativ kleinen Eibelstadter Flur seien im Wesentlichen "Bestandserhaltung" angesagt und öffentliche Flurgänge, um das Bewusstsein der Bürger für die örtliche Flur zu schärfen; denn Veränderungen gibt es dort sehr wohl. "Eklatant für mich ist, dass das Obst immer weniger geworden ist", beobachtet Martin Geißler. Der Erwerbsobstbau sei im Verschwinden. Was folgt? Ackerland, Biotope oder Streuobst, mutmaßen die beiden.

Eibelstadts Grenzstreitigkeiten mit Randersacker und Sommerhausen 

Da hatte Bürgermeister Markus Schenk bei der Kundgebung auf dem Heumarkt beim Streifzug durch die Stadtgeschichte von viel dramatischeren Zeiten berichtet, und von Ärger nach allen Seiten. Fast 100 Jahre hatte der Streit mit Randersacker um Steuern aus der Flurlage Daburg ab 1565 gedauert. "Diese Unstimmigkeiten mit den Nachbargemeinden sind keineswegs nur auf Eibelstadt begrenzt. Mangels genauer Vermessungstechnik waren diese gang und gäbe", so Schenk.

Unter den langjährigen Mitgliedern dankte Werner Wenninger(von links), der Vorsitzende der Feldgeschworenenvereinigung, vor allem Hans Heßmann aus Eibelstadt und Alfred Neeser aus Burgerroth, die das Siebeneramt seit 60 Jahren bekleiden. 
Foto: Antje Roscoe | Unter den langjährigen Mitgliedern dankte Werner Wenninger(von links), der Vorsitzende der Feldgeschworenenvereinigung, vor allem Hans Heßmann aus Eibelstadt und Alfred Neeser aus Burgerroth, die das Siebeneramt seit ...

Dank Feldgeschworener und Vermessungsamt würden solche Probleme heute in Frieden und Eintracht gelöst. Offen sei da nur noch die Sache mit dem Eibelstadter Altenberg, mahnen die Eibelstadter Feldgeschworenen siegesgewiss neckend bei dem Sommerhäuser Wenninger an, denn die Weine vom Altenberg werden von Sommerhäuser Winzern als Sommerhäuser Steinbach verkauft. Das regele spätestens 2025 das neue Weingesetz mit den Orts- und Lagenweinen, für den Bezeichnung die Gemarkung entscheidend sei.

Geprägt aber war der Siebenertag von Abschieden, nachdem langjährige Ansprechpartner in den Ämtern in den Ruhestand gehen: Emil Fischer, Leiter des Amtes für Digitalisierung, Breitband und Vermessung in Würzburg, und Hermann Hehn von der Fachabteilung Tiefbau, Geodaten und Vermessung der Stadt Würzburg. Fischer, der sich stets als "Dienstleister" gesehen und bewiesen hatte, so Bürgermeister Schenk im Namen der Feldgeschworenen, habe über 40 Jahre mit großartigem Engagement, mit offenem Ohr, mit Gelassenheit und Stringenz gearbeitet. Und Hehn, der diesmal mit seinem Vergleich zwischen Grenzstein und Siebener erbaulich-philosophische Aspekte beleuchtete – sie wurden beide mit aufrichtigem Applaus gewürdigt.

In Baldersheim wird der nächste Siebenertag stattfinden, am 4. Mai 2024. Dort ist gleichzeitig das 100-jährige Bestehen der Feldgeschworenenvereinigung Ochsenfurt zu feiern. 

 
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